Dormagen BvA engagiert sich gegen Diskriminierung

Dormagen · Das Gymnasium wendet sich ausdrücklich gegen Ausgrenzung wegen gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung. Ab sofort darf es sich "Schule ohne Homophobie" nennen. Die Zertifizierung wurde jetzt erteilt.

Es war ein intensiver Tag gestern für die Neuntklässler des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums (BvA). Und das nicht nur, weil mündliche Prüfungen im Fach Englisch anstanden. Die Schüler beschäftigten sich auch in mehreren Workshops intensiv mit dem Thema sexuelle Orientierung und gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Da sich die Schule verpflichtet hat, sich dauerhaft aktiv gegen Homophobie, also Feindseligkeit gegenüber Schwulen und Lesben, zu engagieren und dies auch regelmäßig nachweisen wird, darf sie nun das Siegel "Schule der Vielfalt, Schule ohne Homophobie" tragen. Die Zertifizierung für "Schule ohne Rassismus" wurde dem BvA schon vor längerer Zeit zuerkannt.

"Das Bettina-von-Arnim-Gymnasium ist die erste Schule im Rhein-Kreis Neuss, die dieses Prädikat erhalten hat", beantwortete Frank Pohl von der Fachberatungsstelle "Schule der Vielfalt" in Kooperation mit dem Schulministerium des Landes NRW eine Nachfrage von Bürgermeister Erik Lierenfeld. Der zeigte sich erfreut - und ein bisschen stolz: "Schließlich habe ich am BvA vor zehn Jahren mein Abitur gemacht." Das Projekt wirke sicher in die Gesellschaft der Stadt hinein. Bemerkenswert sei, dass die Initiative von Schülern ausging, wie Schulleiter Theodor Lindner bestätigte.

Vorbehalte von Eltern seien nicht vorgetragen worden, erzählten der stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende Frank Seifert und Lindner. Der Schulleiter hatte sich zunächst eingehend über Hintergründe und Kriterien für eine Teilnahme informiert. Die Koordination am BvA übernahm dann Lehrerin Stefanie Hecke, die von einigen Kollegen unterstützt wurde. Und von den Oberstufenschülern Anna-Lena Heinen, Nadja Poslad, David Hasler, Janina Fricke, Stevan Cvijanovic und Emre Umutlu, die gestern die Workshops zum Thema leiteten - teils alleine, teils als zweiköpfiges Schülerteam, teils mit einer Lehrkraft. "Mit uns sprechen die Neuntklässler viel offener als mit den Lehrern", meinte Anna-Lena. "Anfangs bei der Einführung mussten wir ein wenig auf sie zugehen, aber danach haben wir ungezwungen diskutiert", berichtete David.

Stevan stellte über den Tag hinweg eine veränderte Einstellung bei manchen Workshop-Teilnehmern fest. Er hatte sich mit seiner Gruppe unter anderem mit dem einschlägigen Vokabular zum Thema Homosexualität beschäftigt. "Hinterher haben mir einige versichert, dass sie künftig mehr auf ihre Wortwahl achten wollen", sagte Stevan. In weiteren Workshops ging es um Bekenntnisgeschichten zu Homosexualität ("Coming-out") und um andere Formen der Sexualität.

Biologie- und Religionslehrer Friedhelm Bongartz hatte in "seinem" Kursus über Homosexualität in Christentum und Islam informiert und dabei mit den Neunklässlern auch die Gesetzeslage sowie medizinische und gesellschaftliche Entwicklungen beleuchtet. Aus seiner Sicht nähmen die allermeisten Schüler das Thema ernst, sagte er. So urteilte gestern auch Landesvertreter Frank Pohl. Und lobte: "Toll, dass der Tag so gut organisiert war."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort