Möglicher Stellenabbau Thyssenkrupp hält Belegschaft hin

Düsseldorf · Konkrete Informationen zu möglichem Stellenabbau in der Stahlsparte sind vor der NRW-Wahl kaum zu erwarten. Der Stahlstandort Bochum könnte jedoch weniger stark betroffen sein als zunächst angenommen.

 Ein Stahlkocher bei der Arbeit. (Symbolfoto)

Ein Stahlkocher bei der Arbeit. (Symbolfoto)

Foto: dpa, jst htf ent gfh

Thyssenkrupp wird seine Sparpläne für die Stahlsparte voraussichtlich erst nach der Landtagswahl im Mai präsentieren.

Obwohl Konzernchef Heinrich Hiesinger das Sparprogramm schon Mitte vergangenen Jahres angekündigt hatte und nach Informationen unserer Redaktion Ende August 2016 intern eine Taskforce eingerichtet wurde, werde Stahlchef Andreas Goss erst im März oder April 2017 dem Konzernvorstand in Essen konkretere Eckpunkte vorlegen, verlautete aus informierten Kreisen. Danach müssen die Pläne noch mit der IG Metall genau abgestimmt werden.

Thyssen will sich nicht äußern

Dass es eine Lösung noch vor der Landtagswahl am 14. Mai gibt, ist auch aus Sicht der Arbeitnehmer höchst fraglich. "Wenn sie beim Management derart lange benötigen, um ihre Sparpläne konkret auszuarbeiten, werden sie sich wohl auch die Zeit nehmen, um bis nach der Landtagswahl zu warten", sagt ein Funktionär. Thyssenkrupp wollte mit Blick auf das laufende Verfahren Details oder Spekulationen nicht kommentieren. Zuletzt hatte Konzernchef Hiesinger lediglich gesagt, mit härteren Einschnitten sei nicht zu rechnen.

Mit 39.000 Beschäftigten allein im Ruhrgebiet stellt Thyssenkrupp für die NRW-SPD bedeutendes Wählerpotenzial. Traditionell gibt es enge Verflechtungen zwischen dem Konzern und der in Düsseldorf regierenden SPD: Thomas Schlenz, SPD-Mitglied und früherer Betriebsrat etwa, sitzt als Arbeitsdirektor im Vorstand der Stahlsparte.

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) ist Mitglied im Kuratorium der Krupp-Stiftung, dem Haupteigentümer von Thyssenkrupp. In dieser Doppelrolle muss der Ministerpräsidentin einerseits am Erhalt der Stahlstandorte gelegen sein, andererseits auch an der Sicherung der Zukunft von Thyssenkrupp.

"Die NRW-Wahl ist wichtig; wir können uns vorstellen, was es auslösen würde, wenn es Einschnitte bei den Beschäftigten geben müsste", sagte ein hochrangiger Manager unserer Redaktion. In Arbeitnehmerkreisen regt sich bereits Unmut über den ungewöhnlich langen Zeitraum von der Ankündigung bis zur Umsetzung der Sparpläne. Dies führe zu Ängsten und großer Unruhe in der Belegschaft. Zumal bekannt sei, dass Stahlchef Goss die Kosten in diesem Geschäftsjahr um 200 Millionen Euro drücken soll.

"Nichts Substanzielles"

Aus Belegschaftskreisen hieß es, zwar fänden regelmäßige Treffen mit dem Management statt. "Dabei bekommen wir viele Worthülsen präsentiert", sagte ein Gesprächsteilnehmer. "Substanzielles ist die Konzernführung bislang schuldig geblieben. Unser Sachstand ist der aus dem Juni 2016." Einem Insider zufolge spricht die interne Taskforce nur einmal monatlich mit den Betriebsräten. Im Vordergrund stehe in den Gesprächen zurzeit die neue Organisationsmatrix.

Zugleich zeichnet sich nach Informationen unserer Redaktion ab, dass der Stahlstandort Bochum weniger stark von den Sparplänen betroffen sein könnte als zunächst befürchtet. Entscheidungen seien aber noch nicht gefallen. Nachdem das benachbarte Stahlwerk des Konkurrenten Outokumpu in Bochum geschlossen worden war, sank die Auslastung internen Zahlen zufolge teils auf knapp über 40 Prozent, weil das Outokumpu-Werk für rund ein Fünftel des Geschäfts von Thyssenkrupp in Bochum mitverantwortlich war. In der Zwischenzeit habe aber der Markt der feuerverzinkten Stahlbleche, wie sie in Bochum hergestellt werden, stark angezogen.

"Die Intensität war geringer"

Spekulationen über Teilschließungen in dem Bochumer Werk mit mehr als 2000 Beschäftigten waren auch aufgekommen, nachdem bekannt wurde, dass Thyssenkrupp mit dem britisch-indischen Konkurrenten Tata Steel über eine Zusammenlegung der Stahlsparten spricht. "Die Intensität der Gespräche war zuletzt geringer", sagt ein Insider, aber es gehe stetig voran. Hauptursache sei der Brexit, der zur Folge hatte, dass Zusagen der früheren britischen Regierung im Hinblick auf Werksschließungen in Großbritannien neu verhandelt werden müssen.

Ein Kernproblem sind natürlich die hohen Pensionsverpflichtungen der Briten sowie ein Werk im walisischen Port Talbot, das womöglich länger als geplant betrieben wird. Bei Thyssenkrupp sehen Beschäftigte aber gerade darin nun eine größere Gefahr für die eigenen Standorte. Thyssenkrupp-Chef Hiesinger hingegen hält einen Zusammenschluss mit einem anderen Stahlkonzern mittelfristig für beschäftigungsfreundlicher als eine Sanierung im Alleingang.

(RP)
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