Motorsport Jörg Bergmeister fährt dem Erfolg hinterher

Langenfeld · Hinter dem Langenfelder Motorsportler liegt eine Saison mit fünf Podestplätzen. Von Zufriedenheit kann trotzdem keine Rede sein.

 Vorfahrt: Jörg Bergmeister liebt spannende Duelle auf der Strecke. Und die Konkurrenz hat er dabei am liebsten hinter sich.

Vorfahrt: Jörg Bergmeister liebt spannende Duelle auf der Strecke. Und die Konkurrenz hat er dabei am liebsten hinter sich.

Foto: Porsche AG

Natürlich ist Jörg Bergmeister auch ein Medienprofi. Das gehört zu den Qualitäten, die ein Porsche-Werksfahrer mitbringen muss — neben der immer noch wichtigsten Fähigkeit, mit einem Produkt des Hauses so schnell wie möglich auf den Rennstrecken in der ganzen Welt unterwegs zu sein. Deswegen findet der Motorsportler für die gerade beendete Langstrecken-Weltmeisterschaft 2013 irgendwie eine halbwegs brauchbare Note: "Wir haben fünfmal auf dem Podium gestanden. Im Endeffekt ist das ansatzweise in Ordnung." Weil der 37-Jährige aber seinem Beruf mit eingebautem Ehrgeiz nachgeht, fällt das Fazit eigentlich weniger befriedigend aus: "Ich hatte persönlich etwas mehr erwartet."

Als Porsche vor acht Monaten im französischen Le Castellet den neuen 911 RSR vorstellte, waren die Erwartungen der Verantwortlichen auf jeden Fall hoch. Zur Pflicht erklärte zwar niemand den Titel in der Klasse GTE — weil die Konkurrenz (Ferrari, Aston Martin) von Anfang an als sehr stark galt. Bergmeister und der Franzose Patrick Pilet sollten allerdings im Porsche mit der Startnummer 91 ebenso um Siege kämpfen wie die deutsch-österreichische Kombination Marc Lieb/Richard Lietz mit der Nummer 92. Der Gewinn der Meisterschaft war ganz nebenbei nicht verboten.

Nach einem durchwachsenen Saisonstart gelang Porsche ein Durchbruch — durch den Doppelsieg bei den 24 Stunden von Le Mans, als Lieb/Lietz vor Bergmeister/Pilet das Ziel erreichten. "Das war das Highlight", betont Bergmeister, "viele würden die Meisterschaft dafür hergeben, wenn sie in Le Mans gewinnen." Bis auf die Zielgerade der Saison schien fürs "Porsche AG Team Manthey" der Triumph in der besonders begehrten Hersteller-Wertung möglich zu sein, doch am Ende reichten die Resultate nur zu Platz drei hinter Ferrari und Aston Martin. In der Team-Tophy für die einzelnen Zweier-Teams musste sich Jörg Bergmeister sogar mit dem vierten Rang begnügen.

"Die Fahrer haben einen ordentlichen Job gemacht", findet der Langenfelder, der hier sowohl seinen "Mitfahrer" Patrick Pilet als auch die Werksfahrer-Kollegen Marc Lieb und Richard Lietz einbezieht. "Bei uns sind aber zu viele kleine Sachen schiefgegangen", räumt Bergmeister ein. Beispiel: Beim September-Rennen in Austin (Texas) gab es ein Problem mit der Tankanlage, sodass sich später Benzin entzündete und für ein kleines Feuer sorgte. Weil der Porsche zur Kontrolle in die Box musste, ging Zeit verloren — und die Hoffnung auf ein Top-Resultat.

Das letzte Rennen in dieser Saison hätte jetzt in Bahrain noch einmal ein größerer Wurf werden können. Im überarbeiteten Porsche (mit einem neuen Aerodynamik-Paket) brachte das Qualifying die Plätze eins und zwei, sodass echte Hoffnungen auf ein Top-Serienfinale aufkamen. Auf dem 5,407 Kilometer langen Formel-1-Kurs in der Wüste von Bahrain herrschte jedoch früh wieder die raue Wirklichkeit. "Ich war mit meiner Leistung zufrieden", berichtete Jörg Bergmeister, "wir hatten aber Probleme mit den Reifen." Soll heißen: Was am Anfang gut aussah, wurde später immer schwieriger. Deshalb konnte Teamkollege Patrick Pilet früh die Führung übernehmen, doch mit zunehmender Dauer setzte sich ein Ferrari ab. Bergmeister/Pilet brachten nach den sechs Stunden immerhin den zweiten Rang über die Ziellinie.

Der Blick nach vorne drängt sich auf. Bergmeister: "Wir haben einige Arbeit vor uns — und dann greifen wir in der neuen Saison wieder an." Ob und in welchem Projekt der Langenfelder dann mitwirken wird, ist bisher allerdings ungeklärt, denn die berufliche Zukunft des Motorsportlers liegt im Dunkeln. "Es gibt noch nichts, ich weiß noch nichts", erklärt Jörg Bergmeister. Dass seine bislang letzte Meisterschaft aus dem Jahr 2010 und der American Le Mans Series stammt, erstaunt ihn selbst am meisten: "Was? So lange ist das schon her?" Daraus ergibt sich: Selbst ein Medienprofi muss nicht alles behalten können. Ganz nebenbei ist davon auszugehen, dass Jörg Bergmeister für 2014 wieder Siege einfahren will — wo auch immer, für wen auch immer.

(RP)
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