Wolfsburg Vergütung der Aufsichtsräte: Piëch ist Topverdiener

Wolfsburg · Dank der guten Entwicklung ihrer Konzerne verdienten auch die Aufsichtsräte anderer Dax-Unternehmen prächtig.

Seine Maxime gab VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch vor einigen Jahren in einem "Spiegel"-Interview preis. "Ich bin nicht gerne Zweiter", bekannte der VW-Patriarch. Seine erneute Spitzenposition in der Liste der am besten bezahlten Chefkontrolleure in Dax-Konzernen dürfte ihn beruhigen.

Und seit gestern darf er offiziell auch noch einen Rekord verbuchen: Noch nie hat der Aufsichtsratschef eines Dax-Unternehmens so viel verdient wie der 76-Jährige. 1,1 Millionen kassierte Piëch im vergangenen Jahr, ergab eine Analyse des Beratungsunternehmens hpk. Zum Vergleich: Der zweitbeste Verdiener, Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, erhielt nur etwa halb soviel.

Zwar liegen auch alle anderen Chefkontrolleure der Dax-Unternehmen weit abgeschlagen hinter Piëch. Doch auch sie verdienten dank der guten wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Konzerne so viel wie seit sieben Jahren nicht. Mit durchschnittlich 347 000 Euro erhielten sie 2012 rund zehn Prozent mehr Geld als im Jahr zuvor. Für die Studie wurden die Geschäftsberichte der 30 Dax-Unternehmen und Unterlagen für die diesjährigen Hauptversammlungen ausgewertet.

Knapp die Hälfte der Konzerne folgt demnach dem Trend, ihren Aufsichtsratschefs Fixgehälter zu zahlen, die nicht an den wirtschaftlichen Erfolg gekoppelt sind. Diese wiederum stiegen 2012 um rund 28 Prozent – ein Rekordplus.

Dass Piëch mit seinen Bezügen die magische Millionengrenze überspringe, "löst ein gewisses Unwohlsein aus", sagt hpk-Partner Michael Kramarsch. Piëch war zwar bereits 2011 Spitzenverdiener unter den Dax-Aufsichtsräten, legte aber noch einmal um 30 Prozent zu. Volkswagen sei allerdings ein spezieller Fall, auch weil Piëch Großaktionär sei, meint Kramarsch. Von exorbitanten Gehältern könne man noch nicht sprechen. Schließlich verdienten deutsche Aufsichtsratsvorsitzende zwei Drittel weniger als ihre europäischen Kollegen. Die Entwicklung bei dem Autobauer dürfe aber "kein Freifahrtschein für alle Unternehmen werden."

Zumal die Studie nur einen Teil der Bezüge verrät. So ist Siemens-Aufsichtsratschef Cromme auch in den Aufsichtsräten der Axel Springer AG und des französischen Industriekonzerns Compagnie de Saint-Gobain vertreten. Und Lufthansa-Chefkontrolleur Jürgen Weber, dessen Bezüge um 114 Prozent auf 375 000 Euro stiegen, sitzt noch in acht anderen Aufsichtsräten, darunter in dem der Deutschen Post und der Thomas Cook AG.

Die einzige Frau an der Spitze eines Dax-Aufsichtsrates, Simone Bagel-Trah von Henkel, kommt auf Rang drei der Liste. Mit 584 000 Euro kassierte sie ein Prozent mehr als im Vorjahr. Am schlechtesten bezahlt ist Fritz-Jürgen Heckmann von HeidelbergCement mit 130 000 Euro.

Leicht gesunken sind die Bezüge der Vorstände. Mit 5,02 Millionen Euro kassierten die Top-Manager im Schnitt 0,5 Prozent weniger als 2011. Grund: Millionengehälter für Vorstände kommen nicht gut an. Entsprechend zurückhaltend gaben sich die Konzerne.

(RP)
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