"Zwei Riesen der Formel-1-Geschichte" Vettel und Alonso bringen die Magie zurück

Düsseldorf · Sebastian Vettel konnte seine Enttäuschung am Ende dann doch nicht verbergen, auch wenn sein Lausbubenlächeln immer mal wieder aufblitzte. Denn der 27-Jährige durfte mit seinem Red Bull beim Großen Preis von Großbritannien endlich mal wieder ans Limit gehen.

Sebastian Vettel und Fernando Alonso bringen die Magie zurück
Foto: dpa, gc ase

Und nach einer Formel-1-Saison mit zahlreichen Pleiten, Pech und Pannen auch darüber hinaus. Sein Zweikampf mit Fernando Alonso erinnerte an die erbitterten Duelle der vergangenen Jahre, als es zwischen Vettel und dem Spanier regelmäßig um den WM-Titel ging. 2014 stritten die Beiden um den fünften Platz. Schenkten sich nichts. Gingen volles Risiko. Rad an Rad. Mit einem Punktsieg für Vettel.

Nur ein kleiner Trost

Wer Vettel kennt, weiß jedoch, dass dies für den ehrgeizigen Heppenheimer nur ein kleiner Trost ist. "Wenn du gegen ihn fährst, ist es immer hart. Ich hätte schneller fahren können, wäre vielleicht noch einen Platz nach vorn gekommen, aber letztlich haben wir uns heute für die falsche Strategie entschieden. Eigentlich hätte ich mir Platz drei erhofft. Das Podium wäre leicht möglich gewesen", sagte Vettel nach dem Rennen in Silverstone.

Von der Presse wurde das Duell ausgiebig gefeiert — kein Wunder in Zeiten allzu dominierender Mercedes-Silberpfeile, allzu leiser Motoren und allzu langweiligen Rennen. "Die Spannung ging vor allem aus dem engen Duell zwischen Vettel und Alonso hervor", schrieb die "Daily Mail", und die spanische "Marca" jubelte: "Sebastian Vettel und Fernando Alonso wurden über zwölf Runden zu den Protagonisten und schenkten allen Zuschauern zwischenzeitlich mal wieder die Magie des großen Zirkus."

Die "AS" lobte: Sebastian Vettel untermauert, dass er vier Mal Weltmeister ist, weil er ein Großer ist. Es war das Duell zweier Riesen der Geschichte: Alonso gegen Vettel."

Für derlei Lob kann sich Vettel natürlich nicht viel kaufen, denn die zwei Riesen fahren der Konkurrenz für ihre Verhältnisse und Ansprüche nur hinterher. Hinzu kam: Vettel fuhr mal wieder hinter seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo durchs Ziel. Der Australier hatte auf nur einen Boxenstopp gesetzt, Vettel auf deren zwei inklusive, hinzu kam ein völlig verpatzter Start. So kam es, dass Vettel von Startplatz zwei auf Rang fünf zurückfiel, Ricciardo von acht auf drei fuhr und mit Sieger Lewis Hamilton und dem Zweiten Valtteri Bottas auf dem Podium stand.

Heimliche Helden

Heimliche Helden waren aber Alonso und Vettel, die sich nicht nur auf der Strecke beharkten, sondern auch per Funk. Nicht nur die Zuschauer hatten ihren Spaß an dem Trash Talk. Thema waren die Streckenbegrenzungen, die beide Piloten großzügig auslegten.

"Ich denke, er hat sich über mich beschwert, ich habe mich über ihn beschwert, das war von außen betrachtet ganz witzig. Die Streckenlimits sind halt da, und da gab es zwei, drei Warnungen im Rennen. Ich habe in den Spiegel geschaut, und Sebastian war öfter draußen als ich", sagte Alonso und fügte an: "Ich habe dann gefragt: 'Die Streckenbegrenzungen gelten doch für alle, oder nicht?'"

Vettel kennt die Spielereien mit den Streckenlimits. "Ich wusste genau, wer dafür verantwortlich war, als ich angewiesen wurde, die Streckenbegrenzung zu beachten. Ich musste die ganze Zeit lachen und dachte mir: Das kann ich auch. Ich hatte auch die beste Position, um zu sehen, wie er neben die Strecke fuhr", erzählte Vettel.

DRS in Kurve 9?

Schließlich schwärzte Alonso seinen Kontrahenten noch an und unterstellte ihm, den Heckflügel regelwidrig in Kurve 9 flachgestellt zu haben. "Aber das geht doch gar nicht, weil da gar keine DRS-Zone ist. Vielleicht hat er in seinen Spiegel geschaut und gesehen, wie er seinen benutzt", meinte Vettel.

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren gaben sich beide nach dem Rennen aber wieder handzahm. "Das ist ganz normal bei dem Adrenalin, wenn man im Auto sitzt. Aber sonst hat es Spaß gemacht. Es war ein respektvoller Kampf, und ich hoffe, die Leute hatten Spaß", sagte Alonso, der früher gerne mal mit martialischen Samurai-Sprüchen Psychospielchen gegen Vettel anzettelte. Und Vettel? "Wir respektieren uns, und das zählt am Ende auch. Es war ein spannendes Duell."

Wenn auch nur um Platz fünf.

(are)
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