ZDF sagt Reich-Ranicki Sendung zu Ehrenpreis nun endgültig abgelehnt
Mainz (RPO). Eklat bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises in Köln: Literatur-Kritiker Marcel Reich-Ranicki wies die Ehrenauszeichnung für seine Sendung "Das Literarische Quartett" am Samstagabend zurück und kritisierte die Qualität des Fernsehens scharf.
"Bei dem vielen Blödsinn, den ich heute Abend gesehen habe, glaube ich nicht, dass ich dazu gehöre", sagte Reich-Ranicki laut "Bild am Sonntag". Er nehme diesen Preis nicht an. Und: "Wäre der Preis mit Geld verbunden, hätte ich das Geld zurückgegeben." Später nahm der Literatur-Kritiker die Trophäe doch mit nach Hause. Zunächst war verbreitet worden, der Literaturpapst haben den Preis doch noch angenommen.
Am Sonntag sagte er einer Nachrichtenagentur, die Produzentin Katharina Trebitsch habe den Preis in Verwahrung genommen. Er wolle ihn definitiv nicht haben.
Er habe zunächst nicht die Absicht gehabt, die Auszeichnung abzulehnen, erklärte Reich-Ranicki. Dass er den Ehrenpreis der Stifter erhalten würde, war bereits am 7. Oktober bekanntgegeben worden. Der Verlauf des Preisverleihung sei für ihn aber so "widerwärtig" gewesen, "dass ich es nicht ertragen konnte", sagte der 88-Jährige.
"Es ist unglaublich, dass so etwas gesendet wird." Reich-Ranicki schränkte allerdings ein, es sei "nicht alles schrecklich" gewesen, insgesamt aber so unerträglich, dass er die Entgegennahme des Preises spontan abgelehnt habe. Auf die Frage, ob er damit ein Zeichen setzen wolle, sagte er, die Bekundung persönlichen Unmuts sei immer auch ein Zeichen.
Der irritierte Moderator Thomas Gottschalk versuchte ihn zu besänftigen, indem er eine ZDF-Sendung zur Kritik Reich-Ranickis anbot. Das ZDF erklärte am Sonntag: "Ein Sendungskonzept soll bei einer Zusage des Kritikers bald erarbeitet werden." Er werde sich an einem Klärungsgespräch beteiligen, sagte Reich-Ranicki.