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Mönchengladbach Dinge, die Heimat bedeuten

Mönchengladbach · Schüler der Gesamtschule Stadtmitte zeigen im Theater Fotos von Gegenständen, die Zuwanderer nach Deutschland mitbrachten.

Was nimmt ein Mensch mit, wenn er seine Heimat verlässt und in ein fremdes Land geht? Dinge, die Erinnerungen bergen - an die Familie und die Freunde, an Feste, an gute Zeiten, an Erzählungen und Traditionen. Im Foyer des Theaters sind zurzeit 15 Fotos zu sehen, die solche Dinge zeigen: einen Taufschein, einen Gebetsteppich, ein Festgewand, ein Armband, Geldscheine oder eine geklöppelte Tischdecke. Auf einem Bild sind nur Danyels Beine und Füße zu sehen - sie trugen den jungen Mann den weiten Weg aus Afghanistan nach Deutschland.

Die Bilder stammen aus einem ganz besonderen Projekt: Schülerinnen und Schüler des Kurses "Darstellen und Gestalten" der Gesamtschule Stadtmitte unter der Leitung von Lehrerin Sylvia Vogelsang haben die Aufnahmen gemacht. Dazu haben sie sich mit der sogenannten Multiklasse der benachbarten Hauptschule getroffen, einer Klasse, in der junge Flüchtlinge und Zuwanderer Deutsch lernen. Sie haben sich deren Geschichte erzählen lassen und dann die Dinge, die die jungen Leute aus ihrer Heimat mitgebracht haben, ins Bild gesetzt - mit Hilfe einer Fotoexpertin vom Museum Schloss Rheydt. So ist eine bewegende Ausstellung entstanden, die Themen wie Flucht, Migration und Heimat ganz persönlich fasst.

Burcu und Sarya, beide Schülerinnen der Gesamtschule, haben zum Beispiel die Aufnahme von Danyels Füßen gemacht. "Seine Geschichte hat uns sehr berührt", sagt die 14-jährige Burcu. "Er hat auf der Flucht seine Eltern verloren." "Ich bin sehr viel gelaufen", sagt Danyel, der keine Einzelheiten seiner Flucht erzählen möchte. Zu schmerzlich ist das alles. Zu siebt ist die Familie in Afghanistan aufgebrochen, aber nur der 16-Jährige ist in Deutschland angekommen. Anireza ist 18 Jahre alt, kommt aus dem Iran und hat ein Armband mitgebracht, das ihm seine Oma geschenkt hat. "Die einzelnen Symbole haben eine Bedeutung, aber die kenne ich nicht mehr", sagt er. Ramesh schließlich hat noch iranische Geldscheine. Auch er ist Afghane, aber im Iran aufgewachsen. Er ist allein nach Deutschland gekommen, dabei wie die anderen viel zu Fuß gegangen. Das Einzige, was er noch hatte, als er ankam, waren die iranischen Geldscheine. "Das ist ungefähr ein Euro", sagt er.

Nicht alle Fotos verweisen auf so dramatischen Fluchterfahrungen. Auch junge Menschen aus Polen, Griechenland oder Serbien haben Dinge mitgenommen, als sie ihre Heimat verließen, um mit ihren Eltern nach Deutschland zu kommen: ein Festkleid, eine Wandstickerei, eine Tischdecke, ein perlenbestickter Gürtel. "Als wir die Geschichten hinter den Gegenständen gehört haben, haben sie eine ganz andere Bedeutung bekommen", sagt Sarya.

Die Ausstellung ist bereits im Museum Schloss Rheydt gezeigt worden und nun im Theaterfoyer zu sehen. Sie lädt dazu ein, in der Konzert- oder Theaterpause über Heimat, Flucht und die Bedeutung der Dinge nachzudenken.

(arie)
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