Mönchengladbach Salafisten verteilen "edlen" Koran in der City

Mönchengladbach · Die umstrittene "Lies"-Aktion der Salafisten fand keinen großen Anklang. Drei andere Gruppen, die am Samstag in der City waren, bezogen Position gegen Terror und Gewalt. Alle Kundgebungen verliefen friedlich.

Salafisten verteilen Koran in Mönchengladbach
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Aktionen von Salafisten, Aleviten und Falken in Mönchengladbach

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Foto: Christian Kandzorra

In der Gladbacher Innenstadt verteilten Salafisten am Samstag bei der Aktion "Lies — im Namen deines Herrn" ihre "edle" Version des Korans. Für die umstrittene Koran-Verteil-Aktion hatte es zuvor eine Sondergenehmigung gegeben. Gegen die Salafisten zeigte die Sozialistische Jugend Deutschlands, die Falken, Flagge. Deren Mitglieder protestierten gegenüber des "Lies"-Standes an der Hindenburgstraße. "Die Aktion der Salafisten hat nichts mit Religionsaufklärung zu tun. Einige der ,Lies'-Aktivisten kämpfen in Syrien oder im Irak für den Islamischen Staat", sagte Falken-Sprecher Ulas Sazi Zabci.

Die Falken wollen keinen religiösen Extremismus akzeptieren — genauso wenig wie Linken-Fraktionschef Torben Schultz, der die Aktion der als ultra-konservativ geltenden Aktivisten "nicht unkommentiert stehen lassen" wollte. Hätten die Salafisten ihre Bücher und Audio-CDs aggressiver unter die Menschen gebracht, hätte er die Verteil-Aktion gemeinsam mit den Falken gestört. Aus Sicherheitsgründen standen Polizeibeamte permanent in Sichtweite der beiden Gruppen.

Die Salafisten wollten am Samstag keine Auskunft geben. Die Presse — so einer der weiß gekleideten Männer mit Bart — solle alle Lügen zusammenschreiben und noch mehr Hass verbreiten. Die Aktivisten setzen auf Einschüchterung, fotografieren Journalisten und Menschen, die sich kritisch äußern. Menschen wie Tamara Kaum, die die Salafisten mit einem Zeitungsartikel "Unsere Leitkultur ist die Freiheit" provozierte. Sie berichtet: "Die Aktivisten haben sich nicht auf eine Diskussion eingelassen. Sobald es konkret wird, machen sie zu."

Bernd Scherwatzki stellte sich währenddessen selbstbewusst mit einer Mohammed-Karikatur direkt neben den "Lies"-Stand. "Wir leben in einer Demokratie mit Meinungsfreiheit. Und das soll auch so bleiben", sagt der Mönchengladbacher, der privat ein Zeichen gegen die Gewalt, den Terror sowie die Unterdrückung von Minderheiten und Meinungen setzen wollte. Ein ähnliches Zeichen setzte auch die muslimische Gemeinde "Ahmadiyya Muslim Jamaat". Sie klärt samstags Menschen einige Meter weiter unabhängig von den Salafisten-Aktionen über den Islam auf. "Wir distanzieren uns von Hass und Gewalt. Islam bedeutet Frieden", erzählen Anwar Shams und Mohammad Younas Janjua, die offen Fragen beantworten. Viele hätten ein falsches Bild von ihrer Religion.

Eine weitere Kundgebung fand am Samstag am Alten Markt statt. Dort zeigte der Alevitische Verein ASKD mit den Falken Solidarität mit den Opfern der Terroranschläge von Ankara. Rund 150 Menschen waren zur Kundgebung gekommen. Eigentlich war ein Aufzug durch die Stadt geplant, die Aleviten entschieden sich aber dagegen. Ali Azazoglu vom Komitee europäischer arabischer Aleviten erklärte, dass der türkische Präsident Erdogan für den Tod seiner Landsleute mitverantwortlich sei. Die Kundgebung verlief friedlich, die 25 eigens angereisten Beamten der Bereitschaftspolizei mussten nicht eingreifen. Die AfD, die ebenfalls einen Stand angemeldet hatte, war am Samstag übrigens nicht in der City vertreten.

(cka)
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