Handball-WM Matchwinner Weinhold feiert mit Cola

Die deutschen Handballer haben beim imponierenden Auftakterfolg gegen Polen reichlich Selbstvertrauen getankt. Mit einem Sieg am Sonntag gegen Russland wäre das Minimalziel Achtelfinale fast schon erreicht.

 Steffen Weinhold steuerte neun Tore zum Auftaktsieg des DHB-Teams bei.

Steffen Weinhold steuerte neun Tore zum Auftaktsieg des DHB-Teams bei.

Foto: dpa

Den perfekten WM-Auftakt der deutschen Handballer feierte Matchwinner Steffen Weinhold mit Ken Follett und einer Dose Cola. Beim Roman "Kinder der Freiheit" des britischen Bestseller-Autors entspannte der Linkshänder nach dem imponierenden 29:26-Erfolg gegen Polen und lud seine Akkus für die nächste schwere Aufgabe gegen den dreimaligen Weltmeister Russland am Sonntag (17 Uhr/Live-Ticker) auf.

"Ich freue mich, dass ich der Mannschaft helfen konnte und wir die Partie gewonnen haben. Das gibt Selbstvertrauen", sagte Weinhold am Tag nach seinem Gala-Auftritt mit neun Feldtoren: "Jetzt ist die Anfangsnervosität bei allen weg und wir sind im Turnier drin."

Das Kraftpaket des THW Kiel warnte aber davor, sich auf dem Weg ins angestrebte Achtelfinale zurückzulehnen. "Das war letztendlich nur ein Spiel. Jetzt wollen wir gegen die Russen nachlegen", sagte Weinhold, der gegen Polen mit seinem schnörkellosen und dynamischen Spiel aus einer starken Mannschaft herausragte.

Auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson, der seinen Rückraumspieler mit einem Sonderlob bedachte ("Steffen ist vorneweg marschiert"), wollte am Samstag nicht mehr lang zurückblicken und legte den Fokus auf die Partie gegen Russland, das die deutsche Gruppe D nach einem 27:17-Kantersieg gegen Saudi-Arabien anführt. "Das ist ein absolutes 50:50-Spiel. Wenn wir fokussiert bleiben, haben wir gute Chancen, den nächsten Sieg einzufahren", sagte der Isländer.

Bei der Verbandsspitze herrschte nach dem gelungenen Start große Erleichterung. "Das war extrem wichtig. Die Mannschaft hat jetzt das Bewusstsein, solche Spiele gewinnen zu können", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning: "Wir haben es geschafft, kritische Phasen als Mannschaft zu überstehen. Das ist das ganz große Plus."

Einen großen Anteil daran trägt Bundestrainer Sigurdsson. Der Isländer strahlte an der Seitenlinie im Gegensatz zu seinem Vorgänger Martin Heuberger stets Ruhe aus und ließ selbst in kniffligen Situationen keinen Zweifel daran, wie sehr er seinem Kader, in dem nicht weniger als fünf WM-Debütanten stehen, vertraut. "Er hat viele Dinge richtig gemacht", sagte Hanning. Das Spiel gegen Polen könne "aber erst der Anfang gewesen sein".

Akute Absturzgefahr sieht der Verbandsvize nicht. "Diese Mannschaft ist in sich schon sehr stabil dafür, dass sie neu zusammengesetzt ist. Ich glaube nicht, dass es schnell kippen kann", sagte Hanning: "Nun gilt es, die Tür zum Achtelfinale weit aufzustoßen. Das ist und bleibt das erklärte Ziel."

Mit dem viermaligen Olympiasieger Russland wartet am Sonntag ein unangenehmer Gegner auf die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB). Nach dem Viertelfinaleinzug 2013 hat sich die Mannschaft von Trainer Oleg Kuleschow in diesem Jahr Platz sieben auf die Fahnen geschrieben. Die Stärken Russlands liegen in einer kompakten Defensive, aus der die Mannschaft immer wieder über Gegenstöße zum Erfolg kommt.

Seitdem der frühere Weltklasse-Spielmacher Kuleschow 2012 das Ruder bei der einst so stolzen Handball-Nation übernahm, geht es wieder bergauf. "Er ist ein richtig cleverer Typ", sagte Coach Sigurdsson über seinen Trainerkollegen. Er habe den russischen Handball schneller und moderner gemacht. "Sie spielen nicht mehr den Macho-Handball der vergangenen Jahre. Das sieht gut aus für die Zukunft", so Sigurdsson.

Geht es nach ihm, darf der ganz große Aufschwung des russischen Handballs aber gerne noch ein wenig auf sich warten lassen.

(sid)
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