Wien Musik als Bekenntnis: Cellist Heinrich Schiff ist tot

Wien · An einem Abend konnte er einen ganzen Wald absägen, trotzdem blieben die Bäume heil. Heinrich Schiff war ja kein Forstarbeiter, sondern Cellist. Doch gern griff er mit dem Bogen wie mit der Säge in die Vollen, er musizierte aus Leidenschaft, er liebte das Bekenntnishafte und Saftige. Jetzt ist dieser wunderbare Künstler im Alter von 65 Jahren nach langer Krankheit in einem Wiener Krankenhaus gestorben.

Dem in Gmunden am Traunsee geborenen Künstler war mit zeitgenössischer Musik früh der Durchbruch gelungen. Später machte er auch mit Werken von Johann Sebastian Bach oder Antonín Dvořák Furore. Schiff, Schüler des großen André Navarra, war regelmäßig zu Gast bei den Festspielen in Salzburg, Edinburgh oder Berlin; als Solist trat er auch in Australien und Japan auf. 1990 beschloss er, neben dem Bogen auch den Dirigentenstab zu schwingen. Unter ihm musizierten alle gern. In Köln, Basel, Salzburg und Wien gab er seine Leidenschaft für Musik an seine Studenten weiter. Dafür liebten ihn erst recht alle.

Das mit dem Wald und den Sägearbeiten stimmte übrigens nur bedingt. Wenn man Schiff die Suiten Bachs spielen hörte, spannte er mit seinem Cello einen Horizont aus leisen Tönen auf. Ganz groß!

(DPA)
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