Bilanz zur Silvesternacht Neue Kameras in Düsseldorf haben sich bewährt

Düsseldorf · Die Nachbereitung der Silvesternacht läuft gerade an. Die Polizei lobt die neue Technik, die zielgenauen Personaleinsatz ermöglicht hat. Der Security-Point kommt auf den Prüfstand. Rätsel gibt der große Andrang von Nordafrikanern auf.

 Die Bilder der Kameras aus der Altstadt werden in der Wache an der Heinrich-Heine-Allee beobachtet, von dort können die Einsatzkräfte in wenigen Minuten vor Ort sein.

Die Bilder der Kameras aus der Altstadt werden in der Wache an der Heinrich-Heine-Allee beobachtet, von dort können die Einsatzkräfte in wenigen Minuten vor Ort sein.

Foto: Andreas Endermann

Wenn sich am Dienstag der Arbeitskreis Asyl zum ersten Mal in diesem Jahr trifft, will Miriam Koch auch über die Silvesternacht sprechen. Die Flüchtlingsbeauftragte hat im Hauptbahnhof miterlebt, wie Hunderte junger Männer, augenscheinlich Nordafrikaner, sich auf den Weg in die Altstadt machten und sucht, wie viele andere nach einer Erklärung für diesen Andrang.

Gäste Manche Düsseldorfer hatten sich von der schieren Menge junger arabisch sprechender Männer abgeschreckt gefühlt und die Altstadt verlassen. Andere waren erst gar nicht gekommen. So war in vielen Kneipen vor allem das Fehlen von Stammgästen aufgefallen. Als wahrscheinlichste Gründe dafür gelten unter den Wirten die Ereignisse von Silvester 2015 und die allgemein wachsende Terrorangst.

Videoüberwachung Die vor Weihnachten installierten fünf neuen Kameras auf dem Burgplatz und an der Kurze Straße haben sich in der Silvesternacht bewährt. In Full HD und mit 30-fachem Zoom haben die Einsatzleiter blitzschnell erkennen können, wo ein Eingreifen nötig ist - und wo nicht. "Da hatte sich beispielsweise eine Gruppe zusammengedrängt, die uns auffiel. Früher hätten wir sofort Kollegen hingeschickt, jetzt reichte ein Zoom, um festzustellen: Diese Jungs hatten niemanden eingekreist, die tanzten nur und feierten sich selbst, unser Einsatz war nicht nötig", erklärt Polizeisprecher Marcel Fiebig. Während die Beamten, die in Achtergruppen zu Fuß unterwegs waren, stets auf Augenhöhe mit der Menge sind - auf der überfüllten Freitreppe mussten die dunkel gekleideten Bereitschaftspolizisten sogar ihre Helme aufsetzen, um schnell erkennbar zu sein - , beobachtet die Polizei das Geschehen nun erstmals "aus erhabener Position und behält damit zu jeder Zeit den Überblick". Bei Großlagen wie in der Silvesternacht sogar gleich doppelt: Die Bilder vom Beobachtungsmonitor hat auch die Einsatzleitung im Dachgeschoss der Altstadtwache in Echtzeit auf dem Schirm.

Beleuchtung Die Lichtanlage auf dem Burgplatz und an der Freitreppe war ebenfalls auf Anregung der Polizei installiert worden, um bei Bedarf den Platz schnell auszuleuchten. Ganz so taghell wurde es nicht, als das kurz vor Mitternacht nötig wurde. Da war schon gut, dass auch das Riesenrad hell leuchtete. Offiziell heißt es bei der Polizei nur, es seien noch "kleine Feinjustierungen mit der Stadt abzuklären".

Security-Point Der Schutzraum für Frauen in Not, seit Jahren Standard auf dem Münchner Oktoberfest, ist als Reaktion auf die Silvesterübergriffe im Straßenkarneval erstmals eingerichtet worden. Wie im Februar wurden Rat und Hilfe der Opferschützer auch an Silvester nicht benötigt. Überflüssig ist die Einrichtung von Gewaltschutzambulanz, Frauenberatungsstelle und der Gleichstellungsbeauftragten aber nicht, sagt Lucia Kleene von der Frauenberatungsstelle: "Wir sind Teil des Sicherheitskonzepts und tragen auch zum subjektiv verbesserten Sicherheitsgefühl bei. In Zahlen lässt sich der Nutzen unseres Einsatzes kaum messen." Für die Zukunft arbeite man an einem weniger personalintensiven Konzept und einer möglichen mobilen Lösung. Denn der Standort diesmal, in städtischem Büroraum zwar, aber über einem stark besuchten Nachtclub, war nicht leicht zu finden.

(RP)
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