Karneval in Moers Hoppeditz mit Kritik an Merkels Asylpolitik

Moers · Ungewöhnlich scharf hat zum Karnevalsauftakt der KG Humorica in Moers der amtierende Hoppeditz Reiner Schmitz die Asylpolitik der Bundesregierung angegriffen. In seiner in Reimform vorgetragenen Karnevalsrede sagte Schmitz mit dem Hinweis auf die in Deutschland lebenden Asylbewerber, dass "Gefahren für unsere Frauen an jeder Ecke" lauerten.

 Reiner Schmitz, Hoppeditz der KG Humorica, bei einer früheren Sitzung.

Reiner Schmitz, Hoppeditz der KG Humorica, bei einer früheren Sitzung.

Foto: RP-Archiv: Dieker, Klaus

Es gebe eine Grenze, den nach Deutschland eingereisten Flüchtlingen Wohnungen und Arbeit zu verschaffen. Auch Deutsche seien hierzulande arm und brauchten Hilfe. Manche Karnevalisten applaudierten während dieser Rede laut, andere hielten sich mit Applaus zurück. Die Teilnehmer der Sitzung in der Asberger Gaststätte "Haus Engeln", mit denen unsere Redaktion gestern sprach, gaben an, sich nicht an den genauen Wortlaut erinnern zu können. Lothar Eichner, Präsident der KG Humorica wiederum sagte, dass er nichts Fremdenfeindliches habe erkennen können.

Hoppeditz Schmitz ist selbst Mitglied der Seniorenunion. Dass seine Rede durchaus Brisanz hat, scheint Schmitz erkannt zu haben. Unsere Redaktion fragte gestern an, ob Schmitz die Rede schriftlich vorlegen könne, um ihn korrekt zitieren zu können. Präsident Lothar Eichner nahm Kontakt zu Schmitz auf, allerdings ohne Erfolg. Als unsere Redaktion später bei Schmitz anrief, sagte dieser, er sehe keine Veranlassung zum Gespräch, und legte auf.

Rund hundert Besucher waren dabei, als der "jecke Narr" um 19.11 Uhr in einer gelben Versandkiste in den Saal der Asberger Gaststätte "Haus Engeln" gefahren wurde, noch schlafend, wie die lauten Schnarchgeräusche aus dem Innern seiner unbequemen Schlafkiste deutlich erkennen ließen. Doch kaum hatte Humorica-Präsident Lothar Eichner die Kiste geöffnet, war der Hoppeditz munter. Er beklagte auch die seiner Ansicht nach maßlose Vergabe deutscher Steuermillionen an afrikanische Despoten, das "peinliche Hauen und Stechen" der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten während des Wahlkampfes und die nicht minder peinliche Machtsucht des türkischen Präsidenten Erdogan, um nur einige seiner außenpolitischen Themen zu nennen. Im eigenen Land missfielen ihm neben der Flüchtlingspolitik die fehlende juristische Verfolgung der "noch immer nicht abgeschlossenen VW-Misere" sowie die hemmungslose Selbstbedienungsmentalität vieler Abgeordneter.

Natürlich bekam darin auch die Moerser Politik ihren kritischen Anteil ab. Hier stach ihm vor allem die alljährliche finanzielle "Schacherei" um das Moers-Festival ins Auge: "Der brave Bürger zahlt für ein Spektakel, von dem niemand was hat", wetterte er. Das Geld solle man lieber den Karnevalisten geben, schlug er vor, und dass die Karnevalsvereine die Moerser Politpromis nicht mehr länger mit kostenlosen Orden ehren sollten. "Nur der Narr spricht die Wahrheit", hatte er zu Anfang seiner Rede verkündet.

"Es war mir eine Ehre, das auszusprechen, was so manch einer von euch denkt", lautete der Schlusssatz. "Und jetzt lasst uns kräftig Karneval feiern!" eine Aufforderung, die die Besucher für den Rest des Abends bei einem Programm aus fröhlicher Schunkelmusik und vereinseigenen Gardetänzen beherzigten.

(RP)
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