Tapie-Affäre Prozess gegen IWF-Chefin Lagarde beginnt

Paris · Weltwährungsfonds-Chefin Christine Lagarde muss sich ab Montag vor Gericht verantworten. Es geht um eine Millionen-Zahlung an den Geschäftsmann Bernard Tapie . Der Vorwurf bezieht sich auf ihre Zeit als französische Finanzministerin.

Das ist Christine Lagarde
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Vor Beginn des Prozesses in Paris hat der Anwalt von Christine Lagarde die Vorwürfe erneut zurückgewiesen. "Sie wird freigesprochen werden", sagte Patrick Maisonneuve am Montag dem französischen Sender Europe 1. Die Frage, ob Lagarde bei einem Schuldspruch weiter an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) bleibe, stelle sich daher nicht.

Lagarde wird vorgeworfen, durch fahrlässiges Handeln in ihrer Zeit als französische Finanzministerin eine Veruntreuung öffentlicher Gelder ermöglicht zu haben. Sie gab 2007 grünes Licht für ein Schiedsverfahren, das dem Geschäftsmann Bernard Tapie mehr als 400 Millionen Euro zusprach — inzwischen ermittelt die Justiz wegen Betrugs-Verdachts gegen mehrere Beteiligte.

Auf die Frage, ob sie in ihrer Zeit als französische Finanzministerin den Geschäftsmann Bernard Tapie bevorzugt habe, sagte die 60-jährige Lagarde in einem am Sonntagabend ausgestrahlten Interview des Senders France 2: "Überhaupt nicht." In Bezug auf den Prozess sagte Lagarde, sie sei "zuversichtlich und entschlossen". "Fahrlässigkeit ist ein Delikt ohne Vorsatz", sagte die IWF-Chefin. "Ich denke, wir sind alle irgendwo in unserem Leben etwas fahrlässig. Ich denke, ich habe versucht, meine ganze Arbeit zu machen, so gut wie möglich, in den Grenzen dessen was ich wusste." Sie bestritt auf Nachfrage auch, im Fall Tapie auf Anweisung des damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy gehandelt zu haben.

Sollte sie wegen Fahrlässigkeit im Amt verurteilt werden, drohen ihr bis zu ein Jahr Gefängnis und 15.000 Euro Strafe.

Weil diese Ermittlungen noch laufen, will Maisonneuve eine Vertagung des am Montag beginnenden Prozesses gegen Lagarde beantragen. "Ich sehe nicht, wie der Gerichtshof in wenigen Tagen sagen könnte, ob es eine Veruntreuung gab, obwohl die Pariser Ermittlungsrichter seit mehreren Jahren mit dieser Frage befasst sind und noch nicht entschieden haben", sagte der Anwalt. "Das ist eine Frage des gesunden Menschenverstands."

Er betonte, Lagarde habe sich auf die Informationen gestützt, die ihr zur Verfügung gestellt wurden. Den Vorwurf, dass sie sich nicht ausreichend mit der Materie befasst habe, hält er für falsch: "Wie wollen Sie, dass ein Minister 15 Jahre Verfahren studiert, in zehn verschiedenen Prozeduren, Tausende Seiten?"

(rent/dpa)
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