Grevenbroich Wasserkraft an der Erft droht das Aus

Grevenbroich · Die Mühle Kamper in Grevenbroich und die Drees-Mühle in Wevelinghoven produzieren Strom aus Wasserkraft. Diese Energieversorgung droht in Gefahr zu geraten, wenn die Erft nur noch wenig Wasser führt und kräftig umgestaltet wird.

 Getreide wird in der Mühle Kamper nicht mehr gemahlen, doch die Wasserkraft wird zur Stromerzeugung genutzt. Die könnte in Gefahr geraten, wenn die Wassermenge in der Erft nach dem Tagebau auf ein Drittel sinkt.

Getreide wird in der Mühle Kamper nicht mehr gemahlen, doch die Wasserkraft wird zur Stromerzeugung genutzt. Die könnte in Gefahr geraten, wenn die Wassermenge in der Erft nach dem Tagebau auf ein Drittel sinkt.

Foto: Lothar Berns

Neben Braunkohle, Wind und Sonne liefert in der Stadt eine andere Energiequelle Strom: Wasser. Seit mehr als 100 Jahren tragen Mühlen an der Erft zur Energieversorgung bei, die Mühle Kamper und Drees-Mühle erzeugen noch heute Strom. Doch die Zukunft der Wasserkraftwerke ist in Gefahr. Wenn RWE die Pumpen im Tagebau Garzweiler abschaltet, fließt nur noch wenig Wasser den Fluss hinunter, der Erftverband gestaltet den Fluss für diese Entwicklung naturnah um. Mühlenbetreiber sehen die Pläne mit Sorge.

Ein großes Rad mit Riemenantrieb treibt den Generator in der Mühle Kamper an. Unter dem Fußboden strömt Erftwasser durch die Turbine. "Wir produzieren Strom für den Verbrauch von etwa 150 Haushalten", erläutert Müllermeister Michael Kamper, der den Strom ins öffentliche Netz einspeist. "Wasserkraft ist die umweltfreundlichste erneuerbare Energie", betont er. "Strom aus Sonne und Wind gibt es nur zeitweise, andere, konventionelle Kraftwerke sind als Rückversicherung nötig. Das Flusswasser aber fließt Tag und Nacht."

Dieser Energieversorgung droht aber Gefahr. "Bis zum Jahr 2045 wird die durchschnittliche Wassermenge in der Erft von 9,5 Kubikmetern in der Sekunde auf etwa drei bis 3,5 Kubikmeter zurückgehen", erklärt Christian Gattke, Abteilungsleiter für Flussbewirtschaftung beim Erftverband. Der Grund: der Ausfall der Sümpfungswässer aus dem Tagebau. "Unserer Meinung nach wird dann die Stromerzeugung in den Mühlen nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sein", so Gattke. "Nach derzeitigem Kenntnisstand können sie aber noch mindestens 15 Jahre lang produzieren." Nur ein Drittel der heutigen Wassermenge hätte für die Mühle Kamper gravierende Folgen. "Dann könnten wir nur noch für wenige Häuser Strom erzeugen, erklärt Kamper. Er ist verärgert: "Das Potenzial für eine umweltfreundliche Energieerzeugung würde zerstört. Ich werde mich dagegen wehren."

Probleme sieht auch Hubert Verbeek, er ist neben der Eigentümer-Familie Mitbetreiber des Kraftwerks der Drees-Mühle und gehört dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraft NRW an. Eine Planung im Perspektivkonzept 2045 des Erftverbandes sehe vor, den Fluss bei Wevelinghoven vom Ort weg in Richtung Kapellen zu verlegen, erklärt Verbeek. Er befürchtet, dass die Mühle dann ohne Erft-Wasser dastehen könnte. "Für die Umgestaltung dort gibt es noch keine Entscheidung. Wir prüfen mehrere Varianten, darunter auch eine, bei der die am Ort vorbeiführenden Gräben weiter Wasser führen", entgegnet Gattke: "Wir wollen keine Lösung gegen die Region, beteiligen Anlieger und Bürger an der Diskussion."

Michael Kamper sieht eine Lösungsmöglichkeit. "Das Grundwasser und damit auch die Wassermenge im Fluss wird nach dem Tagebau allmählich wieder den Stand früherer Jahrhunderte - etwa fünf Kubikmeter - erreichen. Für die Übergangszeit könnte die Erft über eine Rohrleitung mit Rheinwasser gespeist werden." RWE plant bereits eine Transportleitung von Dormagen nach Frimmersdorf, um den Tagebau-"Restsee" zu füllen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort