Kaarst Comedian treibt Kaarstern die Vernunft aus

Kaarst · Wer die Comedy-Programme von René Steinberg für zu harmlos oder zu nett hält, der hat den 44-jährigen Wahl-Kölner nicht verstanden. Sie enthalten durchaus eine politische Komponente, wenn auch eine sehr subtile: "Menschen, die über sich selbst lachen können, wählen keine populistischen Hetzer", ist sich Steinberg sicher. Und zu lachen gibt es bei dem bekannten Radio-Mann viel. Am Sonntag Abend wollten ihn gut 500 Menschen einmal live und in Farbe erleben - und sollten nicht enttäuscht werden.

"Irres ist menschlich", heißt das Programm, mit dem René Steinberg seit Ende 2016 unterwegs ist und das er jetzt im Albert-Einstein-Forum vorstellte. "Das Unperfekte ist unsere stärkste Kompetenz" - so könnte man die zweistündige Botschaft auf den Punkt bringen. Steinberg, der Germanistik studiert hat, als Zeitungsreporter arbeitete, später Sketche unter anderem für Harald Schmidt schrieb und vor allem durch Radio-Formate wie "Die von der Leyens" bekannt wurde, bekannte als gebürtiger Mülheimer: "Ich bin aus dem Ruhrgebiet am Rauskommen dran." Sein Ziel: Aus Kaarst das Rio de Janeiro von Nordrhein-Westfalen zu machen.

Es sollte ein interaktiver Abend werden. Kein Thema schien ihm zu banal und das Publikum gab zu allem seinen Beitrag: Wie man am besten einen Prinzenrolle-Keks isst oder wie man die Toilettenpapier-Rolle aufhängt. Steinberg wollte dem Publikum für 120 Minuten die Vernunft als Triebfeder des Handelns austreiben, und er hatte dafür gute Gründe: "Wenn allein die Vernunft regierte, würde es keine Burkas geben, kein RTL 2 und auch nicht den ,Sauerlandstern'." Und den Seitenbacher-Mann natürlich auch nicht.

Auf nette Art setzte sich der 44-Jährige mit einer Spezies Mensch auseinander, die derzeit überall, außer in Deutschland, in höchsten Staatsämtern anzutreffen ist: die Testosteron-Bomber. Gerne tat Steinberg seinem Publikum den Gefallen, den aus dem Rundfunk bekannten "Sarko de Funès" wieder aufleben zu lassen. Immer wieder brachte er auch kurze, perfekte Reiner-Calmund-Parodien. Die Zuschauer in der ersten Reihe nahmen es ihm nicht übel, dass es im Eifer des (Wort)-Gefechts schon mal zu einer ziemlich feuchten Aussprache kam. Das konnte man einem Mann, der sich gegen eine optimierte Welt stemmt, nicht übelnehmen.

(barni)
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