Essen Thyssenkrupp plant massive Einsparungen im Anlagenbau

Essen · Nach der Stahlsparte muss sich nun auch der Anlagenbau des Essener Industriekonzerns Thyssenkrupp auf massive Sparmaßnahmen einstellen. Stellenstreichungen werden damit wahrscheinlich. Wie das "Manager Magazin" berichtet, habe die Sparte Industrial Solutions Sparvorgaben in Höhe von 250 Millionen Euro bekommen. 19.600 Beschäftigte zählt die Sparte weltweit, 6700 arbeiten in Deutschland, 3500 in NRW.

Der Anlagenbau, der den Spezial- und Großanlagenbau sowie das Marine-Geschäft umfasst, hat bewegte Zeiten hinter sich. So musste Spartenchef Jens Michael Wegmann im November 2016 seinen Hut nehmen, nachdem bekannt geworden war, dass er von einem Geschäftspartner ein wertvolles Armband für seine Frau angenommen hatte. Zudem ging die Sparte im Bieterrennen um einen lukrativen U-Boot-Deal mit Australien leer aus. Zuletzt gab es Ärger um einen nicht ordnungsmäßig ausgeschriebenen Korvetten-Auftrag der Bundeswehr.

Ein Konzernsprecher sagte, bei den Maßnahmen handele es sich um eine Erweiterung des noch unter Wegmann angestoßenen Programms "Planets" um einen dreistelligen Millionenbetrag: "Ziel für das laufende Geschäftsjahr ist die Trendumkehr beim Auftragseingang und Mittelzufluss." Das wirtschaftliche Umfeld sei vor allem für den Großanlagenbau "sehr herausfordernd". Es zeichneten sich jedoch erste Erfolge ab. So sei der Auftragseingang im zweiten Quartal der höchste Quartals-Eingang seit drei Jahren - nicht nur Großaufträge, sondern vor allem auch zahlreiche kleinere und mittlere Aufträge. "Diese helfen, Auslastungsschwankungen zu reduzieren."

Alle selbst beeinflussbaren Kosten kämen auf den Prüfstand - also etwa im Einkauf, bei Forschung und Entwicklung, im Vertrieb, aber auch in der Verwaltung und bei den Personalkosten. "In den nächsten Wochen werden weitere Details entwickelt und die Mitbestimmungsgremien informiert", so der Sprecher.

Die IG Metall reagierte verärgert: "Offenbar übernimmt das Thyssenkrupp-Management seine Salamitaktik aus der Stahlsparte jetzt auch für andere Business Units", sagte ein Sprecher der IG Metall NRW. "Wochenweise Stellenabbaupläne, keine innovativen Ideen und keine Investitionen - das ist kein Zukunftskonzept." Der Sprecher verwies zudem auf die Beschäftigungsgarantien, die auch im Anlagenbau bis 2020 gelten.

(maxi)
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