Facebook, Selfies und Gezwitscher Özil ist deutscher Social-Media-König

Köln · Wenn Mesut Özil zu seiner Fangemeinde spricht, hängen über 35 Millionen Menschen an seinen Lippen. Oder besser gesagt: an seinen Händen. Facebook-Einträge, Fotos und Tweets sind Özils direkter Kanal zu seinen Anhängern, der 26 Jahre alte Fußball-Weltmeister vom FC Arsenal inszeniert sich in den sozialen Netzwerken wie kein anderer deutscher Sportler.

Mesut Özil ist der beliebteste deutsche Sportler bei Facebook
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Die Top Ten der deutschen Sportler bei Facebook

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Foto: dpa, geb hak

"Özil wird sehr gut und professionell vermarktet, was nicht zuletzt seine Werbedeals mit adidas und Cyrus Watches sowie seine Social-Media-Auftritte zeigen", sagte Andre Bühler. Für den Direktor des Deutschen Instituts für Sportmarketing ist Özil ein Paradebeispiel für gezielte Eigenwerbung im sozialen Netz.

Özil ist durch das Internet vollends zur Marke geworden. Die Rechnung dabei ist einfach: Je mehr Gefolgsleute der im Netz populärste deutsche Sportler durch Dienste wie Facebook (27,1 Millionen) und Twitter (8,5 Millionen) sammelt, desto interessanter wird der Spielmacher für die großen Konzerne. Doch Werbung allein reicht nicht mehr.

Nach Deutschlands phänomenalem 7:1 im WM-Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien tröstete Özil die Unterlegenen via Twitter: "Dieses Spiel wird euren Stolz nicht zerstören." Über 124.000-mal wurde die Botschaft re-tweeted, also von anderen wiederholt. Özil war fortan nicht mehr nur Werbestar sondern auch mitfühlender Gutmensch.

Top Ten der Sportler bei Twitter
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Top Ten der Sportler bei Twitter

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Die großen Sportstars wissen längst um die Bedeutung der sozialen Netzwerke. PR-Agenturen füttern für sie die Kanäle mit Bildern und geschickt eingebundenen Werbebotschaften. Reichweite ist das Kalkül: Wenn Social-Media-König Cristiano Ronaldo seinen neuen Schuh präsentiert, sehen das über 103 Millionen Facebook-Fans und 31,8 Millionen Follower bei Twitter.

In Deutschland sind die Zahlen deutlich kleiner. Hinter Özil liegt Marco Reus von Borussia Dortmund bei Facebook auf Rang zwei (11,1 Millionen Fans) vor Mario Götze (9,5). Abseits des Fußballs schrumpfen die Zahlen schnell. NBA-Star Dirk Nowitzki (2,8) kann gerade noch mithalten, die Fangemeinde von Robert Harting, immerhin Diskus-Olympiasieger, ist mit knapp 41.000 überschaubar.

Eines der wichtigsten Elemente im Social Web sind Bilder - möglichst mit dem Star selbst. Der unumstrittene Selfie-König ist Lukas Podolski, sein Bild von sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Pokal nach dem Sieg im WM-Finale erhielt bis heute über 26.390 Re-Tweets, das Selfie ist für Fußballer und Fans zur digitalen Autogrammkarte geworden.

Cristiano Ronaldo führt Facebook-Ranking der Sportler an
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Top Ten der Sportler bei Facebook

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Foto: dpa, a hak

"Die meisten deutschen Nationalspieler sind absolute Medienprofis, die um ihre Wirkung wissen", sagte Marketing-Experte Bühler, steigende Anhängerzahlen seien zudem "ein unglaublich gutes Vermarktungsargument". Die direkte Kommunikation mit den Fans ohne die klassischen Medien als Mittler macht es den Sportlern leicht, und die Anhänger sind dicht dran.

Dass Aussagen in den sozialen Kanälen durchaus Sprengkraft haben, erfuhr Jermaine Jones kürzlich. "Ich sage dazu nur 'Horst Heldt'... Wem gibst Du nun die Schuld? Es ist schlimm, dass jemand einen Verein derart ruinieren kann", twitterte der ehemalige Bundesligaprofi nach dem 0:5 seines Ex-Klubs Schalke 04 in der Champions League gegen den FC Chelsea und lieferte den klassischen Medien damit reichlich Gesprächsstoff.

(sid)
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