Biathlon-WM Doll sprintet sensationell zu Gold

Hochfilzen · Biathlet Benedikt Doll hat im Sprint von Hochfilzen sensationell die Goldmedaille gewonnen und sich erstmals zum Weltmeister gekrönt. Der 26-Jährige setzte sich ohne Schießfehler mit nur 0,7 Sekunden Vorsprung auf Johannes Thingnes Bö durch.

Biathlon: Benedikt Doll sorgt im Sprint für goldene Überraschung
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Doll sorgt im Sprint für goldene Überraschung

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Foto: dpa, msc nic

Als er den Thron endgültig erobert hatte, war Benedikt Doll außer Rand und Band. Beherzt sprang der neue Sprint-König der Biathleten in die Arme seiner Betreuer, mit ausgestreckten Armen jubelte er vor Tausenden begeisterter Fans. "Ich habe so lange auf mein perfektes Rennen gewartet. Dass es jetzt ausgerechnet bei der WM geklappt hat, ist einfach nur geil", sagte der 26-Jährige nach seinem sensationellen Erfolg.

Mit der Winzigkeit von sieben Zehntelsekunden setzte sich Doll, der zuvor noch nie ein Rennen im Weltcup gewonnen hatte, in Hochfilzen vor dem Norweger Johannes Thingnes Bö durch. Bronze über 10 km ging an Martin Fourcade (Frankreich) - der sich ebenso wie Rekordweltmeister Ole Einar Björndalen vor Doll verneigte.

Überhaupt hatte Doll nach bangen Minuten unzählige Schulterklopfer erhalten. Betreuer, Trainer und Teamkollegen gratulierten ihm für ein nicht für möglich gehaltenes Rennen, selten zuvor war er ohne Strafrunde ausgekommen. "Ich würde sagen, dass es perfektes Timing war. Wir freuen uns alle riesig für Benni", sagte der vermeintliche deutsche Medaillenfavorit Simon Schempp.

"Das ist die Krönung, ganz oben zu stehen. Es ist schön, dass es ganz nach oben gereicht hat", sagte Doll im ZDF. Er trat damit in die Fußstapfen von Teamkollege Arnd Peiffer, der 2011 der bislang letzte deutsche Sprint-Weltmeister war.

Viele hatten Doll diese Sensation zwar wegen seiner läuferischen Fähigkeiten zugetraut - aber eben nur, wenn er seine Schwäche im Stehendschießen in den Griff bekommt. Das gelang ihm bei perfekten Bedingungen in Hochfilzen auch glänzend. Der Schwarzwälder legte zudem die drittbeste Laufzeit hin und sicherte sich so verdient den Platz ganz oben. "Mir war es fast egal, ob ich Erster oder Zweiter werde", sagte Doll, der bis zum Schluss zittern musste. Bö lag lange in Führung, erst auf den letzten Metern verlor der 23-Jährige die entscheidenden Sekunden.

Für den Deutschen Skiverband (DSV) war es im dritten Rennen bereits die dritte Medaille. Am Freitag gewann Laura Dahlmeier (Partenkirchen) im Sprint Silber, nachdem die Mixedstaffel tags zuvor zum WM-Auftakt Gold geholt hatte.

Nicht ganz so gut lief der Sprint für Dolls Teamkollegen. Simon Schempp (Uhingen) schaffte es als zweitbester DSV-Skijäger aber immerhin noch auf Rang neun. Der 28-Jährige patzte bereits im Liegendschießen und musste einmal in die Strafrunde. Als Schempp in Richtung Ziel stürmte, trat er sich selbst auf den Stock und zerbrach dabei das Gerät. Schempp konnte sich nur noch mit einem Stock nach vorne schieben, ein riesiger Nachteil bei dem hohen Tempo, das kurz vor dem Ziel gegangen wird.

Auch Ex-Champion Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) landete nicht so weit vorne wie erhofft und belegte Platz zwölf. Der 29-Jährige hatte den besten Saisonstart seiner Karriere hingelegt und stand bereits zweimal auf dem Podest. Seinen WM-Sieg von 2011 konnte Peiffer aber nicht wiederholen, weil er sich zwei Fehler im zweiten Anschlag leistete.

Der frühere Doppel-Weltmeister Erik Lesser (Frankenhain) verpasste eine bessere Platzierung ebenfalls durch ein schwaches Stehendschießen. Nach drei Fehlschüssen musste sich der 28-Jährige aus Thüringen mit Rang 37 begnügen. Damit dürfte es auch unmöglich werden, seinen Titelgewinn von 2015 in der Verfolgung am Sonntag zu wiederholen.

Ebenfalls am Sonntag (10.30 Uhr/ZDF und Eurosport) hat Laura Dahlmeier als Titelverteidigerin in der Verfolgung die Chance auf ihre bereits dritte Medaille bei den laufenden Titelkämpfen. Nach Gold mit der Mixedstaffel und Silber im Sprint geht die 23-Jährige völlig gelassen in die Jagd auf Gabriela Koukalova. Die Tschechin hat nach dem Sprint am Start vier Sekunden Vorsprung auf Dahlmeier.

"Natürlich wird es am Anfang ein Zweikampf, dann schauen wir mal, wie es sich entwickelt", sagte Dahlmeier. Bereits sieben WM-Medaillen in Folge gewann sie saisonübergreifend und würde die Serie, die sie selbst "außergewöhnlich" nennt, nur zu gerne weiter ausbauen.

(seeg/sid)
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