Neuer Skandal im Fußball-Weltverband Sieben Fifa-Funktionäre in Auslieferungshaft

Zürich · Kurz vor dem Fifa-Kongress hat die Kantonspolizei Zürich am frühen Mittwochmorgen sieben Funktionäre des Weltfußballverbands festgenommen. Sie sollen in die USA ausgeliefert werden. Präsident Sepp Blatter ist auf freiem Fuß.

Die Fifa – ein Verein macht Milliardenumsatz
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Foto: AFP

Die Funktionäre residierten im Luxushotel Baur au Lac in Zürich. Dort beginnt am Freitag das jährliche Treffen des Weltverbandes, in dessen Rahmen unter anderem Blatter seine Wiederwahl anstrebt. Die Beamten kamen gegen 6 Uhr morgens ohne Vorankündigung in die Unterkunft am Zürichsee und ließen sich Zimmerschlüssel aushängen.

Nach offiziellen Angaben wurden "auf Anordnung des Bundesamtes für Justiz (BJ) sieben Fußballfunktionäre festgenommen und in Auslieferungshaft genommen. Sie werden verdächtigt, Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben." In der Mitteilung des Bundesamtes heißt es dazu: "Die mutmaßlichen Bestecher — Vertreter von Sportmedien und von Sportvermarktungsunternehmen — sollen in Zahlungen an hochrangige Fußballfunktionäre — Delegierte der Fifa und andere Funktionäre von Fifa-Unterorganisationen — in Höhe von über 100 Millionen Dollar verwickelt gewesen sein."

Als Gegenleistung sollen diese bei der Austragung von Fußballturnieren in den USA und Lateinamerika die Medien-, Vermarktungs- und Sponsoringrechte erhalten haben. "Diese Straftaten sind gemäß Verhaftsersuchen in den USA abgesprochen und vorbereitet worden; zudem sind Zahlungen über US-Banken abgewickelt worden. Die Kantonspolizei Zürich führt am MIttwoch im Auftrag des BJ Anhörungen zu den US-Verhaftsersuchen durch.

Der New-York-Times-Reporter Michael S. Schmidt twitterte aus dem Hotel und berichtete von Festnahmen. Die Betroffenen seien jedoch nicht in Handschellen abgeführt worden, die Lage insgesamt friedlich.

Andere Bilder zeigen, wie Hotelmitarbeiter Bettlaken hochhalten, um die Festgenommenen vor den Blicken der Journalisten und Fotografen zu schützen.

Eine Stellungnahme der Fifa stand vorerst noch aus. Ein Sprecher sagte lediglich, man habe Kenntnis von den Medienberichten über die Aktion in Zürich. Sepp Blatter gehöre nicht zu den Beschuldigten. Der 79-Jährige geht als großer Favorit in die Wahl für eine fünfte Amtszeit am Freitag. Einziger Gegenkandidat ist Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien. Er sprach von einem "traurigen Tag für den Fußball". Mit Verweis auf den weiteren Verlauf der Untersuchungen und Maßnahmen sei es aber nicht angemessen, "zum jetzigen Zeitpunkt darüber hinaus" Kommentare abzugeben, hieß es in einer Mitteilung des jordanischen Verbandschefs. Die Auswirkungen der Vorgänge vom Mittwochmorgen auf den Kongress sind noch nicht abzusehen. Für 11 Uhr hat die Fifa eine Pressekonferenz angesetzt.

Die "New York Times" spricht von 14 Angeklagten, darunter neun Funktionäre, und beruft sich auf Beamte, die unmittelbar mit dem Fall beschäftigt sind. Die Namen decken sich mit dem Hinweis der Schweizer Behörden auf Vorgänge in den USA und Lateinamerika. Darunter sind demnach:

  • Jeffrey Webb von den Cayman Islands, einer der acht Vizepräsidenten des Fifa-Exekutivkomitees, Präsident des nord- und mittelamerikanischen Verbandes Concacaf
  • Jack Warner, ein ehemaliges Mitglied des Komitees aus Trinidad und Tobago, von 1990 bis 2011 Concacaf-Präsident
  • Eugenio Figueredo, bis vor kurzem Präsident des südamerikanischen Verbandes Conmebol und ebenfalls ein Vizepräsident des Exekutivkomitees

Nach Angaben der BBC planen das FBI und der Attorney General der Vereinigten Staaten für 16.30 Uhr (MESZ) eine Pressekonferenz in New York City.

(dpa/sid/AP)
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