Borussia Mönchengladbach Hazards Fingerzeig

Krefeld · Der junge Belgier gilt als großes Talent. Borussias Trainer Lucien Favre will ihn entwickeln. Hazards Lieblingsposition ist die im offensiven Zentrum. Beim Pokalsieg beim FC St. Pauli durfte er dort am Ende spielen und schoss ein Tor. Damit hat er sich um einen Startelfplatz morgen beim Bundesliga-Auftakt in Dortmund beworben. Beim BVB könnten gerade seine Qualitäten im Offensivspiel der Gladbacher gefragt sein.

Thorgan Hazard: Kleiner Bruder von Eden bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Thorgan Hazard

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Foto: dpa/Marius Becker

Wenn Lucien Favre über Thorgan Hazard spricht, gerät Borussias Trainer zuweilen ins Schwärmen. "Er hat viel Potenzial, kann sehr gut Fußball spielen, er versteht Fußball, ist schnell, kann Tore machen und Standards schießen", sagte Favre gestern. Das ist für seine Verhältnisse eine fast schon euphorische Beschreibung eines Spielers, ansonsten mag es Favre nicht, allzu ausführlich über Einzelne seiner Anvertrauten zu sprechen.

Hazard ist eines der großen Projekte des Schweizers in dieser Saison. Er will das Talent, das in seiner Heimat Belgien nahezu als Wunderkind gilt, formen. Dazu gehört bei Favre der behutsame Reifeprozess. In der vergangenen Saison, als Hazard zunächst vom großen FC Chelsea ausgeliehen und später für acht Millionen Euro fix verpflichtet wurde, war er vor allem Teilzeitarbeiter und musste sich oft in Geduld üben. Die fordert Favre von jungen Spielern stets ein.

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Dafür bekommen sie eine richtig gute Ausbildung. Favre gilt als Trainer, der Spieler besser macht, und die tun gut daran, Favres detaillierte Tipps anzunehmen. Hazard macht das. Er ist begierig, zu lernen, das attestiert ihm der Trainer. Hazard hat sich für den Borussia-Weg bewusst entschieden. Beim FC Chelsea, wohin er zusammen mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Eden wechselte, sah er keine Perspektive für sich. Eden ist an der Stamford Bridge längst ein Star, in der vergangenen Saison wurde er zum besten Spieler der Premiere League gewählt. "Ich muss mehr für meine Ziele arbeiten", sagte Thorgan. Zunächst wurde er von Chelsea an den belgischen Erstligisten Zulte Waregem ausgeliehen, dann an Gladbach, das ihn dann kaufte als Investition in die Zukunft.

Favre hat viel mit Hazard vor. Er soll, irgendwann Favres Lieblingsschüler Raffael (30) beerben als kreatives Zentrum des Borussen-Spiels. Dass Hazard seit dieser Saison die Nummer 10 bekommen hat, ist ein deutlicher Hinweis darauf.

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Das entspricht auch dem Selbstverständnis des Spielers. "Der Trainer weiß, dass ich am besten auf der Zehn bin", sagte Hazard. Was aber nicht als Forderung missverstanden werden darf. Seine Lieblingsposition ist sein Fernziel, und er weiß, dass der Weg dahin zum einen über die Joker-Rolle führen kann, oder aber über den Job auf dem Flügel. "Jedes Spiel ist gut für mich, egal auf welcher Position - und wenn ich eingewechselt werde, will ich mich zeigen und etwas bewegen", sagte Hazard.

Im Pokalspiel beim FC St. Pauli tat er das. Hazard wurde eingewechselt - als Sturmpartner des Mannes, dessen Kronprinz er ist: Raffael. "Er ist ein toller Spieler, ich mag es, mit ihm zu spielen, wir haben dieselbe Idee vom Fußball, wir denken das Spiel gleich", sagte Hazard. Die beiden Feintechniker können es auch zusammen, das unterstrichen sie am Montag nachhaltig: Raffael passte den Ball perfekt in die Tiefe, Hazard nahm die Kugel elegant mit und schob sie hernach sicher ins St. Pauli-Tor zum 4:1-Endstand. Ein Treffer, der ein deutlicher Fingerzeig in Richtung des Trainers war, das weiß Hazard. Er hat sich mit seiner Aktion um einem Platz in der Startelf für den Bundesliga-Auftakt morgen in Dortmund beworben.

Dass Favre einem Angriffsduo mit zwei "Zehnern" und ohne echten Stürmer nicht abgeneigt ist, ist bekannt. Zudem tut sich Josip Drmic, der Zukauf aus Leverkusen, noch schwer, sich ans Gladbacher Angriffsspiel zu adaptieren, das war in Hamburg zu besichtigen. Und: Drmic ist ein Stürmer, der sich gern im oder um den Strafraum tummelt. Weswegen er möglicherweise am Samstag nicht ganz ins offensive Konzept seines Trainers passt.

Favre hat bei seiner Videoanalyse des Gegners herausgefunden, dass der BVB auch unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel "ein starkes Gegenpressing spielt", also sein Spiel weit nach vorn schiebt. Schnelle, wuselige Angreifer können dann mit Geschwindigkeit in die freien Räume hinter der BVB-Defensive stoßen, wenn sie die passenden Pässe bekommen - Pässe wie der, den Raffael in Hamburg auf Hazard, der schnell, technisch versiert und kaltschnäuzig reagierte.

André Hahn, der für so einen Job ob seiner Schnelligkeit ebenfalls in Frage kommen würde, ist noch im Aufbautraining und wird in Dortmund fehlen. Bleibt Hazard. "Es ist möglich, dass es ein paar Wechsel geben wird, aber das entscheide ich erst morgen nach dem Abschlusstraining", schloss Favre gestern eine Rotation nicht aus. "Wir werden sehen, was der Trainer entscheidet", sagte Hazard. Dass er bereit ist, wenn die Wahl auf ihn fällt, hat er in Hamburg gezeigt.

(RP)
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