Bremer korrigiert Elfmeterpfiff in Nürnberg Hunt und das schlechte Gewissen

Nürnberg · Der Bremer Kapitän "beichtet" bei Schiedsrichter Gräfe, der daraufhin einen Strafstoß zurücknimmt. Nürnbergs Campana verschuldet beide Gegentore.

Bundesliga 13/14: Hunt korrigiert Elfmeter-Pfiff in Nürnberg
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Eine Viertelstunde war noch zu spielen. Es stand 2:0 für Werder Bremen beim 1. FC Nürnberg, da wollte Aaron Hunt noch einen Elfmeter provozieren. Dies gelang grandios, es war die hohe Schule der Schauspielkunst. Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin) pfiff nach dem Zweikampf mit Verteidiger Javier Pinola auch sofort. Ausgeführt wurde der Elfmeter aber nicht. Hunt hatte ein schlechtes Gewissen bekommen. Er beichtete — Gräfe gab Schiedsrichterball.

"Ich wollte den Kontakt", berichtete Hunt hinterher, "er war auch da, aber ich habe doch eher eingefädelt." Der Kapitän des SV Werder handelte. "Es war schnell klar für mich, dass ich da die Wahrheit sage. So wollen wir kein Spiel gewinnen, auch, wenn es der Abstiegskampf ist", sagte Hunt. Von Pinola gab es einen dankbaren Händedruck. Er müsse "den Hut ziehen" vor Hunt, betonte der Nürnberger Mike Frantz, "das zeigt, warum er Kapitän ist".

Mal abgesehen davon, dass Hunt der Frage auswich, was er getan hätte, wäre das Spiel nicht bereits entschieden gewesen: Über seine Bedeutung für Werder Bremen (spielt seit 143 Jahren für den Klub) gibt es derzeit keine zwei Meinungen. Kapitän ist er, und er zeigt Führungsqualitäten. Beim 1:0 vor einer Woche gegen den Hamburger SV leitete er den Siegtreffer mit einem Hackentrick ein, gegen Nürnberg wuchtete er den Ball vor dem Führungstreffer durch den starken Franco Di Santo (40.) an die Latte.

Am Ende standen die Gastgeber wieder ohne etwas Zählbares da. Trainer Gertjan Verbeek betonte dennoch, seine Mannschaft habe "überragend" gespielt. Mike Frantz urteilte unwidersprochen: "Wir waren eindeutig die bessere Mannschaft." Sogar Bremens Trainer Robin Dutt fand lobende Worte: "Ein richtig starker Gegner." Am Ende aber hatte nur eine Aussage Gültigkeit: "Das Entscheidende ist", sagte Javier Pinola, "dass wir verloren haben."

Nürnberg war das überlegene Team: 66 Prozent Ballbesitz, das sagt viel, aber eben nicht alles. "Wenn man so überragend spielt", sagte Verbeek, "dann muss man auch mal ein Tor machen." Sonst passiert, was zum Grundgesetz des Fußballs zu gehören scheint: Der Gegner trifft. Der große Unglücksrabe hieß Jose Campana. Der Junioren-Nationalspieler aus Spanien, im Winter auf Leihbasis von Crystal Palace London geholt, spielte erstmals von Beginn an. Auch, weil dem Club sechs potenzielle Spieler für die erste Elf fehlten. Campana machte seine Sache gut, er hatte 90 Ballkontakte — doch vor beiden Treffern verlor er den Ball. "Er ist ein guter Spieler, ein Kreativspieler, er ist erst 20 — da kann so etwas schon mal passieren", sagte Verbeek milde.

(SID)
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