Serie Was Macht Eigentlich? Die Liebe zu Italien, Sport und Brauchtum

Mönchengladbach · Magda Korres hat für sich selbst nicht die Öffentlichkeit gesucht. Aber sie hat fast ein halbes Jahrhundert als freie Journalistin beobachtet und wiedergegeben, was sich nicht nur, aber vor allem im Mönchengladbacher Brauchtum tat: fachkundig, mit Herz und Engagement.

 Journalistin Magda Korres 2004 als Ministerin des Pressekönigs der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, Thomas Manglitz (City Vision), mit Britta Becker (Radio 90,1) und Oberbürgermeisterin Monika Bartsch (von links).

Journalistin Magda Korres 2004 als Ministerin des Pressekönigs der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, Thomas Manglitz (City Vision), mit Britta Becker (Radio 90,1) und Oberbürgermeisterin Monika Bartsch (von links).

Foto: Raupold Isabella

Sie ist ein echtes "Dahler Mädchen": Magda Korres ist im Schatten des "Alten Wasserturm" geboren, aufgewachsen und lebt bis heute dort. Aber sie hat bei ihren vielen Reisen auch einiges von Europa gesehen. Vor allem und immer wieder Italien, ihre großen Liebe neben der Heimatstadt Mönchengladbach. In der hat sie sie ihre Leben lang gearbeitet, Sport getrieben - ambitioniert und im Tischtennis nicht gerade auf der untersten Ebene. Und sie hat über Mönchengladbachs Menschen und Vereine, vor allem das heimische Brauchtum, als freie Journalisten 45 Jahre lang berichtet. Heute noch engagiert sie sich, mit 93 Jahren, beim Christkindlmarkt für Behinderte und Benachteiligte.

 Steht der mir? Magda Korres beim Pullover-Einkauf auf dem Markt in Bordighera

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Foto: MK

Mit knapp 20 Jahren hat Magda Korres in Dahl zitternd, mit Mutter, Vater und Bruder, im Keller des Elternhauses gehockt, als es bei einem nächtlichen Bombenangriff getroffen wurde. Ihr Vater ist, als sie die Flugzeuge nicht mehr hörten, nach draußen gegangen - und kam leichenblass zurück: "Das ganze Dach brennt", sagte er. Die Familie kam durch den Kellerausgang, der nach draußen führte, gerade noch rechtzeitig heraus. Das Haus brannte bis auf die Außenmauern und die Kellerdecke nieder. Schlossermeister Gerhard Korres hat es, als der Krieg zu Ende war, mit eigenen Händen, tatkräftiger Hilfe der Familie und Material aus den Trümmern, das noch einigermaßen in Ordnung war oder irgendwie beschafft werden konnte, wieder aufgebaut.

 Die Kleidung war 1952 nicht so ganz sportlich, die Leistung schon: Magda Korres spielte bis zur Damen-Oberliga.

Die Kleidung war 1952 nicht so ganz sportlich, die Leistung schon: Magda Korres spielte bis zur Damen-Oberliga.

Foto: MK

Magda Korres ist eine tatkräftige Frau, mit viel Herz. Die aus ihrem Leben etwas gemacht hat. Magda Korres, Volksschülerin und gelernte Großhandelskauffrau, hat ihre Lehre vorzeitig beenden dürfen, weil der Lehrer an der Berufsschule feststellte: "Ich kann dir nichts mehr beibringen." Sie hat es in verschiedenen Gladbacher Betrieben bis ins Vorstandssekretariat geschafft, weil sie sich mit dem Gelernten nicht zufrieden gab, zuerst in Abendkursen an der Volkshochschule Englisch und später an der Sprachschule Inlingua Französisch und Italienisch lernte. So arbeitete sie auch als Dolmetscherin, aber nicht nur im Betrieb für ihre Arbeitgeber, sondern nebenbei auch für Polizei und Staatsanwaltschaft.

