Leverkusen Stadtrat berät über Ausstieg der EVL aus Pleite-Kraftwerk

Leverkusen · Es sind viele Millionen Euro, die 23 Stadtwerke durch ihre Beteiligung an dem Kohlekraftwerk "Gekko" in Hamm in den vergangenen Jahren versenkt haben. Doch jetzt bietet sich die Gelegenheit zum Ausstieg aus dem Projekt - auch für Leverkusen. Die Stadtwerke Osnabrück, die federführend die Verhandlungen mit dem Kraftwerks-Betreiber RWE geführt hatten, bestätigten gestern auf Anfrage, dass ein Ergebnis ausgehandelt worden ist, über das nun jede Stadt einzeln abstimmen muss. In Leverkusen wird das am 2. November der Fall sein. Zuvor wird die Energieversorgung Leverkusen die beiden Alternativen, über die es zu beraten gilt, im Aufsichtsrat vorstellen. Geschäftsführer Rolf Menzel bestätigte gestern auf Anfrage, dass zwei Möglichkeiten gibt:

- den sofortigen Ausstieg

- oder den Teil-Ausstieg mit 50 Prozent - dies mit der Option, in den kommenden drei Jahren ebenfalls jederzeit kündigen zu können.

"Insgesamt 90 Prozent der Stadtwerke müssen sich für jeweils eines der beiden Modelle entscheiden, damit sie tatsächlich auch umgesetzt werden", berichtet Menzel. Gekko, das Gemeinschaftskraftwerk von RWE und den 23 Stadtwerken, sollte eines der weltweit modernsten Kraftwerke sein und Millionen Tonnen weniger Kohlendioxid in die Luft blasen als Altanlagen. Sieben Jahre später ist der zweite Kraftwerksblock noch immer nicht ans Netz gegangen, das Projekt ein Synonym für Pleiten und Pannen.

2012 hatte die EVL bereits drei Millionen Euro für die Kraftwerksverluste zurückgestellt. 2014 kamen weitere 12,4 Millionen hinzu - was dazu führte, dass die Stadt auf ihre erwartete Gewinnausschüttung von 3,6 Millionen Euro verzichten musste. Mittlerweile hat die EVL 16,5 Millionen Drohverlust-Rückstellungen gebildet: "Damit liegen wir im oberen Drittel der beteiligten Stadtwerke", versichert Menzel. Insofern würde ein sofortiger Ausstieg von seinem Unternehmen gestemmt werden können. Klar sei dabei: Viel an Gewinnausschüttung an die Stadt ist dann nicht mehr zu erwarten. Menzel sagt: "Wir müssen jetzt in aller Ruhe abwägen." Die EVL werde mit dem EVL-Gesellschafter Rhein-Energie in den kommenden Tagen einen Vorschlag für die Politik präsentieren.

(RP)
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