Tony Martin bei der Tour de France Etappensiege, Stürze und das Gelbe Trikot

Amiens · Die Fahrt in das Gelbe Trikot ist der bisherige Höhepunkt in der Tour-Karriere des deutschen Radprofis Tony Martin. Seine Geschichte bei der Großen Schleife ist von Erfolgen, aber auch von schweren Rückschlägen geprägt.

Tony Martin im Porträt
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Das ist Tony Martin

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2009: Im Alter von 24 Jahren erfüllt sich für Martin ein Traum, am 4. Juli startet er erstmals bei der Tour de France und lässt beim Grand Depart in Monaco gleich aufhorchen. Im Einzelzeitfahren belegt der Debütant einen starken achten Platz. Zwei Tage später setzt sich Martin an die Spitze der Nachwuchswertung und erobert das Weiße Trikot des besten Jungprofis. Auf der Königsetappe zum Mont Ventoux wächst Martin über sich hinaus und wird nur knapp hinter dem Spanier Juan Manuel Garate Zweiter.

2010: Die starken Leistungen des Vorjahres haben die Erwartungshaltung gesteigert. Beim Prolog in Rotterdam gilt Martin als Kandidat für das Gelbe Trikot, doch einsetzender Nieselregen erschwert seine Fahrt. Martins Zeit ist gut, doch Fabian Cancellara, der drei Monate später zum zweiten Mal Weltmeister in der Disziplin werden sollte, hat bei aufklarendem Himmel das bessere Ende für sich. Im zweiten Einzelzeitfahren der Rundfahrt hat Martin erneut gegen den Schweizer das Nachsehen.

2011: Das Warten hat ein Ende. Im Zeitfahren der vorletzten Etappe in Grenoble am 23. Juli gewinnt Martin erstmals eine Etappe beim wichtigsten Radrennen der Welt. Als Martin das Ziel erreicht, liegt er entkräftet auf der Straße und muss sich bis zum Auftritt von Cadel Evans gedulden. Der Australier gewinnt an diesem Tag die Tour, wird mit sieben Sekunden Rückstand auf Martin aber Zweiter.

2012: Beim Prolog in Lüttich will sich Martin holen, was ihm zwei Jahre zuvor verwehrt geblieben war: das Gelbe Trikot. Martin liegt gut im Rennen, als er sich an einer Scherbe den Hinterreifen aufschlitzt. Der Sieg und das Maillot jaune gehen erneut an Cancellara, doch die Tour der Leiden beginnt für Martin erst noch. Auf der ersten Etappe nach Seraing stürzt er und bricht sich das Kahnbein. Martin quält sich von Tag zu Tag mit dem Ziel, beim Zeitfahren der neunten Etappe nochmals anzugreifen. Martin stellt eine zwischenzeitliche Bestzeit auf, am Ende reicht es zu einem zwölften Rang. Martin steigt anschließend aus dem Rennen aus, bei den Olympischen Spielen in London holt er wenig später Silber.

2013: Der Start in die Tour wird für Martin schmerzhaft. Kurz vor dem Finale des Grand Depart auf Korsika ist er in einen schweren Massensturz verwickelt, erreicht das Ziel übersät mit Schürf- und Fleischwunden. Wie im Vorjahr leidet Martin tagelang, hält aber erneut bis zum Einzelzeitfahren durch. Am Mont-Saint-Michel werden seine Nehmerqualitäten belohnt: er gewinnt vor dem späteren Gesamtsieger Christopher Froome seine zweite Tour-Etappe und erreicht schließlich auch Paris.

2014: Im Jahr des deutschen Tour-Rekords von sieben Etappensiegen trumpft auch Martin groß auf. Auf dem Weg nach Mülhausen auf der neunten Etappe düpiert er die Konkurrenz mit einem Solo-Ritt, der in seinem dritten Etappensieg mündet. Beim Zeitfahren der vorletzten Etappe heißt der Sieger erneut: Tony Martin.

2015: Martin tritt mit dem großen Ziel an, endlich das Gelbe Trikot zu erobern. Nach den Rückschlägen von 2010 und 2012 soll der Coup beim Auftakt-Zeitfahren in Utrecht gelingen. Doch Martin scheitert, wird Zweiter hinter Rohan Dennis. Danach entwickelt sich die Jagd nach Gelb zum Drama, auf der zweiten und dritten Etappe scheitert die Mission an Nuancen. Doch am Dienstag belohnt sich Martin für die Pechsträhne, fährt auf dem Weg nach Cambrai als Solist zu seinem fünften Etappensieg und in das Maillot jaune. Der vorläufige Höhepunkt seiner Tour-Karriere ist erreicht.

(sid)
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