Kreuzfahrt Karibik für Anfänger

Eine Karibik-Kreuzfahrt bietet sich an, um sich auf einem Schiff verwöhnen zu lassen. Wer die Südseeparadiese wirklich erleben möchte, muss allerdings länger bleiben.

Traumhafte Strände bieten in Tulum Gelegenheit zur Abkühlung.

Traumhafte Strände bieten in Tulum Gelegenheit zur Abkühlung.

Foto: Björn Lange

Die Macher der großen, romantischen Bildbände müssen schon ganze Arbeit leisten, um Havanna bunt und fröhlich zu inszenieren. Denn so einfach ist es nicht mit der Vergangenheit, der Gegenwart und erst recht nicht mit der Zukunft. Zu viel hat Kubas Hauptstadt in den vergangenen 200 Jahren erlebt: die spanische Herrschaft, die prunkvolle Gebäude, aber auch Sklaverei und Tod brachte, die erste Befreiung durch den Nationalhelden José Martí, die Konflikte mit den Amerikanern, die Diktatur unter Fulgencio Batista und die zweite Revolution durch Fidel Castro, Che Guevara und Camilo Cienfuegos. Und die folgenden fast 60 Jahre Sozialismus. Als Start- und Endpunkt einer Schiffsreise, die von hier aus nach Jamaika, Grand Cayman und Cozumel führt, taugt Havanna dennoch, weil man immerhin zwei Tage Zeit hat, das Gewusel dieser vielschichtigen Stadt auf sich wirken zu lassen.

Zwischen touristischem Trubel, allgegenwärtiger Bautätigkeit und himmelschreiender Armut haben die Menschen den Kapitalismus im Kleinen entdeckt. Wer im Erdgeschoss über ein Fenster verfügt, verkauft mittelmäßiges Fastfood, Kitsch und grellbunte Che-Guevara-Souvenirs zu gesalzenen Preisen. Touristen zahlen stets in CUC, einer künstlichen Währung, die an den Dollarkurs gekoppelt ist, während Einheimische um die Ecke für wenige kubanische Pesos einkaufen. Und weil das Leben nicht viel kostet, muss auch niemand viel verdienen. Lehrer und Ärzte verdienen als Angestellte des Staates so wenig Geld, dass sie oft lieber im Tourismus arbeiten, wo meist schon das Trinkgeld höher ausfällt.

Auffällig sauber sind die Straßen und Vorzeigeplätze Havannas, eine gewaltige Luftverschmutzung hingegen verursachen die bunten Oldtimer, die qualmend durch die Straßen dröhnen. Die Pontiacs, Buicks, Lincolns und Oldsmobiles sind zwar begehrte Fotomotive, aber meist eher schrott- als museumsreif. Überall treten sie zutage, die offenen Wunden der Gegenwart und die schlecht verheilten Narben der Vergangenheit. Die Insel, die seit Jahrzehnten von Musik und Rum zusammengehalten wird, kennt die Antwort auf die Frage nach der Zukunft nicht. Vielleicht ändert sich ja doch bald etwas, vielleicht durch die neue amerikanische Kuba-Politik. Vielleicht ist deshalb gerade jetzt der perfekte Zeitpunkt für eine Reise nach Kuba gekommen, da die große Amerikanisierung noch nicht eingesetzt hat.

Auf dem Weg nach Jamaika sollte der geneigte Kreuzfahrer die Augen nicht nur aufs Buffet richten, sondern auch mal auf die Meeresoberfläche. Die Chancen stehen gut, fliegende Fische zu sehen. Ein unvergessliches Erlebnis ist ein Besuch des Rose Hall Great House. In dem düsteren Plantagenhaus mit Treppen aus Mahagoni und Seidentapeten herrschte im 18. Jahrhundert die "Hexe von Rose Hall", eine Pflanzerin, die wegen ihrer weit über das Übliche hinausgehenden Grausamkeit den Sklaven und ihrer drei Ehemänner gegenüber berüchtigt war.

Hartgesottenen sei eine abendliche Führung empfohlen, auf der großartige als Sklaven verkleidete Schauspieler in gruseliger Kulisse die grausame Geschichte von Tod und Sklaverei zum Leben erwecken. Vorsicht, es besteht akute Herzinfarktgefahr.

Ansonsten ist die Gegenwart im Land des Reggae eher heiter: Die Menschen tanzen viel, rauchen Marihuana und machen Komplimente, für die man sich in Deutschland schnell eine schallende Ohrfeige einfangen würde. Hier gehört es zum guten Ton, dass die Damen die Herren "Honey" nennen, und die Herren den Damen hinterherpfeifen und sie mit "Sweetie", "Sexy" oder "Baby" ansprechen. Als allgemeine Begrüßung hat sich "One Love" durchgesetzt. Wer nicht mitmacht, gilt als Deutscher. Oder Spießer. Oder als deutscher Spießer.

Die nächste Station der Reise ist Grand Cayman, die größte der drei Caymaninseln. Vier Kreuzfahrtschiffe warten gleichzeitig darauf, dass Tenderboote ihre jeweils 2500 bis 4000 Passagiere an Land bringen. Mehr als 100 klapprige Reisebusse stehen bereit, um die Touristen eng getaktet von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu bringen. Nach einem Fünfminutenstopp in "Hell" (Hölle) geht es zu einer Rumfabrik, wo man nichts von der Produktion sieht, sondern Rum kaufen soll, und flott weiter in eine Schildkrötenaufzuchtstation, in der unter dem Siegel des Umweltschutzes die Hälfte der Schildkröten tatsächlich im Meer landet, die andere Hälfte küchenfertig in Dosen.

Fünf Kreuzfahrtschiffe liegen im Hafen der mexikanischen Insel Cozumel. Runter vom Schiff, rauf aufs Schnellboot, rüber zur Halbinsel Yucatán, rein in den Bus und ab zur antiken Maya-Stätte Tulum. Die Stadt, die im 13. und 14. Jahrhundert ihre Blütezeit erlebte, ist schon aufgrund ihrer spektakulären Küstenlage sehenswert. Einige der Gebäude sind erstaunlich gut erhalten, darunter mächtige Tempel- und Verteidigungsanlagen. Sogar die mehreren Hundert Leguane, die die ehemalige Stadt heute bewohnen, suchen in der sengenden Mittagshitze den Sonnenschutz der alten Mauern. Eine gute Gelegenheit zur Erfrischung bietet ein Sprung in die Fluten am wunderschönen Strand von Tulum. Aber flott, denn dann geht's zurück zum Bus, zurück zum Schnellboot und zurück aufs Schiff. Für Kuba, Jamaika und Yucatán gilt: wiederkommen und länger bleiben.

Die Redaktion wurde von MSC Kreuzfahrten zu der Reise eingeladen.

(RP)
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