Bilanz Schweinegrippe abgeflaut

Düsseldorf · Die viel beschworene Grippewelle in der Karnevalszeit blieb aus. "Panikmache" werfen einige den zuständigen Stellen vor. 2000 Bürger hat das Virus nachweislich erwischt. Eine erste Bilanz.

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Foto: AFP

Die derzeitige Ruhe macht die Virologen in der Stadt unruhig. Fast schon "unheimlich" nennen sie die Situation. Denn niemand hat damit gerechnet, dass es in der Karnevalszeit derart still um das Thema Schweinegrippe wird. Sogar die Aktivität der saisonalen Grippeviren tendiert derzeit gegen Null. Als "reine Panikmache" kritisiert deshalb CDU-Ratsherr Wolfgang Janetzki die Maßnahmen, die gegen das Schweinegrippe-Virus ergriffen worden sind. Gesundheitsamtleiter Heiko Schneitler und der Direktor der Klinik für Virologie an der Uniklinik, Dieter Häussinger, wollen sich dazu zurzeit nicht äußern.

Fest steht: Sie beide hatten immer wieder betont, dass es in der Karnevalszeit voraussichtlich zu einer erneuten Ausbreitung des H1N1-Virus kommen wird. Das Gegenteil ist nun der Fall. Auch eine erste Bilanz des Winters zeigt, dass das Virus der Mehrheit der Düsseldorfer nichts anhaben konnte. Insgesamt erkrankten nachweislich rund 2000 Bürger. Zwei Menschen starben in der Uniklinik an den Folgen der Infektion. Das waren die tragischen Tiefpunkte.

Was bleibt ist die Frage, ob die Strategie zur Bekämpfung der Schweinegrippe angemessen war. Wolfgang Janetzki ist inzwischen zu der Auffassung gekommen, dass man "über das Ziel hinausgeschossen" sei. Als Vorsitzender des Ausschusses Gesundheit und Soziales im Rat hatte er dafür plädiert, dass die Mitglieder seines Ausschusses geimpft werden und mit gutem Beispiel vorangehen. Oberbürgermeister Dirk Elbers stoppte damals den Vorstoß: Ratsmitglieder sollten nicht vorgezogen werden, wenn andere Bürger an der zentralen Impfstelle Schlange stehen müssen.

Viele widersprüchliche Meinungen und der Dauer-Streit der Befürworter und Gegner verunsicherten viele. Insbesondere die Nachricht, dass Mitglieder der Bundesregierung einen anderen Impfstoff erhalten sollten, setzte im vergangenen Oktober ein Umdenken in Gang. Die Deutschen erwiesen sich dabei im Gegensatz zu anderen Ländern als große Impfskeptiker. Rund 50 000 Düsseldorfer, das sind weniger als ein Zehntel der Einwohner, ließen sich impfen.

"Letztendlich habe ich mich auch nicht mehr impfen lassen und werde auch in Zukunft nicht mehr so schnell reagieren", sagt Janetzki. Er vermutet, dass viele in der Bevölkerung ähnlich denken und bei der nächsten Pandemie-Warnung mit Vorbehalten reagieren. "Natürlich hätte man alles auch anders handhaben können", sagt Hausarzt André Schumacher, der sich an den Impfungen beteiligte. Aber niemand habe vorhersehen können, wie sich das Virus entwickelt und wie gefährlich es ist. In Schumachers Kühlschrank lagern noch etwa 100 Portionen des Impfstoffs Pandemrix. "15 bis 20 davon werde ich in den nächsten Tagen noch in einem Seniorenheim verwenden", sagt Schumacher. Auch das städtische Gesundheitsamt hat noch mehrere 1000 Dosen auf Vorrat. Bisher ist unklar, was ab dem 31. März mit ihnen geschieht. Denn dann laufen die Verträge zwischen Ländern und Kommunen über die Impfaktion aus. Das Land müsste das Pandemrix danach einlagern oder die wertvollen Bestände vernichten lassen.

Die gute Nachricht: Das Paul-Ehrlich-Institut, das als Bundesinstitut für die Zulassung und Sicherheit von Impfstoffen verantwortlich ist, geht davon aus, dass sich das Virus nicht so gravierend verändert, dass das Pandemrix seine Wirkung allzu früh verliert. Die Geimpften werden also voraussichtlich auch in diesem Herbst noch immun gegen die Schweinegrippe sein.

(RP)
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