Lokalsport Aus Pfalzdorf in die Bundesliga

Kleve · Malte Thimm (15) spielt für die Metropol Baskets Ruhr in der höchsten Basketball-Jugend-Klasse Deutschlands. Seine sportliche Laufbahn begann beim TV Goch. Jetzt steht er gegen Alba Berlin im Achtelfinale um den nationalen Titel.

Der Auftakt verlief wenig verheißungsvoll. Malte Thimm ging in die 2. Klasse, als er sein erstes Basketballspiel hatte. Mit dem TV Goch war er beim VfL Merkur zu Gast. Die Heimreise trat der Siebenjährige mit einer Niederlage an, die mit "recht deutlich" noch wohlwollend umschrieben war. Nach dem ernüchternden Start vor knapp neun Jahren hatte das Hobby "Korbjäger" merklich an Attraktivität verloren. Seine Eltern sorgten jedoch dafür, dass er nach dem Rückschlag nicht sofort die Sportart wechselte. Heute ist er dankbar, dass Mutter und Vater ihn weiter zum Basketball brachten.

Malte Thimm wird in diesem Monat 16 Jahre alt. Er wohnt in Pfalzdorf und spielt mittlerweile bei den Metropol Baskets Ruhr in der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL). Das ist eine Mannschaft, die sich aus Akteuren der Vereine ETB Schwarz-Weiß Essen und Citybasket Recklinghausen zusammensetzt. Gegner sind die besten Nachwuchsspieler, die es in seiner Altersklasse in Deutschland gibt. Aktuell steht er mit seiner Mannschaft im Achtelfinal um die Meisterschaft in der JBBL. Der nächste Gegner ist einer mit einem klangvollen Namen. Sonntag geht es gegen Alba Berlin. Der Nachwuchs des Bundesligisten gehört neben Bayern München zu den Favoriten auf den Jugend-Titel. Wer zuerst zwei Siege eingefahren hat, zieht ins Halbfinale ein.

Wenn der Pfalzdorfer von sich und seinem Hobby erzählt, so tut er das äußerst unaufgeregt. Dabei besteht sein Leben derzeit hauptsächlich aus Schule und dem Spiel unter den Körben. Allein die Prioritätenliste scheint nicht abschließend geklärt zu sein. Sein Hobby gibt dem Wochenablauf Struktur. Viermal fährt er nach Essen, einmal trainiert er alleine in Goch und am Wochenende sind die Meisterschaftsspiele. Es gibt nur einen basketball-freien Tag. Der Aufwand ist enorm, sein Ziel fällt dennoch eher bescheiden aus. "Ich will einfach ausprobieren, wie weit ich in dem Sport kommen kann", sagt der 15-Jährige.

Ziemlich weit gekommen ist er bereits. Als Zwölfjähriger fiel er einem Trainer bei einem Sichtungslehrgang auf. Der sprach ihn an und fragte, ob er nicht nach Essen wechseln wolle. Malte, der zuvor für TV Goch und anschließend noch für die BG Kamp-Lintfort spielte, entschied sich mit 12 Jahren für den ETB Schwarz-Weiß Essen, für den er noch heute auf Punktejagd geht.

Mit jedem Jahr wurden die Ligen höher und der Einsatz größer. Der Tagesablauf des 15-Jährigen ist durchorganisiert. "Um 6.30 Uhr stehe ich auf und bin gegen 22.30 Uhr wieder zu Hause", sagt Malte. Er ist Besitzer eines Schokotickets, denn mittlerweile fährt er mit dem Zug zum Training. Auf dem Weg ins Ruhrgebiet erledigt er die Hausaufgaben. Das funktioniere problemlos, so der Pfalzdorfer, der die Gesamtschule Goch besucht. Seine Noten lassen keinen anderen Schluss zu, als dass er den Leistungssport mit seinen schulischen Aufgaben sehr gut vereinbaren kann.

Der Aufwand, den Malte Thimm betreibt, ist enorm - und er zahlt sich aus. Mittlerweile gehört er zu der Anfangsformation bei den Metropol Baskets Ruhr. Der Weg in die "Erste Fünf" war keiner leichter, dort zu bleiben ist noch schwerer.

Den Einsatz und Willen schätzt sein Trainer Philipp Stachula (29) an ihm. "Malte ist stets motiviert. Er besitzt eine vorbildliche Einstellung", charakterisiert Stachula ihn. Er sei ein Spieler, der intelligent und vorausschauend agiere. "Beim Basketball spielt sich viel im Kopf ab. Dort liegt nur eine seiner Stärken", betont der Coach. Dass eben diese Stärken auf dem Niveau besonders gefragt sind, spiegelt sich in der Trainingsarbeit wider. "Wir müssen uns Videos des nächsten Gegners anschauen und dessen Stärken und Schwächen herausarbeiten", erklärt Malte Thimm. Anschließend werden selbstständig Trainingsformen erstellt, mit denen der Gegner zu schlagen ist.

So trainingsfleißig er auch ist, auf einen nicht unbedeutenden leistungsfördernden Faktor in dieser Sportart, hat er keinen Einfluss: die Körpergröße. "Ich war sehr früh sehr groß. Das hat sich mittlerweile relativiert." 1,86 Meter ist er jetzt lang. Er wäre gern größer. Mit Hilfe einer Handwurzelknochen-Untersuchung kann in etwa bestimmt werden, ob und teilweise auch um wie viele Zentimeter man noch wächst. Bei Malte Thimm kam heraus, dass seine Entwicklung noch nicht ganz abgeschlossen ist. Regelmäßig stellt er sich an den Türrahmen seines Zimmers und malt einen Strich über seinen Kopf in die Zarge. Immer in der Hoffnung, dass die nächste Markierung wieder etwas höher liegt. Der Blick in sein Zimmer lässt keine Zweifel aufkommen, wofür er sich interessiert. So hängen ein paar Poster von den Stars der amerikanischen Basketball-Profiliga an den Wänden. Doch auch an dem Punkt wird deutlich, wie abgeklärt er bereits ist. Denn Vorbilder hat er keine - weder in den USA noch in der deutschen Profiliga. Die Spielszenen seien einfach nur schön.

Am 18. April wird Malte Thimm 16 Jahre. Neben klassischen Geburtstagsgeschenken wünscht er sich auch ein paar Zentimeter Körpergröße. Die hätten wohl auch im ersten Spiel seiner Karriere geholfen. Tragisch ist das dennoch nicht, denn: Gegen Kleve kann man verlieren.

(jan)
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