Borussia Mönchengladbach Talente auf dem (Ab)Sprung

Mönchengladbach · Andreas Christensen wird im Sommer zum FC Chelsesa zurückkehren. Bei Mo Dahoud gibt es einige Anzeichen, dass er Gladbach verlassen und zum BVB gehen wird. Die Verluste werden schmerzen, doch es gibt Nachfolge-Kandidaten im Kader.

 Mo Dahoud und Andreas Christensen jubeln gemeinsam mit Jonas Hofmann über ein Tor.

Mo Dahoud und Andreas Christensen jubeln gemeinsam mit Jonas Hofmann über ein Tor.

Foto: afp, PST

Mo Dahoud und Andreas Christensen haben viel gemeinsam. So sprechen sie beide nicht gern, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Dahoud hat bisher in seiner Karriere vielleicht eine Handvoll Interviews gegeben, meist gibt es von seiner Seite nur Nonverbales zu den Spielen, einen hochgereckten Daumen zum Beispiel. Andreas Christensen hat meist auch nicht viel Lust auf langes Erzählen, wenn er spricht (was selten vorkommt), dann eher kurz und knapp. Beide Borussen lassen lieber Leistungen auf dem Rasen sprechen. In einer Zeit, da viel geplappert wird allenthalben, ist das vielleicht nicht mal der schlechteste Ansatz.

Gerade was Dahoud angeht, gibt es natürlich eine lange Anfrageliste für Interviews, schließlich würde jeder gern der Erste sein, der melden kann, wie sie denn nun tatsächlich ausschaut, die Zukunftsplanung des Deutsch-Syrers. Wenn Spieler in seinem Alter, mit zarten 21, auf dem Sprung sind, ist zumeist der nächste Schritt gemeint: sich durchzusetzen, sich zu etablieren. Das aber hat Dahoud ebenso wie Christensen schon hinter sich. Beide gehören zu den Jahrgangsbesten in Europa auf ihrer jeweiligen Position. Borussia hat da zwei glitzernde Perlen. Doch beide sind wohl auf dem Absprung.

Dass Christensen nach zwei Jahren Leihe zurückkehrt zum FC Chelsea und dieser den Dänen auch behalten wird, steht längst fest. "Wie es im Moment aussieht, wird er im Sommer nach London zurückkehren. Chelsea will Andreas schon lange zurück, aber der Leihvertrag hat eine vorzeitige Rückkehr unmöglich gemacht", sagte Christensens Vater Sten schon im Januar der dänischen Zeitung BT. Bei Dahoud gibt es derlei klare Aussagen nicht. Borussia hat dem Mittelfeldstrategen ein Angebot vorgelegt, zuletzt noch mal, und wartet nun auf eine Antwort. Es geht darum, den bis 2018 datierten Vertrag zu deutlich verbesserten Konditionen zu verlängern. Doch Dahoud zögert schon lange, sich für eine weitere Zusammenarbeit zu entscheiden, und stets ranken sich Gerüchte um das Interesse anderer Klubs aus dem In- und Ausland an dem Hochbegabten. Und wenn sich das Zögern hinzieht, ist es meist kein gutes Zeichen, sondern bedeutet: Es wird schwierig bis unmöglich, den Spieler zu halten. Zumal sich Menschen, die sich gut bei Borussia Dortmund auskennen, recht sicher sind, dass Dahoud in der nächsten Saison zwar Borusse sein wird, jedoch ein schwarz-gelber. Dazu passt, dass sich Dahoud, mithin Wunschspieler von BVB-Coach Thomas Tuchel, bereits Immobilien in der Nähe von Dortmund angeschaut haben soll. Fest steht noch nichts, aber da könnte ein Umzug anstehen.

Christensen und vor allem Dahoud werden sich wohl einreihen in jene Schar der Borussen-Talente, die nicht zu halten waren, als die Großen kamen und mit ganz anderen finanziellen oder sportlichen Perspektiven winkten. Unter anderem Stielike, Matthäus, Effenberg, Jansen, Marin, Reus, ter Stegen. Für Christensen wird Borussia, das ist die Natur der Sache (Leihe), kein Geld bekommen, auch wenn sie seinen Marktwert deutlich gesteigert hat, derzeit dürfte er 20 bis 30 Millionen Euro wert sein. Ähnliche Summen kann Borussia für Dahoud aufrufen. Nach Informationen unserer Redaktion gibt es keine Ausstiegsklausel in Dahouds Vertrag. Den Dahoud-Erlös würde Borussia für die Nachfolger-Suche zur Verfügung haben, sondiert wird der Markt längst, sowohl nach dem nächsten Christensen als auch nach dem nächsten Dahoud.

Andreas Christensen: Ein Weltklasse-Abwehrtalent
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Das ist Andreas Christensen

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Allerdings gibt es im eigenen Hause auch Kandidaten für die Nachfolge: Nico Elvedi und Laszlo Benés. Elvedi hat bereits nachgewiesen, dass er ein junger, moderner Innenverteidiger sein kann, als er ein Fixpunkt in der Dreierkette von Ex-Trainer André Schubert war. Derzeit ist er bei Dieter Hecking eher außen in der Viererkette eingeplant, doch könnte er gleichwohl auch innen spielen. Noch hat er nicht die Klasse Christensens, doch hat der Schweizer gezeigt, dass er an seinen Aufgaben wachsen kann. Benés hat soeben erstmals seine Visitenkarte abgegeben in der Bundesliga. Er bekam für den Kurzauftritt gegen den FC Bayern gute Kritiken. Benés ist eine andere Art Sechser als Dahoud, doch auch einer, der ein Spiel initiieren kann, ein guter Standard-Schütze, auch einer, der den entscheidenden Pass spielen kann. Die natürliche Genialität Dahouds hat er womöglich nicht, doch das könnte er mit seinem Spielwitz wettmachen. Wie Dahoud mag auch er das Risiko - damit kann man den Unterschied ausmachen. Elvedi und Benés sind Talente auf dem Sprung und ein Teil der Borussia-Zukunft.

Verluste schmerzen dennoch immer, vor allem, wenn es um Hoffnungsträger geht, daran haben sich die Gladbacher gewöhnt. Doch wer etwas verliert, hat Freiraum für Neues, zuweilen auch für Überraschungen. Als Marko Marin 2009 ging, riefen nicht wenige Experten das Ende aller Fußballfreuden in Gladbach aus. Dann kam ein gewisser Marco Reus, der bis dahin allenfalls ein Geheimtipp war ...

(kk)
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