Duisburg "Landschaftsmacher" wiederentdeckt

Duisburg · Das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst (MKM) am Innenhafen (Philosophenweg 55) zeigt bis zum 5. November die bislang umfangreichste Retrospektive über den vor 100 Jahren geborenen Karl Fred Dahmen (1917-1981).

 Die sehenswerte Schau im Museum Küppersmühle wird am heutigen Donnerstag von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet eröffnet.

Die sehenswerte Schau im Museum Küppersmühle wird am heutigen Donnerstag von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet eröffnet.

Foto: Andreas Probst

Karl Fred Dahmen ist der große Unbekannte unter den Pionieren der deutschen Nachkriegskunst. Als einer der ersten ging er den Weg vom Tafelbild in die Dreidimensionalität. Im MKM sind jetzt 110 seiner Werke zu sehen - Gemälde, Objektkästen und Installationen, mit denen Dahmen einen grundlegenden künstlerischen Neuanfang nach der Zäsur durch das Dritte Reich anstrebte. Die "Abstraktion als Weltsprache" hat er immer als Experiment mit offenem Ausgang begriffen und ein enorm vielseitiges Werk geschaffen, das die Ausstellung in großer Bandbreite präsentiert. Ergänzend und bis zum 26. November zeigt das Leopold-Hoesch-Museum Düren 75 überwiegend grafische Werke des Künstlers.

Karl Fred Dahmen wurde 1917 in Stolberg bei Aachen geboren. 1931 begann er seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Aachen, unter anderem als Schüler von Kurt Schwitters. Als diese 1933 geschlossen wurde, absolvierte er eine dreijährige Ausbildung zum Gebrauchsgrafiker und arbeitete bis zum Einzug in den Militärdienst 1938 als freischaffender Maler und Grafiker. Nach Kriegsende begann Dahmen ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie, das er nach kürzester Zeit wieder abbrach. Er knüpfte enge Kontakte zur Pariser Kunstszene, war Mitbegründer der Düsseldorfer "Gruppe 53" und Teilnehmer der documenta II in Kassel. 1957 trat er dem Deutschen Künstlerbund bei und erhielt 1959 in Lausanne den ersten internationalen Kunstpreis für abstrakte Malerei. 1967 wurde er Dozent (als Nachfolger von Georg Meistermann) und ein Jahr später Ordentlicher Professor an der Münchner Akademie für Bildende Künste, ließ sich im Chiemgau nieder. Bis dato geprägt durch die von Industrie und Tagebau zerstörte Landschaft des Aachener Raumes, erlebte Dahmen im Chiemgau nun eine rein landwirtschaftlich genutzte, scheinbar intakte und schöne Natur. Das inspirierte ihn zu einer neuen Werkgruppe, den so genanten "Polsterbildern": "Tele-Landschaften" in Grün wie die Wiesen im Sommer und "Galgenbilder" beziehungsweise "Galgenkästen" in Weiß wie die Schneelandschaft im Winter. Angeregt durch eine USA-Reise 1977, vor allem in die Südstaaten, kehrte er mit seinen "Furchenbildern" in den letzten Jahren vor seinem Tod zur Leinwand zurück.

"Ich male keine Landschaft, ich mache eine" hat Dahmen selbst sein Lebenswerk auf den Punkt gebracht. Tatsächlich wie ein Landschaftsgestalter trug er in seinen Gemälden Schicht über Schicht krustiger, erdiger Farbe auf, um die Strukturen wie ein Archäologe unmittelbar wieder freizulegen. Ein besonderer Blickfang im MKM ist das 265 mal 610 Zentimeter große Montage- und Polsterbildobjekt "Chiemgaulegende" (1972), dessen Pferdeseile nach wie vor deutlich riechen, eine mühsam errungene Leihgabe aus der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München ("da waren sieben Telefongespräche und zehn Einladungen zum Mittagessen notwendig", schmunzelte gestern MKM-Chef Walter Smerling).

Eröffnet wird die sehenswerte Schau am heutigen Donnerstag, 21. September, um 19 Uhr, durch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der selbst aus Aachen stammt. Geöffnet ist das MKM mittwochs von 14 bis 18 Uhr, donnerstags bis sonntags und feiertags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt in die Sonderausstellung im Erdgeschoss kostet sechs Euro, in das gesamte Haus neun Euro, ermäßigt und für Gruppen ab zehn Personen 4,50 Euro, Kinder und Schüler ab sechs Jahren zwei Euro, Kinder bis sechs Jahre haben freien Eintritt. Jeden Donnerstag erhalten Duisburger Bürgerinnen und Bürger freien Eintritt (gegen Vorlage des Personalausweises).

(hod)
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