Duisburg Eltern protestieren vor der Ratssitzung

Duisburg · Seit September ist Dr. Christina Herold als Vorsitzende der Elternschaft Duisburger Schulen beratendes Mitglied im Schulausschuss. EDus verlangt Strategien, um den Lehrermangel an Duisburger Grundschulen zu beheben.

 Mit Kind und Kegel zogen gestern Nachmittag Eltern vor das Rathaus, um gegen schlechte Bildungsbedingungen für ihre Kinder zu protestieren. Ansprechen wollten sie damit vor allem die Politiker, die zur Ratssitzung kamen.

Mit Kind und Kegel zogen gestern Nachmittag Eltern vor das Rathaus, um gegen schlechte Bildungsbedingungen für ihre Kinder zu protestieren. Ansprechen wollten sie damit vor allem die Politiker, die zur Ratssitzung kamen.

Foto: Christoph Reichwein

Das Argument "Dafür haben wir doch kein Geld" kann Dr. Christina Herold mittlerweile nicht mehr hören. Die Neurowissenschaftlerin ist Vorsitzende der Elternschaft Duisburger Schulen (EDuS), die in der städtischen Bildungspolitik eine Stimme mit wachsender Bedeutung geworden ist. Vor gut einem Jahr haben sich engagierte Eltern von Duisburger Schülern gefunden, um die zuvor "eingeschlafene" Stadtschulpflegschaft neu zu beleben. Mit Erfolg. Schulpflegschaftsvertreter von etwa 50 Duisburger Schulen sind bereits Mitglied in der EDuS. Und seit September ist Dr. Christina Herold als Erste Vorsitzende und Christiane Horstkamp als ihre Vertreterin beratendes Mitglied im Schulausschuss. Dem engeren Vorstand gehören zudem Markus Möller und Uwe Meyer an.

Anlass für die Wiederbelebung einer Stadtschulpflegschaft seien die offenkundigen Probleme bei der Inklusion, dem gemeinsamen Unterricht für alle, gewesen, berichten die Vorstandsmitglieder im Redaktionsgespräch. Dabei gehe es der EDuS keineswegs darum, den gemeinsamen Unterricht von Schülern mit einer Behinderung und Schülern ohne Handicap grundsätzlich in Frage zu stellen. Vielmehr möchten die Elternvertreter nachdrücklich darauf hinweisen, dass Inklusion in einer Regelschule nur dann funktionieren kann, wenn die Bedingungen dafür geschaffen sind.

Grundsätzlich solle es die Möglichkeit geben, dass Schüler mit einer Behinderung die Wahl haben, eine Regelschule mit funktionierenden Inklusionsmöglichkeiten oder eine Förderschule zu besuchen. Das Hin und Her mit der Pestalozzischule, deren Schließung mal beschlossen und dann wohl wieder kurzfristig aufgehoben wurde, trage allerdings nicht gerade dazu bei, an richtige Wegweisungen in dieser Frage zu glauben (die RP berichtete).

Ein großes Diskussionsthema ist bei der EDuS der Lehrermangel in Duisburg. Hier möchten die Elternvertreter zunächst einmal Klarheit haben. Deshalb brachten sie über den Umweg von im Stadtrat vertretenen Parteien (sie selber dürfen als nur beratendes Mitglieder keine Prüfaufträge stellen) zielgenaue Anfragen zur Stellenbesetzung und zum Unterrichtsausfall ein.

Die Elternschaft Duisburger Schulen möchte beispielsweise wissen: Wieviele Lehrerstellen sind in Duisburg unbesetzt (aufgeschlüsselt Schulformen)? Wie viele Stellen von Sonderpädagogen sind unbesetzt? Wie viele Stellen werden durch Ausscheiden aus dem Schuldienst in Duisburg in den nächsten zwei Jahren voraussichtlich frei? Wie viele Lehrerstellen werden zum kommenden Schuljahr benötigt? Welche Maßnahmen wird die Bezirksregierung Düsseldorf ergreifen, um einer Verschärfung der Mangelsituation entgegenzuwirken? An wie vielen Schulen findet der Unterricht nur noch in reduzierter Stundentafel statt (aufgeschlüsselt nach Schulformen)? Wie viele Vertretungsstunden fielen wegen Dienstunfähigkeit, Fortbildung, Mutterschutz, Dienstgeschäften und anderer Gründe aus?

Bei den Mitgliedern des Schulausschusses und auch bei Dezernent Thomas Krützberg würden, so der Eindruck von Dr. Christina Herold, solche Fragen durchaus ernst genommen. Überhaupt sei es nicht im Sinne der EDuS, einen Konfrontationskurs jenseits des Möglichkeitssinnes zu fahren. Bei einigen Forderungen schließt sich EDuS der Duisburger Lehrergewerkschaft GEW an. Dazu gehört beispielsweise, dass das Einstellungsverfahren für Lehrer geändert wird. Bislang können sich Lehrer "schulscharf" für eine bestimmte Schule bewerben.

Da viele Lehrer Duisburger (Grund-)Schulen offenbar meiden, blieben oft Stellen in dieser Stadt unbesetzt. Die Forderung von GEW und EDuS ist hart: Wunschschulen für Lehrer soll es in dieser Form nicht mehr geben; stattdessen soll ein zentral gesteuertes landesweites Einstellungs- und Zuweisungsverfahren eingeführt werden. Damit soll der Lehrermangel an Duisburger Schulen eingedämmt werden.

Der Lehrkräftemangel an Duisburger Grundschulen soll denn auch Thema einer Podiumsdiskussion sein, zu der die Elternschaft Duisburger Schulen für Mittwoch, 5. Juli, 19 Uhr in die GGS Zoppenbrückstraße (Meiderich) einlädt. Auf dem Podium werden diskutieren: Frank Börner (SPD, MdL), Norbert Czerwinski (Bündnis 90/Die Grünen), Barbara Laakmann (Die Linke, Duisburg), Peter Ibe (CDU, Duisburger Stadtrat) und Yvonne Gebauer (FDP, MdL).

(pk)
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