Kevelaer Jutta Bückendorf - zurück in Kevelaer

Kevelaer · In den vergangenen Jahren lebte und arbeitete die 48-Jährige auswärts, unternahm aufwendige Reisen. Jetzt ist sie wie früher Mitglied der CDU-Fraktion. Sie freut sich auf das neue Team und die Ratsarbeit.

Als es innerhalb der Kevelaerer CDU im Dunstkreis der "Faxaffäre" um Frank Wackers und Thomas Selders so richtig ungemütlich wurde, war sie nicht mehr da. Jutta Bückendorf, von 2004 bis 2009 Ratsmitglied und im CDU-Vorstand, war weggezogen. Die Reiselust und ein abzusehender beruflicher Wechsel hatten sie aus der Marienstadt weg und nach Gronau geführt. Weil Heimat und Familie der 48-Jährigen nach einer Weile aber doch fehlten, kam sie zurück. Und lebt jetzt wieder in Kevelaer, wo sie bei der Kommunalwahl im Mai erneut erfolgreich für die CDU kandidierte. Dr. Jutta Bückendorf, promovierte Historikerin, gehört wieder dem Rat an. Zusammen mit 17 Fraktionskollegen, von denen neben ihr noch vier weitere "neu" sind.

Der Kevelaerer CDU anzugehören, kann eine Weile kein großer Spaß gewesen sein. Warum macht Bückendorf da wieder mit? "Ich bin deshalb optimistisch, weil ich ja weiß, mit welchem Team die CDU aus den Wahlen hervorgegangen ist. Das sind gute Leute, auch viele, die neu sind und mit den alten Geschichten nichts zu tun haben. Auch diejenigen, die sich damals, nach der Abwahl von Thomas Selders, nachsagen lassen mussten, nur ,Stimmvieh' gewesen zu sein, blieben dabei, haben jetzt Positionen in Partei und Fraktion inne. Und auch unser neuer Vorsitzender Paul Schaffers, der ja zugleich Fraktionschef ist, versteht sich als Team-Player."

Die ersten Fraktionssitzungen mit der neuen Mannschaft bestärkten sie in ihrer Zuversicht. "Wir müssen jetzt nach vorne blicken, auch wenn einige noch auf der Vergangenheit herumreiten. Aber das bringt uns nicht weiter - was nicht zu klären ist (die Fax-Affäre, Anm. der Red.), muss man irgendwann abhaken." Jutta Bückendorf freut sich auf die neue Ratsarbeit, bei der ja die CDU keine Mehrheit mehr hat - auch nicht mit Bürgermeister-Stimme, die bisher bei knappen Entscheidungen den Ausschlag gab. "Wir müssen jetzt sehen, wen wir von Mal zu Mal ins Boot holen. Das wird auch für die anderen Fraktionen eine Herausforderung. Sie können sich nicht mehr zurücklehnen und der CDU die alleinige Verantwortung anlasten."

Seit zehn Jahren sucht und findet Jutta Bückendorf, die keine Kinder hat und deshalb unabhängig von Ferien und Betreuungsfragen ist, Anregung und Entspannung bei großen Reisen. In vielen Teilen der Welt war sie schon unterwegs - in Indonesien, im Amazonasgebiet, in Kenia und im Senegal, auf Sansibar und in Tansania. In diesem Jahr steht noch Venezuela an, 2016 dann Borneo. "Wenn wir in fremden Ländern und Kulturen unterwegs sind, relativieren sich unsere heimischen Themen. Manchmal ist die Erkenntnis darüber, was wichtig ist und was eher nicht, für die politische Arbeit sogar kontraproduktiv. Da möchte man schon manchmal die Augen verdrehen und fragen: Habt ihr sonst keine Probleme?"

Wie das so ist mit dem Reisen, wirken die Erfahrungen im Hinterkopf. Vordergründig wird aber wohl genügend Platz für die lokalen Ereignisse und deren Einordnung bleiben. Jutta Bückendorf freut sich auf die kommenden Jahre, in denen sie sich im Kultur- und im neuen Sozialausschuss engagieren wird. Auch wenn sie jenem Ausschuss nicht angehört, interessiert sich die 48-Jährige besonders für Stadtentwicklung. Da gibt es in Kevelaer ja reichlich zu tun: Die Innenstadtgestaltung, das Einzelhandelsgutachten mit der Frage, wo welche Geschäftszentren möglich werden sollen, die Ansiedlung von Unternehmen - wenn denn erstmal neue Gewerbeflächen vorhanden wären. "Wir brauchen auch dringend mehr qualifizierte Arbeitsplätze in Kevelaer. Die Auspendlerquote ist zu hoch", sagt die Frau, die selbst Tag für Tag nach Kleve fährt, wo sie Assistentin der Geschäftsführung bei einem großen Autoteile-Handel ist.

(RP)
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