Neuss Wenn ein Parteitag zum Heimspiel wird
Neuss · Die CDU NRW traf sich Samstag zum Koalitions-Parteitag im Neusser Swissôtel. NRW-Spitzenkandidat Gröhe, Landrat Petrauschke, Kreis-Vorsitzender Lienenkämper und Co. genossen ihren großen Auftritt vor heimischer Kulisse.
Die Marketingstrategen im Rathaus dürfen sich freuen: Das vierte Juni-Wochenende beschert der Stadt unverhofft eine extrem hohe Präsenz in nahezu allen deutschen Medien. Grund: Im Jupitersaal des Swissôtels stimmten knapp 600 Delegierte beim CDU-Landesparteitag über den schwarz-gelben Koalitionsvertrag ab. Das Ergebnis ist bekannt. 100 Prozent für das unter Führung des designierten Ministerpräsidenten Armin Laschet ausgehandelte Papier. Es war der erste CDU-Landesparteitag auf Neusser Boden seit 1998. Damals war Norbert Blüm Gastgeber im Swissôtel, der dort auch Kanzler Kohl begrüßen konnte. Im März 2010 fand in Neuss der CDU-Zukunftskongress statt. 700 Besucher folgten damals der Einladung von Jürgen Rüttgers.
Doch trotz Laschet, dessen Vorgänger Jürgen Rüttgers oder auch NRW-Generalsekretär Bodo Löttgen - prominente Christdemokraten aus dem Rhein-Kreis gehörten bei ihrem Heimspiel zu den Akteuren auf der Bühne: Hermann Gröhe, der Bundesgesundheitsminister, nahm dort den Ehrenplatz des NRW-Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl ein. Lutz Lienenkämper, seit 2009 Vorsitzender der Kreis-CDU, gehört zur engsten Führungscrew der Landes-CDU um Laschet. Dass er dem Kabinett angehören wird, stufen Beobachter als "höchstwahrscheinlich"ein. Er, der schon Verkehrs- und Bauminister (2009/10) war, wird unter anderem für das Finanzressort gehandelt.
Dritter Vertreter der Kreis-Granden auf dem Podium war Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Der CDU-Politiker aus Grevenbroich war prominent platziert, direkt an der Seite von Günter Krings. Der Mönchengladbacher, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, war als Vorsitzender des CDU-Bezirks Niederrhein zum Tagungspräsidenten gewählt worden. Dass seine auffällige Bühnenpräsenz ein Hinweis auf eine bevorstehende Berufung nach Düsseldorf sein könnte, wies Petrauschke schlagfertig zurück: "In diesem Leben nicht mehr."
Auch im Plenum waren die Christdemokraten aus Stadt und Kreis nicht zu übersehen. NRW-Vorsitzender Laschet begrüßte namentlich den Neusser Heinz Günther Hüsch, den er den Gründern der CDU zurechnete. Sein Gruß ging auch an den ehemaligen Neusser Stadtdirektor Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, der im Kabinett Rüttgers Kulturstaatssekretär war.
Zu den Delegierten, die die rund 4000 Christdemokraten im Rhein-Kreis vertraten, gehörte auch Jörg Geerlings. Der Neusser CDU-Chef, der in den Landtag zurückkehrte, kam mit Ehefrau Florence und Töchterchen Marie Sarah - so wurde aus einem Parteitag auch ein Familientag. Minister Gröhe wurde von seiner Frau Heidi begleitet.
Während die Neusser Dagmar Betz und Thomas Kaumanns am Stand des CDU-nahen Vereins "cnetz" für eine innovative Digitalpolitik warben, lagen sich zwei alte Weggefährten aus Neusser JU-Zeiten in den Armen: Notker Becker (54), heute Pressesprecher des Sparkassen- und Giroverbandes, sowie André Chahoud (50), der in den Partei-Stab von Armin Laschet rückte.