Serie Düsseldorf Und China Henkel wächst in Fernost mit Alibaba

Düsseldorf · Düsseldorfer Konzern meldet beim E-Commerce in China Rekordwerte. Die größte Klebstofffabrik steht in Shanghai.

 Daniel Lu leitet das Innovationszentrum von Henkel in Shanghai.

Daniel Lu leitet das Innovationszentrum von Henkel in Shanghai.

Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Von außen ein unscheinbares Gebäude, von innen ein hochmodernes Labor, in dem rund 300 Menschen an Marktchancen arbeiten: In Shanghai unterhält der Düsseldorfer Henkel-Konzern eines seiner weltweit zwölf Innovationszentren. Dort wird Materialforschung betrieben, und in einem Raum ist sogar eigens ein schwingungsfreier Boden eingebaut. Das Zentrum wird geleitet von Daniel Lu, der naturwissenschaftliche Gründlichkeit mit Neugier und Gelassenheit paart. Seinem Team und ihm geht es darum, "Megatrends in Businesschancen zu verwandeln", und dies kann beispielsweise bedeuten, Displays für flexible Handys zu prüfen und die passenden Klebstoffe dafür zu entwickeln. Dafür gibt es sogar eigens ein Display-Center - die Telekommunikation ist ein Multi-Milliardengeschäft, an dem Henkel seinen Anteil weiter ausbauen möchte.

Das Düsseldorfer Unternehmen ist heute mit 5400 Mitarbeitern in China aktiv. Das Reich der Mitte ist sein drittwichtigster Einzelmarkt. Das Engagement begann, als Deng Xiaoping das Land für die Marktwirtschaft öffnete. 1988 gab es zunächst ein Büro in Peking, zwei Jahre später wurde mit der Gründung der Shanghai Henkel Chemicals das erste chinesische Joint Venture für die Herstellung und Vermarktung von Industriereinigern, Lösungen zur Oberflächenbehandlung und Reinigungsprodukten für Großverbraucher ins Leben gerufen.

Während in Deutschland die Verbraucher bei Henkel zunächst an Persil denken, sind es in Fernost eher Shampoos oder Klebstoffe. Denn bereits früh hatte sich das Management von der Idee verabschiedet, mit allen Produkt auf den Markt zu drängen. Die Klebstoff-Technologie und "Beauty Care" sind die beiden Geschäftsbereiche, mit denen in China Umsatz gemacht wird.

Bei den Klebstoffen sind Marken wie Loctite bekannt, aber in der größten Klebstofffabrik der Welt, die Henkel 2013 in Shanghai eröffnete, wird auch für die Konsumgüter- und Automobilindustrie produziert. Daniel Lu lacht, als im Film auch eine Tüte mit Knabbereien gezeigt wird, die beim Aufziehen leise zischt - natürlich ist da ein Henkel-Klebstoff verarbeitet. "Wo immer Sie hinkommen", sagt er, "sind wir schon da." Der Konzern investierte 50 Millionen Euro in "Dragon Plant", wie die Klebstofffabrik intern genannt wird. Sie umfasst 150.000 Quadratmeter.

Bunter ist die Welt der Schönheitsprodukte. Das merkt der Besucher, wenn er den Henkel-Stützpunkt für diesen Bereich betritt. Claudia Schiffer und Heidi Klum lächeln vom großen Bildschirm. "Für die Schwarzkopf-Produkte stehen europäische Models", klärt James Wang, General Manager Beauty Care, auf. Man teile den Konsumenten offen die europäische Herkunft mit, denn speziell der deutsche Name stehe für Qualität und Innovation. Beim Shampoo Syoss hingegen werden asiatische Models eingesetzt. Der Umsatz wird durch Online-Werbung und PR-Auftritte bei Top-Events gesteigert. Mit Beauty Care hat Henkel 2015 in China ein zweistelliges Umsatzwachstum erzielt, 30 Prozent allein über E-Commerce - eine Verdopplung. Diese hat sicherlich mit der Partnerschaft zu tun, die Henkel mit der Verkaufsplattform Alibaba eingegangen ist. Schwarzkopf ist dort die erfolgreichste Haarpflegemarke.

Henkel wächst in China weiter. Die Zentrale in Shanghai, erbaut vom Düsseldorfer Architekturbüro HPP, platzt mit rund 1000 Mitarbeitern beinahe aus allen Nähten.

(ujr)
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