Borussia Mönchengladbach Stindl gibt dem Aufschwung ein Gesicht

Mönchengladbach · Borussias Trainer Dieter Hecking mahnt noch, aber auch er sieht beim 3:0 gegen Freiburg: Gladbach ist zurück in der Spur. Einer der Hoffnungsträger fehlt am nächsten Spieltag in Bremen gelbgesperrt.

Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg: Einzelkritik
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Foto: dpa, fg

Caglar Söyüncü hat im vergangenen Sommer einen mutigen Schritt gewagt. Mit 20 Jahren wechselte er aus der türkischen Millionenstadt Izmir an den Rand des Schwarzwaldes nach Freiburg. Ohne Fremdsprachenkenntnisse muss sich der Innenverteidiger seitdem vor allem auf non-verbale Eindrücke verlassen. "Es läuft alles so geordnet ab. Ich habe hier noch niemanden hupen gehört", bemerkte er vor ein paar Wochen.

Am Samstag hat Söyüncü auf seiner Dienstreise an den Niederrhein einen in Baden aufgewachsenen Herrn kennengelernt, der abseits des Fußballplatzes als ruhiger Zeitgenosse gilt. Doch auf dem Rasen kann Borussia Mönchengladbachs Kapitän Lars Stindl schon mal zum Drängler werden.

So hatte er im Duell mit Söyüncü bereits seine fünfte Gelbe Karte der Saison gesehen, war knapp an der Gelb-Roten vorbeigeschrammt und hatte vergeblich einen Elfmeter gefordert, bevor sich ihre Wege in der 73. Minute zum vierten Mal kreuzten. Stindl zog mit einer Körpertäuschung an Söyüncü vorbei und nutzte seinen Vorsprung, um den Ball aus 18 Metern ins Tor zu schlenzen. Mit dem 1:0 bog Borussia auf die Siegerstraße ein. Raffael und Patrick Herrmann, der nach drei Monaten sein Comeback feierte, erhöhten noch auf 3:0.

Stindl ist eines der Gesichter des Aufschwungs unter Dieter Hecking. Der neue Trainer hat Gladbach binnen drei Spielen bis auf einen Punkt an den neunten Platz herangeführt. Den "Rucksack", den Manager Max Eberl nach der schwachen Hinrunde unter André Schubert Stück für Stück ablegen wollte, pfeffert Borussia gerade in die Ecke.

Null Auswärtssiege, null Kopfballtore, null Jokertore, nur fünf Tore in der zweiten Halbzeit hatte Gladbach geschafft, bis Hecking übernahm. Nach dem 3:0 gegen Freiburg und dem 3:2 in Leverkusen sind die Nullen Vergangenheit, die Null steht dafür öfter hinten. Zudem hat Borussia in der Schlussphase eines Spiels plötzlich wieder Kraftreserven.

Da wäre also Kapitän Stindl, der vorangeht und über den Christoph Kramer sagte: "Ich hatte immer das Gefühl, wenn einer das Tor macht, wird er es sein." Auch Kramer verkörpert neuerdings das, was sie in Gladbach von ihm erwarten. Mit Mo Dahoud ackert er im Maschinenraum des modernen Fußballs, auf der Doppelsechs vor der Abwehr. Gegen Freiburg liefen die beiden erneut am meisten und gewannen 21 von 29 Zweikämpfen.

Beim 2:0 verbündete sich Dahoud mit Raffael, da zeigten beide, dass sie die besten Fußballer in Borussias Kader sind. Bei aller Freude über die vorläufige Wende hört Hecking aber nicht auf, zu mäßigen und zu mahnen. "Das darf natürlich nicht in Überheblichkeit ausarten, aber dafür bin ich ja da", sagte er.

Kollege Christian Streich konnte mit der Leistung seiner Mannschaft ebenfalls einverstanden sein. "Wir haben malocht, aber so ist das in der Bundesliga — am Ende verlierst du so ein Spiel 0:3", sagte Streich. Borussia hatte dem Druck des Aufsteigers auch mit dem nötigen Glück standgehalten und in den entscheidenden Szenen ihre individuelle Qualität ausgespielt.

Dass Söyüncü nicht viele Zweikämpfe verliere, merkte Freiburgs Trainer noch an. Nur zwei waren es am Samstag, der Türke zählt in der Bundesliga zu den Besten, was diese Statistik angeht. Damit kann er sich trösten, genau wie mit dem achten Tabellenplatz, den Freiburg nach 19 Spielen belegt. Wenn die Gladbacher den Schwung des Neustarts unter Hecking konservieren, dürften sie bald hupend vorbeiziehen. Morgen geht es im DFB-Pokal erst einmal gegen Fürth.

(RP)
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