 Engagement für Behinderte: Seit mehr als 25 Jahren fertigt Magda Korres Weihnachtskarten mit selbstgeschossenen Fotos von Mönchengladbacher Motiven und verkauft sie auf dem Gladbacher Christkindlmarkt.

Engagement für Behinderte: Seit mehr als 25 Jahren fertigt Magda Korres Weihnachtskarten mit selbstgeschossenen Fotos von Mönchengladbacher Motiven und verkauft sie auf dem Gladbacher Christkindlmarkt.

Foto: Ilgner (2),Raupold (1), MK (7)

Ihre Sprachkenntnisse waren gefragt, als die heimische Textilindustrie ins Ausland expandierte und italienische Gastarbeiter in Scharen nach Deutschland kamen. Magda Korres führte für ihre Chefs die Korrespondenz mit ausländischen Firmen, dolmetschte bei Verhandlungen und Konferenzen. Sie übersetzte auch einmal im Gericht bei einem Prozess um das sizilianische Mafia-Milieu. "Später habe ich bei einem Besuch in Italien in der Zeitung gelesen, dass der Mann aus Palermo, um den es in dem Prozess eigentlich gegangen war, in Rom nach 42 Jahren verhaftet worden war", erzählt sie.

 Etwas von der Welt sehen: Schiffsausflug im Golf von Korinth

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Foto: MK

"Italien ist meine große Liebe. Ich bin mehr als 50 Jahre immer wieder an die Riviera nach Bordighera nahe der Grenze zu Frankreich gefahren." Die italienische Riviera wurde damals zum Urlaubsziel vieler Deutscher. Mallorca kam erst viel später. Magda Korres fuhr zunächst mit der "Eisenbahn" nach Italien, später mit dem Auto: Vier VW-Käfer waren es im Lauf all der Jahre, am Ende ein Vento.

 Bestens informiert im Schützenwesen: Magda Korres mit Karl-Heinz Thomas von der St. Donatus Bruderschaft Korschenbroich-Pesch.

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Foto: MK

Sie hatte viele Freunde in Italien, darunter etliche Einheimische: "Damit ich mich mit ihnen richtig unterhalten konnte, habe ich Italienisch gelernt." Die Freundschaft mit einer jungen Deutschen, die damals, anfangs noch mit den Eltern, ebenfalls immer zum Urlaub nach Bordighera kam, hält bis heute. Familienanschluss inbegriffen.

 Alles hat seinen Platz und Magda Korres die Übersicht.

Alles hat seinen Platz und Magda Korres die Übersicht.

Foto: MK

Magda Korres selbst hat nie geheiratet ("Es hat sich nach dem Krieg, in dem viele Männer gefallen waren, nicht ergeben"). Sie hatte aber stets gute Bekannte, Freunde und Freundinnen, viele aus dem Sport: Sie war vor dem Krieg zehn Jahre Schwimmerin im nicht nur durch Weltmeisterin Anni Kapell über die Stadt hinaus bekannten "Damen-Schwimm-Club Undine M. Gladbach". Und wechselte später zum ehemaligen "Sport-Club", dem heutigen 1. FC Mönchengladbach. Aber nicht, um Fußball zu spielen, sondern Tischtennis. Sie tat es 45 Jahre lang - recht erfolgreich. Sie spielte für Eintracht Krefeld in der Oberliga und am Ende - mit über 60 Jahren - noch in der Damen-Landesliga für den TTC Hardt.

 Sie traut sich was: 1954 mit dem Segelboot auf dem adriatischen Meer

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Foto: MK

Da hatte sie ihre letzte Stelle bei der Firma Lorenz & Lihn, die im Gewerbegebiet Böttgerstraße Reformhaus-Exklusivmarken wie "Eckes" und "Schneekoppe" herstellte, schon aufgegeben. Und engagierte sich nun intensiv in ihrem Teilzeitberuf: als freie Journalistin bei der Rheinischen Post.

(RP)
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