Josef Ring Kämpfer für eine menschliche Kirche

Neuss · Im Jahr 2007 hatte sich Pfarrer Josef Ring mit 70 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Gemeindedienst des Seelsorgebereiches Neuss-West/Korschenbroich verabschiedet. Ein Pfarrer, der ab und an Sonntagsdienst hat, ist er trotzdem geblieben.

 Pfarrer Josef Ring - hier bei der Vorstellung der Ludgerus-Stele in Holzheim - feiert am Sonntag sein Goldenes Priesterjubiläum.

Pfarrer Josef Ring - hier bei der Vorstellung der Ludgerus-Stele in Holzheim - feiert am Sonntag sein Goldenes Priesterjubiläum.

Foto: A. Woitschützke

Am Freitag feierte Ring mit Amtsbrüdern aus seinem Weihejahrgang das Goldene Priesterjubiläum in der Düsseldorfer Maxkirche. Am Sonntag, 5. Februar, sind die Heimatgemeinden um 11.15 Uhr zur Messe in die Martinus-Kirche eingeladen.

Was aus seinen damaligen Vorruhestand-Vorhaben geworden ist, was ihn immer noch umtreibt - war Thema eines Gespräches mit der NGZ.

Auf Reisen gehen, Zeit für sich selbst haben und unter anderem gute Bücher lesen - was ist aus diesen Vorsätzen geworden?

Josef Ring Es hat sich mittlerweile eine regelrechte Reisegemeinschaft mit Glaubenshintergrund gebildet. Wir waren schon in Israel, im Morgen- und im Abendland. Zudem bin ich gelassener geworden. Ich lese mit Interesse unter anderem das Buch "Letzte Gespräche" des emeritierten Papstes Benedikt und beschäftige mich mit einem Buch über den amtierenden Papst Franziskus.

Wie man Sie kennt, dürfte Ihnen Franziskus näher sein...

Ring Benedikt war ein begnadeter Theologe, Franziskus ist der gute Hirte im klassischen Sinne. Dass er es durch konservative Kräfte im Vatikan schwer hat, wundert mich nicht. Möge er lange leben.

Papst Franziskus hat auf dem Weltjugendtag im polnischen Krakau vor Monaten die Gläubigen aufgefordert: Steht auf und rebelliert. Da dürften Ihnen die Ohren geklingelt haben.

Ring Schon nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil unter Papst Johannes XXIII. waren viele von uns voller Hoffnung, dass sich die Amtskirche bewegt. Fest in Glaubensfragen, waren wir auch im Gemeindeleben lebendig; durchaus nicht weltfremd und gegenüber den Menschen aufgeschlossen.

Sie haben einmal gesagt: Die Botschaft Jesu ist fantastisch, die Kirche weniger.

Ring Ich habe in der Kirche sehr oft erlebt, dass es unmenschlich und autoritär zuging, dass Gehorsam und Gesetze mehr bedeuteten, als die Liebe und Brüderlichkeit, die Jesu verkündet hat. Auch die Nähe zur ökumenischen Bewegung konnten nicht alle, vor allem nicht die Amtskirche, nachvollziehen. Das fand ich schade. Vor allem, weil ich fest überzeugt bin, dass wir nur gemeinsam das Christliche in unserer heutigen Gesellschaft noch rüberbringen können.

In diesem Sinne haben Sie einen offenen Brief von elf Pfarrern im Ruhestand unterschrieben, den diese an Kardinal Woelki geschickt haben. Der Inhalt: Themen wie Umgang mit Frauen in kirchlicher Arbeit, Sakramente, Bibel und Priestermangel in Verbindung mit dem Zölibat.

Ring Wir haben diesen Brief in großer Sorge um den Glauben und das Gemeindeleben verfasst. Vieles ist - aus welchen Gründen auch immer - zum Erhalt von Macht, Einfluss, Autorität entstanden. Ich bin aus Überzeugung Priester geworden; muss ich daher alles akzeptieren? Man erschlägt jede Diskussion mit dem Argument: Das haben Sie doch so gewählt. Doch leider sind Berufung, Glaube und Kirche nicht immer eins. Ob das Gottes Wille ist, wage ich zu bezweifeln. Als jetzt unser Jubiläum anstand, haben wir uns gedacht: Das wäre doch ein Anlass, mal über unsere Erfahrungen aus den letzten Jahrzehnten zu berichten, die bei elf Mann wahrscheinlich einigermaßen repräsentativ für das Priesterleben in Deutschland sein dürften. Wir wollten den Verantwortlichen Rückenwind geben, aktuell drängende Fragen vorwärts zubringen.

Ein Bohren von dicken Brettern.

Ring Ich bin nicht Priester geworden, um in Routine zu verfallen. Vielmehr ging es mir darum, mein Verständnis von Kirche und Glauben in den Alltag umzusetzen. Ich war kein "weichgespülter", angepasster Pfarrer. Ich kam in Jeans und konnte es gut mit der Jugend. Nicht allen hat meine Art gefallen, deutliche Worte zu sprechen, die Gemeinde in die Verantwortung einzubinden. Nicht allen haben meine Vorschläge gefallen - dass Frauen die Kommunion austeilen, Mädchen Messdienerinnen wurden, die Liturgie volksnäher gefeiert wurde. Ich hatte mir bei meiner Priesterweihe vorgenommen, den Gottesdienst immer ansprechend und menschennah zu gestalten.

Alles in allem doch eine positive Lebensbilanz.

Ring Der Einsatz für die Menschen im afrikanischen Kitanda, die Freizeiten im Landhaus Steffeln, die vielen guten Kontakte zu Menschen allen Alters, Freunde, ein engagiertes Gemeindeleben - ich könnte zufrieden sein.

(NGZ)
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