Rainer Maria Woelki "Auch hier in Köln ist Lampedusa"

Köln · Der künftige Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki, hat bei seinem Antrittsbesuch die soziale und politische Verantwortung der katholischen Kirche hervorgehoben. Sie soll als Anwalt der Menschen dienen.

Rainer Maria Woelki beim Antrittsbesuch in Köln
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Die Kirche sei aufgerufen, sich für Menschen an sozialen Brennpunkten und für Flüchtlinge einzusetzen, sagte Woelki am Samstag in der Domstadt bei seiner ersten Pressekonferenz nach der Ernennung zum Kölner Oberhirten.

Als Beispiel nannte Woelki die italienische Insel Lampedusa, auf der seit Monaten und Jahren tausende Flüchtlinge stranden, angewiesen auf Hilfe, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. "Lampedusa ist in Berlin an vielen Orten gegenwärtig. Auch hier im Erzbistum Köln ist Lampedusa präsent", sagte Woelki.

"Als Kirche gehören wir - gleich ob in Berlin oder in Köln - dorthin", so der Kardinal, der auch Vorsitzender der Caritas-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz ist. In seinem derzeitigen Erzbistum Berlin sei die Flüchtlingsfrage im Zusammenspiel mit Caritas, Diakonie, Flüchtlingsdienst der Jesuiten und auch dem Senat "im ein oder anderen Fall" gelöst worden. "Aber vieles wäre ohne den Einsatz der Kirchen nicht gegangen", so Woelki.

Auch vor diesem Hintergrund sei ein vertrauensvolles Miteinander mit der Politik notwendig und machbar. "Auch wenn wir unterschiedliche Rollen und Aufgaben haben, darf kein Zweifel bestehen: Wir können und müssen zusammenarbeiten. Zum Wohle der Menschen, die uns anvertraut sind und für die wir als Kirche anwaltliche Aufgaben übernommen haben."

Weiter hob der Erzbischof die gesellschaftliche Relevanz von Glaube und Kirche hervor. "Religion mag eine persönliche Angelegenheit sein, aber Religion ist nie Privatsache. Dafür werde ich weiter einstehen", sagte Woelki. "Unsere bundesrepublikanische Gesellschaft hätte heute nicht ihre Gestalt ohne das Christentum, Evangelium und ohne den aktiven Beitrag der Kirchen." Hier wisse er sich "sehr einig" mit der evangelischen Kirche.

Mit Blick auf die Diaspora-Situation in Berlin, wo rund neun Prozent Menschen katholisch sind, verwies er auf die demografische Entwicklung der Gesellschaft. Auch in Köln mit seinen "noch 40 Prozent katholischen Christen - sinkend" sei es nicht mehr selbstverständlich, dass alles und alle katholisch seien. "Ich glaube, dass wir uns hier in Köln manches von Berlin abgucken können." Auch unter diesem Aspekt sei es notwendig, sich weiterhin um ein "gutes ökumenisches geschwisterliches Miteinander" zu bemühen.

Ebenso rief Woelki dazu auf, den Dialog mit anderen Religionen und auch mit Nicht-Glaubenden zu intensivieren. Bei der Veranstaltung "Vorhof der Völker" vergangenen Herbst in Berlin habe er die erfreuliche Erfahrung gemacht, dass die katholische Kirche ihre Botschaft verständlich machen könne.

(KNA)
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