Mönchengladbach Gericht glaubt dem Angeklagten nicht

Mönchengladbach · Zu einer Haftstrafe von vier Jahren hat das Landgericht Mönchengladbach einen 30-jährigen Niederländer verurteilt. Er war mit mehr als 20 Kilogramm Amphetamin im Kofferraum auf der A61 erwischt worden.

"Ich habe das doch nur wegen meiner Mutter gemacht", sagte der 30-jährige Mann aus Venlo in seinem letzten Wort. Die Richter glaubten ihm nicht. Seine Einlassungen dazu, was am 18. Oktober letzten Jahres und in den Wochen davor geschehen sein soll, schienen ihnen nicht schlüssig.

Was feststeht: Am 18. Oktober 2017, einem Mittwoch, war der Niederländer auf der A 61 einer Zivilstreife der Bundespolizeiinspektion Kleve aufgefallen, als er mit seinem in den Niederlanden gemieteten Toyota Auris in Richtung Koblenz fuhr. Die Streife hatte mit eingeschaltetem Blaulicht in einer Behelfsausfahrt zwischen Nordpark und Holt gestanden. Was ihn verdächtig gemacht hatte, beschrieb einer der beiden eingesetzten Beamten im Zeugenstand mit einem "Angstschlenker". Der Angeklagte habe das Lenkrad verrissen, als er das Blaulicht gesehen habe. Die Streife nahm die Verfolgung auf, zwischen Holt und Rheydt lotsten die Beamten den Toyota auf den Parkplatz der Autobahnpolizeiwache. Beim Überholen habe er bereits gesehen, dass der Mann am Steuer kreidebleich gewesen sei, berichtete der Beamte als Zeuge. Dass die Bundespolizisten ihm nach dem Anhalten eine Waffe an den Kopf gehalten hätten, wie es der Angeklagte berichtet hatte, wies der Ermittler scharf zurück. Er habe die Hand an der Waffe gehabt, sie aber nicht gezogen. Im Kofferraum fanden die Beamten dann ein Paket mit fast 21 Kilo Amphetamin. Die spätere Analyse ergab, dass das Rauschgift einen Wirkstoffgehalt von etwa 1,9 Kilo Amphetaminbase enthielt.

Direkt bei seiner Festnahme hatte der Mann den Polizisten gesagt, er sei aus Venlo gekommen und unterwegs nach Mönchengladbach gewesen. Bei einer zweiten Vernehmung vier Stunden später erzählte er die Geschichte anders. Er sei von Venlo nach Viersen gefahren, um für zwei ehemalige Schulkameraden etwas abzuholen und in die Niederlande zu bringen. Am Bahnhof in Viersen habe er einen Deutschen und zwei Marokkaner getroffen, die ihm das Paket ins Auto gesetzt hätten. Dann habe er sich von der A 52 aus verfahren, sei nicht Richtung Venlo, sondern Richtung Koblenz auf die A 61 abgebogen.

Die Kurierfahrt habe er nur unternommen, weil die "Freunde" seine Familie, insbesondere seine Mutter, bedroht hätten. Der Mann, der sechs Jahre lang in der niederländischen Armee gedient hatte und zweimal in Afghanistan eingesetzt war, leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Vor zwei Jahren war er in der Schweiz zu einer Bewährungsstrafe wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verurteilt worden.

Er sitzt seit dem 19. Oktober in Untersuchungshaft, der Haftbefehl bleibt bestehen, insgesamt soll er nun vier Jahre ins Gefängnis. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

(RP)
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