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Mönchengladbach Videokünstlerin wirft einen Blick auf die Stadt

Mönchengladbach · Nicola Gördes macht den Tagebau zu ihrem Thema. Die neue Atelierstipendiatin hat sich dort schon einmal umgesehen.

 Nicola Gördes im Atelierhaus: Der Bildschirm zeigt eine Sequenz aus ihrem neuen Film, den sie nach der Trump-Wahl gedreht hat.

Nicola Gördes im Atelierhaus: Der Bildschirm zeigt eine Sequenz aus ihrem neuen Film, den sie nach der Trump-Wahl gedreht hat.

Foto: Isabella Raupold

Sie hat den 8. November 2016 in Washington erlebt, die Fassungslosigkeit vieler nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten und den Marsch zum Weißen Haus. "Die Menschen waren ganz still, es war wie bei einer Beerdigung, es wurden Kerzen entzündet, Frauen und Männer sprachen über ihre Gefühle - über ihre Ängste, ihre Wut", sagt Nicola Gördes. Die Videokünstlerin hat die denkwürdigen Stunden gefilmt, sie war ganz nah an den Menschen. "Vom Weißen Haus sind wir zum Trump-Hotel gegangen", sagt sie. Vor der Absperrung hätten die etwa 2500 Menschen angehalten und "Not our President" skandiert. "Es war eine Art von Protest, der auch große Hilflosigkeit zeigte", sagt sie. Trump habe sich zu der Zeit in New York aufgehalten, "und das Hotel konnte ja schließlich nichts dafür, dass er gewählt worden ist".

Die 31-Jährige ist die neue Atelierstipendiatin der Stadt. Gestern stellte sie das Projekt vor, das sie bis Ende Juni in Mönchengladbach verwirklichen will. "Bevor ich zum ersten Mal nach Mönchengladbach gekommen ist, hatte ich mich über die Stadt informiert." Dabei fiel ihr besonders der Tagebau auf. Barbara Weinthal, Fachbereichsleiterin Umwelt, machte mit ihr eine Tour durch Garzweiler, zeigte ihr die toten Dörfer und die neuen. "Die sterbenden Orte waren deprimierend - die neuen in ihrer Uniformität aber auch." Nicola Gördes wird in den nächsten Monaten mit den betroffenen Menschen sprechen, filmen - sich ein Bild machen. "Ich weiß noch nicht, worauf es letztendlich hinausläuft", sagt sie. "Ich bin selber sehr gespannt."

Das ist auch der Chef des Kulturbüros. "Zunächst war ich überrascht über das Thema, das Nicola Gördes gewählt hat", sagt Thomas Hoeps. "Aber sie hat ja Recht, der Tagebau ist ein äußerst wichtiger Bestandteil unserer Stadt." Es sei immer sehr spannend, zu erleben, wie Künstler, die von außerhalb kommen, einen ganz anderen Blick auf die Stadt werfen. "Davon profitieren wir und die Gladbacher Künstler sehr."

Nicola Gördes hat an der Universität Dortmund Grafik und Video studiert, seit 2012 studiert sie an der Kunstakademie Münster, und seit 2014 ist sie Gaststudentin an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie ist die 28. Atelierstipendiatin der Stadt. "Nach langer Zeit hat sich die Jury für eine deutsche Künstlerin entschieden", sagt Hoeps. 45 Bewerbungen waren eingegangen, die Wahl fiel auf die Videokünstlerin. Die Stadt stellt das Studio im Atelierhaus an der Steinmetzstraße, Claudia Tronicke vom Kulturbüro betreut die Künstlerin, und die Josef und Hilde Wilberz-Stiftung unterstützt das Stipendium mit 15.000 Euro für Projekte, die Abschlussarbeit und einen Katalog sowie Unterkunft und Verpflegung.

Das Thema Tagebau Garzweiler fügt sich in das Werk der Künstlerin bestens ein. In ihren Filmen geht es um den Verlust von Identität, der durch gesellschaftliche Umstrukturierungen und den Einfluss der Medien verursacht wird. "Meine Filme widmen sich den Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, Unternehmen, die aufgeben müssen - dem Scheitern - manchmal aus ganz banalen Gründen", sagt Nicola Gördes. Die Filme, die sie soeben in Amerika gedreht hat, sind nicht wie für die Bühne inszeniert, sie wirken dokumentarisch.

"Wir werden sehen, was die Künstlerin in Mönchengladbach verwirklichen wird, wie sie mit den Strukturen rund um Garzweiler umgehen wird", sagt Thomas Hoeps. Im Rahmen der Ensemblia möchte er gern die Kurzfilme von Nicola Gördes zeigen - auf großer Leinwand.

(RP)
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