Im Trump-Tower Das Drei-Billionen-Dollar-Treffen

New York · Im Wahlkampf haben sich viele Silicon Valley-Chefs gegen Donald Trump stark gemacht. Nun müssen sie mit ihm klarkommen – und beide Seiten zeigen sich dabei erstaunlich geschmeidig.

Im Wahlkampf haben sich viele Silicon Valley-Chefs gegen Donald Trump stark gemacht. Nun müssen sie mit ihm klarkommen — und beide Seiten zeigen sich dabei erstaunlich geschmeidig.

Donald Trump ist ein sehr reicher Mann. Doch es gibt Runden, in denen selbst das Firmen-Imperium des künftigen US-Präsidenten klein wirkt. Denn der künftige US-Präsident hatte Vertreter der wichtigsten Tech-Konzerne des Landes in den 25. Stock des Trump-Towers in New York eingeladen — und plötzlich saß er mit Vertretern der wertvollsten Unternehmen der Welt an einem Tisch.

Im Wahlkampf hatten die Chefs von Amazon, Apple und Co. noch überwiegend Trumps Gegnerin Hillary Clinton unterstützt, während Trump in seinen Reden gegen das Silicon Valley wetterte. Nun müssen beide Seiten miteinander klar kommen. Denn Trump wird bald einer der mächtigsten Männer der Welt sein — und die Tech-Konzerne repräsentieren eine Wirtschaftsmacht, gegen die die meisten Staatshaushalte lächerlich erscheinen. Auf unglaubliche rund drei Billionen US-Dollar (knapp 2,8 Billionen Euro) summieren sich allein die Firmenwerte der Unternehmen, die Vertreter zum Treffen am Mittwochabend geschickt hatten.

Dass es überhaupt zu dem Treffen kam, dürfte wohl auch das Verdient von Trumps Berater Peter Thiel sein. Der deutschstämmige Investor war einer der wenigen Köpfe aus dem Silicon Valley, der sich bereits während des Wahlkampfes für Trump ausgesprochen hatte. Er soll das Treffen mit den Tech-Chefs mit eingefädelt haben.

Beim zweistündigen Termin zeigten die unterschiedlichen Lager dann, was sie verbindet: Sie alle sind Geschäftsmänner — also gingen beide Seiten aufeinander zu. "Ruft einfach meine Leute an, ruft mich an, das macht keinen Unterschied. Wir haben hier keine formale Befehlskette", sagte Trump demnach zu den Mitgliedern der illustren Runde und versprach ihnen ein offenes Ohr. Und auch die Branche zeigte sich geschmeidig. "Es ist sehr gut, hier zu sein", sagte Apple-Chef Tim Cook. Er wolle mit dem neuen Präsidenten darüber sprechen, "wie wir helfen können, einige der angestrebten Dinge zu erreichen."

Vor wenigen Wochen hat das alles noch ganz anders ausgesehen. Da hatte Tesla-Gründer Elon Musk beispielsweise die demokratische Kandidatin Hillary Clinton unterstützt und gesagt, er glaube nicht, dass Trump der Richtige für das Amt sei. Musk setzt bei seinem Elektroauto-Hersteller stark auf Solarenergie, Trump gilt nicht als großer Freund von Umweltschutz und erneuerbaren Energien. Musk dürfte vielen aus der Seele gesprochen haben. Denn das Silicon Valley steht im Grunde für alles, wofür Trump nicht steht: Weltoffenheit, freier Handel, Umweltschutz.

Im Wahlkampf hatte Trump massiv gegen Einwanderer gewettert — das Silicon Valley ist auf solche Fachkräfte angewiesen. Trump will härter gegen China vorgehen — viele Tech-Konzerne wie Apple lassen dort große Teile ihrer Modellpalette fertigen.

Trump will mehr Jobs in Amerika schaffen — viele Tech-Konzerne lassen überwiegend in Asien fertigen. Apple hatte Trump daher im Wahlkampf bereits mit Importzöllen für iPhones aus China gedroht. Auch beim Themen wie Verschlüsselung und Datenschutz liegen beiden Seiten weit auseinander. Trump hatte seine Unterstützer im Wahlkampf beispielsweise sogar zu einem Boykott von Apple aufgerufen, weil der Konzern bei FBI-Ermittlungen zum Anschlag in San Bernardino nicht bei der Entschlüsselung eines iPhones helfen wollte.

Doch in den nächsten Jahren werden sich die Unternehmen mit Trump arrangieren müssen. Musk, IBM-Chefin Ginni Rometty und Travis Kalanick, Chef des Fahrdienst-Vermittlers Uber (der nicht zum Treffen eingeladen war) werden künftig über einen neuen Beraterkreis mit Trump Kontakt halten.

Neben Kalanick fehlten auch viele weitere Vertreter von wichtigen Tech-Unternehmen. Die Chefs von Netflix (Online-Videothek), Airbnb (Wohnungsvermittler), Slack (Soziales Firmen-Netzwerk) oder Dropbox (Online-Speicherdienst) suchte man in der Runde vergeblich. Ebenso wie Meg Whitman. Die Chefin des Computerherstellers Hewlett-Packard, eine bekennende Republikanerin, hatte Trump im Wahlkampf einen Demagogen genannt und dazu aufgerufen, ihn nicht zu wählen. Sowas vergisst einer wie Trump nicht.

Das bekam angeblich auch der Chef des Kurznachrichtendienstes Twitter zu spüren. Auch Twitter-Chef Jack Dorsey fehlte am Tisch — womit ironischerweise ausgerechnet jenes Silicon-Valley-Unternehmen nicht vertreten war, dessen Angebot Trump rege nutzt. 17,3 Millionen Menschen verfolgen dort Trumps Beiträge, das Soziale Netzwerk habe ihm mit zum Sieg verholfen, hat der Republikaner mal gesagt. Laut dem US-Magazin "Politico" wurde Twitter nicht eingeladen, weil das Soziale Netzwerk dem Trump-Team im Wahlkampf einen eigenen Emoji (ein kleines Symbol) zu dem Begriff "#CrookedHillary", mit dem Beiträge verbreitet wurden, verweigert hatte. Trumps Team begründete die Nicht-Einladung damit, dass Twitter zu klein sei.

Das gleiche Argument könnte allerdings auch für Alex Karp gelten. Doch der Gründer von Palantir war eingeladen. Zu den Kunden des Datenanalyse-Start-ups zählt unter anderem der US-Geheimdienst CIA. Enge Kontakte zur Regierung sind daher sehr nützlich. Praktischer Vorteil: Einer der Investoren bei Palantir ist der Trump-Vertraute Peter Thiel. Ein Zufall?

(frin)
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