Viertes WM-Gold Rydzek krönt sich zum König von Lahti

Lahti · Als Johannes Rydzek sein historisches viertes WM-Gold in der Tasche hatte, verneigte sich sogar der alte Hase Hermann Weinbuch voller Ehrfurcht.

Eric Frenzel und Johannes Rydzek gewinnen WM-Gold im Teamsprint
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Frenzel und Rydzek gewinnen Gold im Teamsprint

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Foto: dpa, hsc lof

"Johannes ist hier aus dem Schatten getreten, er ist jetzt selbst eine Lichtgestalt. Er kann seinen Namen zu den größten Kombinierern der Geschichte zählen", sagte der Bundestrainer nach dem goldenen Schlusspunkt von Lahti. Sein Schützling lächelte gerührt.

"Wieder ganz oben, das ist unbegreiflich", sagte Rydzek nach dem knappen und hart erkämpften Teamsprint-Triumph an der Seite von Eric Frenzel: "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das hätte ich nie und nimmer für möglich gehalten." Für Rydzek war es im vierten Wettbewerb der vierte Titel - wohl ein Rekord für die Ewigkeit.

Zehn Runden lang hatten sich Rydzek und Frenzel im Wechsel ein packendes Duell mit Norwegen geliefert, kurz vor Schluss kamen auch noch überrundete Läufer in die Quere. "Da ist mir kurz das Herz stehen geblieben", gestand Weinbuch. Doch Rydzek blieb cool, gewann den Zielsprint gegen Magnus Krog und fiel in die Arme des völlig ausgepumpten, aber am Rand mitfiebernden Frenzel.

"Es ist so geil, wieder mit Eric ganz oben zu stehen. Er hat einen genialen Job gemacht", sagte Rydzek. Auch Frenzel war nach seinem fünften WM-Titel ergriffen: "Ich habe mitgefiebert und gezittert. Aber man kann auf Johannes vertrauen, er hat das weltmeisterlich gemacht. Das war tiptop." Bronze ging an Japan.

Der 25 Jahre alte Rydzek hat damit seinen Platz in den Geschichtsbüchern schon jetzt sicher. Nie zuvor hat ein Kombinierer viermal Gold bei einer WM geholt, mit insgesamt sechs Titeln ist er zudem alleiniger Rekordweltmeister. "Der Ritschi ist so cool, der macht zurzeit alles richtig. Ich bin immer noch ganz ergriffen. Es war ein so geiles Rennen", sagte Weinbuch.

Und nicht nur das: Für den Deutschen Skiverband (DSV) war der Sieg des überragenden Duos bereits die sechste Goldmedaille der Titelkämpfe in Finnland. Damit knackte der DSV den 43 Jahre alten deutschen WM-Rekord. 1974 hatte die DDR im schwedischen Falun fünfmal Gold und sechsmal Silber geholt.

Vor dem Wettkampf hatte Weinbuch noch geunkt: "Im Teamsprint ist das Gold am unsichersten, da kann am meisten passieren." Nach dem Springen ging es dann auch äußerst eng zu: Frenzel (125,5 m) und Rydzek (122,0 m) fanden sich bei schwierigen Bedingungen auf Rang zwei wieder, 16 Sekunden hinter Frankreich. "Wir hätten nicht kürzer springen dürfen, dann hätte es heute nicht gereicht", sagte Rydzek.

In der Loipe schloss Deutschland schnell auf und lag zur Halbzeit inmitten einer Fünfergruppe. Im nassen Neuschnee entwickelte sich auf der letzten Runde ein Duell zwischen Rydzek und Magnus Krog, das der Deutsche mit einen eindrucksvollen Antritt für sich entschied. "Was da nach zwei Wochen noch für ein Dampf drin ist - unglaublich", sagte Weinbuch.

Seinen Hut vor Rydzek zog auch der bisherige Rekordweltmeister Bjarte Engen Vik. "Johannes ist ein würdiger Nachfolger als Rekordhalter", sagte der Norweger, der zwischen 1995 und 2001 fünf Gold- und drei Silbermedaillen bei Weltmeisterschaften gewonnen hatte, der Rheinischen Post: "Was die Deutschen leisten, ist wirklich erstaunlich. Sie haben neue Standards gesetzt."

Für die deutschen "Dominierer" endete die WM mit zahlreichen Rekorden. Nie zuvor hat eine Nation viermal Gold bei einer WM geholt, auch die insgesamt sechs Medaillen sind eine Bestmarke. Über allem steht aber Rydzeks Rekord mit vier Goldmedaillen - wohl für die Ewigkeit.

(sid)
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