Borussia Mönchengladbach Die Besten im Westen

Mönchengladbach · Nach dem 3:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen ist Borussia Mönchengladbach die erste Teilnahme an der Champions League praktisch nicht mehr zu nehmen. Der Klub kann mit Einnahmen von 20 Millionen Euro planen.

Borussia Mönchengladbach: die Einzelkritik nach dem Sieg gegen Bayer 04
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Gladbach - Leverkusen: die Borussen in der Einzelkritik

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Wenn es einmal gut läuft, wirken selbst entfernte Details auf einmal wunderbar stimmig in einem strahlenden Gesamtbild. So hatte Borussia Mönchengladbach bereits vor einiger Zeit den Entschluss gefasst, zur kommenden Saison ein neues Lautsprechersystem in ihrem Stadion zu installieren. Und über diese neuen Lautsprecher wird, das bezweifeln nach dem vorentscheidenden 3:0 gegen Bayer Leverkusen nur noch Berufspessimisten, ab Herbst in mindestens drei Heimspielen nun die bedeutungsschwangere Hymne der Champions League durch den Borussia-Park schallen.

Mit fünf Punkten Vorsprung auf Bayer 04 geht Gladbach in die letzten beiden Partien. Ein Sieg genügt, um die niederrheinische Erfolgsgeschichte mit der Premiere in der Gruppenphase der Königsklasse zu krönen. "Wer hätte vor der Saison gedacht, dass wir zwei Spieltage vor Schluss so dastehen? Mein Traum, mit Borussia Champions League zu spielen, wird in Erfüllung gehen, da bin ich mir sicher", sagt Mittelfeldregisseur Granit Xhaka.

Die frenetisch-euphorische Stimmung am Samstag im Stadion erinnerte viele Beobachter an die Atmosphäre aus dem Mai 2011, als Igor de Camargo in letzter Sekunde einen 1:0-Sieg im Relegations-Hinspiel gegen den VfL Bochum herausschoss und so den Grundstein dafür legte, dass Borussia überhaupt in der Ersten Liga blieb. Vier Jahre später hat Lucien Favre, der Retter von damals, aus dem Abstiegskandidaten Borussia eine Spitzenmannschaft geformt. Eine, die in Sachen Spielkultur Maßstäbe setzt und einen Rekord nach dem nächsten aus der eigenen Vereinshistorie pulverisiert.

"Für uns als Sportler wie auch für den Verein und die Fans ist das kaum in Worte zu fassen, so schön ist das. Man arbeitet immer darauf hin, mal Champions League zu spielen, und wenn es dann mal klappt, wonach es ja jetzt aussieht, dann ist das einfach toll", sagt Patrick Herrmann, mit einer Vorlage und einem Tor Mann des Tages beim Sieg gegen die Werkself. Die anderen beiden Treffer für vor allem nach der Pause überlegenen Gastgeber erzielten Max Kruse und Ibrahima Traoré.

So rosig sich die Gegenwart für die Gladbacher darstellt, so rosig sind die Aussichten, die den fünfmaligen Deutschen Meister mit der Champions-League-Teilnahme erwarten. Denn der lukrativste aller Klubwettbewerbe ist ab der kommenden Spielzeit noch einmal lukrativer. Um im Schnitt 44 Prozent erhöht die Uefa die Prämien. Zwölf Millionen Euro Startgeld gibt es pro Verein allein für die Gruppenphase, mit dem Anteil an den TV-Erlösen und garantiert drei ausverkauften Heimspielen kann selbst ein stets konservativ rechnender Geschäftsführer Stephan Schippers mit Einnahmen von mehr als 20 Millionen Euro kalkulieren. Hinzu kommt, dass die Abstinenz von Dortmund und Schalke dazu führen dürfte, dass Free-TV-Rechte-Inhaber ZDF Borussia von der Attraktivität für ein Live-Spiel her direkt hinter den Bayern einsortiert.

Die Königklasse hievt Borussia also erneut auf ein anderes Level - finanziell, sportlich, image- und vermarktungstechnisch. Doch die Macher um Favre, Schippers und Sportdirektor Max Eberl werden auch in den rosarotesten Momenten nicht müde zu betonen, dass man auch mit den Champions-League-Millionen nicht das Kaufhaus des Westens wiedereröffnet. "Wir werden keine verrückten Dinge machen", sagt Eberl. Indes wissen sie auch bei Borussia, dass das Attribut "Champions-League-Teilnehmer" einen selbst zwar für Spieler interessanter macht, gleichzeitig aber eben auch Bemühungen um Spieler automatisch kostspieliger werden lässt.

Auch wenn in Christoph Kramer (zurück nach Leverkusen) und Kruse (nach Wolfsburg) zwei Stützen die Fohlen verlassen, bleibt man in Gladbach gelassen, denn das Gros des Kaders bleibt zusammen, ein überragender Xhaka bleibt "zu 100 Prozent" - das stellte er am Samstag noch mal klar - Favre bleibt, und das Vertrauen in Eberls glückliches Händchen bei Neuzugängen ist über die vergangenen Jahre gereift. Und dass man in dieser Saison neben Bayer auch die Bayern, Schalke, Dortmund und Wolfsburg besiegen konnte, schafft Zuversicht, auch in der Königsklasse gegen die zu erwartenden dicken Brocken nicht chancenlos zu sein. Denn chancenlos war diese Borussia schon lange nicht mehr in einem Spiel.

(RP)
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