Borussia Mönchengladbach Borussias Doppelsechs ist reifer geworden

Fussball · Granit Xhaka (22) und Christoph Kramer (23) bilden seit sieben Spielen das Duo im zentralen Mittelfeld. Beide waren im Sommer bei der Weltmeisterschaft. Sie haben in Brasilien wichtige Erfahrungen gemacht und viel gelernt.

 Christoph Kramer und Granit Xhaka haben bei der WM viel gelernt.

Christoph Kramer und Granit Xhaka haben bei der WM viel gelernt.

Foto: dpa, Marius Becker

Granit Xhaka hat Lionel Messi getroffen. Christoph Kramer auch. Beide Borussen haben bei der Weltmeisterschaft in Brasilien gegen Argentinien und seinen kleinen Wunderfußballer gespielt. Xhaka scheiterte mit der Schweiz beim Weltturnier im Achteltelfinale an den Argentiniern, Kramer besiegte sie mit Deutschland im WM-Finale. Für beide Gladbacher Sechser waren die WM-Wochen eine wichtige Erfahrung, sie haben viel gelernt in Südamerika. Borussia profitiert jetzt davon. Denn die Doppelsechs hat sich entwickelt.

Xhaka, der in seinen ersten beiden Spielzeiten als Borusse zuweilen etwas hyperaktiv auf dem Feld unterwegs war und in jedem Spiel merklich die Welt verändern wollte, ist eindeutig ruhiger geworden. Kaum einmal versucht der Schweizer Überpässe, das reduziert seine Fehlerquote immens. Xhaka ist mit einer neuen Sachlichkeit unterwegs - und auch kein Kartensammler mehr wie im Jahr zuvor, als er zehn Gelbe und eine Gelb-Rote Karte zu sehen bekam. Und Kramer, der Dauerläufer, rennt nicht mehr so nassforsch nach vorn wie zuweilen in der vergangenen Saison, er ist umsichtiger geworden, zudem ist aus dem schüchternen Burschen, der aus der Zweiten Liga kam, ein selbstbewusster Anführer-Typ geworden. Er spricht viel, er dirigiert - wie Xhaka. "Kommunikation ist wichtig, gerade auf der Position. Wir ergänzen uns gut und passen zusammen", sagt der Schweizer.

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Dass er nun die Ruhe weg hat, liegt "vielleicht daran, dass ich jetzt 22 bin", befand Xhaka am Samstag nach dem 2:1 in Paderborn grinsend. Es hatte just an diesem Tag Geburtstag. "Wir dürfen nicht vergessen, dass Granit 19 war, als er zu uns kam. Darum ist es normal, dass er sich entwickelt. Dafür ist nicht nur die WM-Teilnahme verantwortlich, sondern auch die zwei Jahre, die er jetzt bei uns ist. Wir wussten, dass er kreativ ist, als wir ihn aus Basel geholt haben. Granit arbeitet in der Defensive jetzt sehr clever, er hält seine Position und macht keine Fehler im Spielaufbau", sagt Sportdirektor Max Eberl über den Mittelfeldmann, der 2012 für rund neun Millionen Euro kam.

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Kramer ist ein Jahr älter als sein Nebenmann, er ist eine Leihgabe aus Leverkusen. Bei ihm ist der WM-Effekt frappierend. "Natürlich bringt man ein ganz anderes Selbstvertrauen mit, wenn man Weltmeister geworden ist", sagt Kramer. Er setzt das auf dem Rasen in pure Energie um. "Chris hat sich in seinem ersten Bundesliga-Jahr zu einem Erstligaspieler auf gutem Niveau entwickelt, die WM und sein Kopf tragen dazu bei, dass er jetzt den nächsten Schritt macht", lobt Eberl.

Die besondere Qualität der Doppelsechs ist die Passsicherheit. 88 Prozent seiner Pässe bringt Kramer an den Mann, bei Xhaka sind es 85 Prozent im Schnitt. Zuletzt in Paderborn hatten beide Werte über 90 Prozent. Die Sechser sind durch ihre Laufarbeit und die ordentliche Zweikampfstärke (im Schnitt über 50 Prozent) mitverantwortlich für die defensive Stabilität des Teams. Nach vorn muss vor allem Kramer kreativer sein als bislang, doch immerhin haben beide in dieser Saison schon getroffen. "Auf der Position trägt man viel Verantwortung. Granit und Chris haben sich fußballerisch und als Persönlichkeit weiterentwickelt", stellt Eberl fest. Das indes, so der Manager, gelte auch für den dritten Mann auf der Position, Havard Nordtveit (24). "Sie haben alle den zweiten und dritten Schritt gemacht, aber noch nicht den letzten", resümiert Eberl.

Nordtveit ist aber hintendran. In den letzten sieben Spielen setzte Trainer Lucien Favre auf das Gespann, das mit Rückenwind von der WM zurückkam. "Die Erfahrungen, die sie dort gemacht haben, bringen sie natürlich weiter", sagt Lucien Favre. Vor allem sieht er die Entwicklung bei Xhaka, den er in der Rückrunde der Vorsaison oft in die zweite Reihe versetzte, weil ihm sein Landsmann zu flapsig war. "Man macht sicher Fehler und lernt daraus. Ich habe mir die Spiele der letzten Saison angeschaut und die Szenen, die zu den Gelben Karten führten. Ich versuche das, was ich das falsch gemacht habe, nicht mehr zu machen", erklärt Xhaka. "Ich bin glücklich, dass es so gut läuft", sagt er. Nun freut sich der "Basler Junge" auf das Europa-League-Spiel beim FC Zürich. Borussias gereifte Doppelsechs will auch da für Ruhe und Ordnung sorgen.

(RP)
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