Borussia Mönchengladbach Ein wichtiges unwichtiges Spiel

Barcelona · Mönchengladbach will sich in der Champions League in Barcelona Selbstvertrauen für die Bundesliga holen.

Borussia Mönchengladbach: Abschlusstraining im Camp Nou beim FC Barcelona
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Borussia trainiert im Camp Nou

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Foto: afp

An der Oberfläche ist es purer Luxus für Borussia Mönchengladbach. Ein Pflichtspiel beim FC Barcelona in der Champions League, vor dem die Faktenlage klar definiert ist: Alle Entscheidungen sind gefallen in der Gruppe, Barca wird als Erster ins Achtelfinale einziehen und die Borussen als Dritter in die Europa League. Es klingt nach einem Abend zum Genießen, eben weil das Spiel ein Muster ohne sportlichen Wert ist. Aber ist es wirklich nur ein Lustspiel? "Nein", sagt Vize-Präsident Rainer Bonhof, "es gibt kein Spiel ohne Wert."

Schon gar nicht für ein Team, das in der Bundesliga kriselt und der Abstiegszone mit nur 13 Punkten aus 13 Spielen immer näherkommt. So ein Team kann Spiele gut gebrauchen, in denen es keinen großen Druck hat, um mal befreit der Arbeit nachzugehen. "Wir können uns in Barcelona mit einem guten Spiel Selbstvertrauen holen für die letzten drei Aufgaben in der Bundesliga", sagt Bonhof. Womit wir wieder beim Luxus sind: Wer bei einem der besten Teams der Welt antritt, der wird nicht nur daran gemessen, ob er gewinnt. Schon ein respektabler Auftritt kann ein positives Gefühl geben. Diesen Luxus gibt es in der Bundesliga nicht mehr. Da müssen Ergebnisse her, egal wie. Das Spiel bei Barca, nebenbei der Klub des Ex-Gladbach-Torwarts Marc-André ter Stegen, ist also keines, das freischwebt in Zeit und Raum.

Es wird auch zunächst mal der vorerst letzte Auftritt in der Champions League sein - und die Borussen wollen weiterhin einen guten Eindruck hinterlassen. Bis zu 8000 Fans sind da, und die offizielle Reisegruppe aus Gladbach ist größer als bei allen andere bisherigen Europareisen. Der Barcelona-Trip ist eine Prestige-Angelegenheit.

Schon deswegen sollte es kein Debakel geben, so wie es Bayer Leverkusen im März 2012 in Barcelona erlebte beim 1:7. "Das ist schon hängengeblieben", erinnerte sich der damalige Bayer-Trainer Robin Dutt bei Sky. Ein Ergebnis dieser Art würde für die Gladbacher nach dem 1:4 beim BVB doch arg kontraproduktiv sein und die Unruhe und den Druck vor dem Spiel gegen Mainz weiter erhöhen. Zudem würde das angeknackste Selbstvertrauen weiter beschädigt. "Wir fahren nicht ins Camp Nou, um eine Klatsche zu kriegen. Wir wollen nachher in den Spiegel schauen können und sagen: Wir haben alles gegeben", erklärt Mönchengladbachs Stürmer André Hahn entsprechend. Es werde für die meisten Borussen das "größte Erlebnis" ihrer bisherigen Karriere sein, weiß Hahn. Doch sie dürfen nicht in Ehrfurcht erstarren. "Wir wollen etwas holen", sagt Thorgan Hazard. Immerhin geht es noch darum, ob die Borussen in Lostopf eins oder zwei für das Sechzehntel-Finale der Europa League landen - und ob sie zunächst auswärts oder daheim spielen.

Wie ein klarer Sieg im Camp Nou geht, davon kann Bonhof berichten. Als Profi bei Borussia hat er nie gegen Barca gespielt (es ist das zweite Pflichtspiel zwischen beiden Klubs nach dem Hinspiel), aber mit dem 1. FC Köln. "Im Uefa-Cup haben wir 1980 zu Hause 0:1 verloren, dort aber 4:0 gewonnen", sagt Bonhof.

Eine Kopie der Story (Gladbach verlor das Hinspiel 1:2) ist schwer vorstellbar heute, zumal Barca trotz des bereits sicheren Spitzenplatzes nicht alle Stars schonen wird. Lionel Messi wird dabei sein, das hat Trainer Luis Enrique verkündet. Das gibt dem Abend natürlich besonderen Glanz. So ist es zwar sportlich ein Lust-Spiel, aber wertiger, als es an der Oberfläche wirkt.

(kk)
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