Analyse Mittelstand klagt über Kredit-Hürden

Monheim · Besonders kleinere Unternehmen sehen sich bei Investitionen zum Teil ausgebremst. Grund: Banken und Sparkassen verfahren aufgrund verschärfter Regeln bei der Kreditvergabe restriktiver als vor der Finanzkrise 2008.

Die Werbegemeinschaft "Treffpunkt Monheim" will ihre "Turmgespräche" wiederaufleben lassen. E i n Thema soll mit als erstes drankommen: Wie kommen Gewerbetreibende an Geld? Welche Sicherheiten müssen sie für Kredite bieten? Nach Auskunft von Uwe Ihnenfeld vom Treffpunkt-Vorstand brennt das Thema vielen mittelständischen Unternehmern unter den Nägeln. "Einerseits lädt die Niedrigzinspolitik zu kreditfinanzierten Investitionen geradezu ein, andererseits sind die Vorschriften für die Banken so verschärft worden, dass viele Kredite und damit auch Investitionen an diesen Hürden scheitern", klagt Ihnenfeld.

Der Mann weiß, wie es ist, wenn man bei Investitionen ausgebremst zu werden droht. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, schildert der Druckerei-Inhaber das Dilemma so: "Ich würde eine bestimmte Leistung, die wir bislang extern erledigen lassen, gerne in unser Haus holen und habe auch die Mitarbeiter dafür. Die dafür benötigte Maschine ist aber nur über einen Kredit zu finanzieren. Sonst müsste ich vom Kunden einen nicht-wettbewerbsfähigen Preis für die Zusatzleistung verlangen." Kurz: Ohne Kredit keine Maschine, ohne Maschine kein Wachstum.

In der Kritik wegen ihrer angeblich zu restriktiven Kreditvergabe-Praxis steht derzeit besonders die Stadtsparkasse Düsseldorf, die in Monheim drei Filialen unterhält. Besonders Gewerbetreibende und kleine Mittelständler müssten mit Absagen rechnen, wenn sie Kredite anfragten, bemängeln SPD-Parteifreunde von Oberbürgermeister Thomas Geisel, der schon seit längerem mit Sparkassen-Chef Arndt Hallmann im Clinch liegt beim Thema Gewinnausschüttung an die Stadt. "Hallmann führt die Bank wie eine Privatbank. Dabei ist die Sparkasse doch dazu da, auch den Geschäftsleuten Kredit zu geben, die bei Deutscher Bank und Co. leer ausgehen", sagt ein SPD-Politiker. Argumentiert wird auf Kritikerseite damit, dass etwa die Düsseldorfer Commerzbank 6000 neue Firmenkunden gewonnen habe, darunter besonders viele kleine - also die typische Sparkassenklientel. Hallmann begründet das schwache Mittelstandsgeschäft dagegen mit der Konjunktur: "Der klassische unternehmerische Mittelstand hat kaum größere Volumina nachgefragt. Auch die den Unternehmen eingeräumten Kreditlinien wurden deutlich weniger in Anspruch genommen." Bei der Monheimer SPD will man sich der Kritik der Düsseldorfer Genossen weder anschließen noch ihr widersprechen: "Für ein Urteil müsste man im Kreditausschuss der Sparkasse vertreten sein, aber aus diesen Gremien ist Monheim seit einigen Jahren komplett raus", sagt Ratsfraktionschef Werner Goller, der bis 2009 im inzwischen aufgelösten Regionalbeirat der Sparkasse saß. Konkrete Klagen heimischer Sparkassen-Kunden seien ihm selbst noch nicht zu Ohren gekommen.

Negative Fälle aus dem Kundenkreis der heimischen Sparkassen sind auch Hans-Dieter Clauser, Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT) im Kreis Mettmann, nach eigenem Bekunde nicht bekannt. Grundsätzlich seien die Geldinstitute hierzulande aber zu zurückhaltend bei der Kreditvergabe besonders an junge Mittelständler: "Während gestandene Unternehmer noch die besten Chancen auf eine Ausweitung ihres Kreditvolumens haben, scheitern vor allem junge Investoren an den hohen Kreditvergabe-Richtlinien."

Dies wiederum kann Uwe Ihnenfeld bestätigen: "Als langjähriger Kunde habe ich noch vergleichsweise gute Karten bei meiner Bank." Im Vergleich zu früher aber seien die Kredithürden für den Mittelstand insgesamt höher geworden: "Vor 20 Jahren hat einen der Bankmitarbeiter, wenn es um einen Kredit für eine Investition ging, noch gefragt: Was brauchen Sie außerdem? Diese Zeiten sind vorbei."

(RP)
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