Essen RWE baut Konzern-Töchter um

Essen · Die Braunkohle-Tochter Power und die Gas-Tochter Generation werden personell stärker getrennt: Sie bekommen je einen eigenen Chef. Bisher führte Matthias Hartung beide. Eine Abspaltung der Braunkohle würde leichter möglich.

Es ist erst ein Jahr her, seit der zweitgrößte deutsche Energiekonzern sich aufgespalten hat. 2016 trennte RWE die Bereiche Ökostrom, Netze und Handel in die Tochter Innogy ab. Doch damit sind die Häutungen noch nicht vorbei. Nun werden auch die Bereiche Braunkohle einerseits und Steinkohle, Gas und Biomasse andererseits stärker getrennt - zumindest personell.

Bislang ist Matthias Hartung (61) in Personalunion Vorstandschef der RWE-Tochter Power AG, zu der die Braunkohle gehört, und Chef der Tochter RWE Generation SE, zu der die Bereiche Steinkohle, Gas und Biomasse zählen. Hartungs Vertrag läuft Ende des Jahres aus, und auf seinen Wunsch hin soll er nicht verlängert werden, wie es in Aufsichtsratskreisen heißt. Stattdessen sollen beide Unternehmen von unterschiedlichen Managern geführt werden: Der Physiker Frank Weigand, bisher Finanzchef, soll Chef der RWE Power AG werden. Er genießt in der Branche und bei Arbeitnehmern eine guten Ruf. Er ist dann für 11.000 Mitarbeiter verantwortlich. Der Ingenieur Roger Miesen, bisher Vorstand für Steinkohle, Gas, Biomasse und Kernenergie, soll neuer Chef der RWE Generation werden. Diese hat 2500 Mitarbeiter. So sollen es die Aufsichtsräte der Unternehmen beschließen.

Die RWE-Sprecherin bestätigte: "Es ist vorgesehen, die Personalunion im Vorstand der beiden heute schon selbstständigen RWE Erzeugungsgesellschaften, Power und Generation aufzuheben, wenn der heutige CEO Matthias Hartung, Ende diesen Jahres in den planmäßigen Ruhestand geht." Zur Begründung sagte sie: "Das Erzeugungsportfolio der RWE soll so auch langfristig weiter schlagkräftig aufgestellt werden. Beide Gesellschaften können dann noch flexibler agieren und sich auf die jeweiligen Energieträger fokussieren." Zugleich betonte sie: "Alle damit zusammenhängenden Personalien möchten wir aber nicht kommentieren, denn sie stehen noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aufsichtsgremien."

Zugleich soll die Kernkraft in eine eigenständige Nuklear GmbH ausgegliedert werden, hieß es in den Kreisen weiter. Sie soll für den Rückbau der Atomkraftwerke zuständig sein. 2022 wird der letzte Meiler in Deutschland stillgelegt. Auch Eon hat eine eigenständige Nukelartochter, die Preussenelektra.

Zunächst findet die Umorganisation bei Power und Generation nur an der Spitze statt. Für die Mitarbeiter, die entweder bei Power oder Generation arbeiten, soll sich nichts ändern. Zugleich wäre es für RWE mit der Umorganisation aber einfacher, eine Tochter ganz abzutrennen. Am langen Ende könnte eine weitere Spaltung von RWE stehen.

Zum Hintergrund: Nach der Bundestagswahl wird die Regierung eine Kommission einsetzen, die nach dem Vorbild der Atomkommission über den langfristigen Kohleausstieg und den Strukturwandel berät. Dabei wird es auch um die Frage gehen, wie man Versorgungssicherheit gewährleistet und Not leidende Braunkohle-Kraftwerke auslaufen lässt, ohne dass es zu Strukturbrüchen kommt. Die Branche fordert Kapazitätsmärkte, der Staat soll organisieren, dass der Kunde für die Bereitstellung von Kapazität zahlt. "Wir wollen keine Staatshilfe, sondern wir wollen, dass Versorgungssicherheit einen Preis bekommt", hatte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz im April unserer Redaktion gesagt. Und eine Zahl genannt: Zwei Milliarden Euro müssten Stromkunde pro Jahr für alle Versorger in Deutschland aufbringen.

Manche in der Branche erwarten nun, dass Gaskraft- und moderne Steinkohle-Kraftwerke für Versorgungssicherheit sorgen sollen. Sie haben eine bessere Klimabilanz als Braunkohle-Blöcke, die besonders viel Kohlendioxid ausstoßen. Auf Dauer könnte RWE mit der Generation nur noch auf Steinkohle und Gas setzen, spekuliert das "Handelsblatt". Die Power könnte langfristig in eine Art Abwicklungsanstalt gehen, die für einen geordneten Übergang in der Region sorgt. Aber das sind noch Planspiele.

(anh)
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