Neuss Zwei Brüder wollen nach Mekka wandern

Neuss · Die Neusser Bastian und Marcel Hochhausen gehören dem islamischen Glauben an. Gemeinsam haben die Brüder geplant, die islamische Pilgerfahrt (Haddsch) zu machen und die rund 10 000 Kilometer zu Fuß zurückzulegen.

 Erst konvertierten sie zum Islam, nun wollen sie eine zweijährige Wanderung nach Mekka machen, die Brüder Bastian (li.) und Marcel Hochhausen.

Erst konvertierten sie zum Islam, nun wollen sie eine zweijährige Wanderung nach Mekka machen, die Brüder Bastian (li.) und Marcel Hochhausen.

Foto: A. Woitschützke

Rucksack gepackt, auf und los — doch nicht zu einer Tageswanderung. Die Brüder Bastian (27) und Marcel (25) Hochhausen aus Neuss wollen 10 000 Kilometer zu Fuß zurücklegen. Das entspricht ungefähr der Strecke von Neuss nach Mekka. Am 4. April wollen sie starten. Zwei Jahre wird es dauern, bis sie das süd-östlich gelegene Mekka in Saudi-Arabien erreicht haben. Die Idee haben sie schon lange: 2010 flogen die zwei Brüder nach Ägypten, um die libysche Wüste zu durchqueren und das islamische Land kennenzulernen. Bastian war ein Jahr vorher zum Islam konvertiert und malte sich eine Route für die islamische Pilgerfahrt (Haddsch) aus: "Erst war es mehr utopisch und einfach Euphorie", sagt er.

Drei Jahre sind nun vergangen und seine Utopie vom Fußmarsch ist nach viel Recherche ziemlich realistisch geworden. Im selben Zeitraum ist sein jüngerer Bruder Marcel ebenfalls zum Islam konvertiert. Für Marcel ist die Pilgerreise nicht sofort in Frage gekommen. Abdul Haliim, wie er mit islamischem Namen heißt, ist gelernter Tischler mit fester Anstellung. Der Neukirchener treibt Sport und macht lange Motorradfahrten. Ein Leben, das er bald für zwei Jahre aufgeben wird. "Natürlich habe ich mir viel aufgebaut. Doch der Weg ersetzt das Training und der Rest ist mit Geld wieder zu bekommen. So eine Erfahrung aber macht man nur einmal im Leben."

Bis zum Start werde er seine Sachen verkaufen und verschenken. Sein Bruder Abdul Kareem (Bastian) ist Eventmanager. Er kündigte seine Arbeitsstelle und hat bereits seinen gesamten Hausstand aufgelöst. Für ihre Mutter sei es erst sehr schwer gewesen, "gleich beide Söhne ziehen zu lassen", erklärt Bastian. Inzwischen unterstützt sie ihre Jungs aber sehr. Sie wird sich um den "Papierkram" kümmern, wenn die Söhne unterwegs sind. Und sie wird die Artikel lesen, die Bastian unterwegs für seinen Internet-Blog "Sohn des Weges" schreiben wird, um die Erlebnisse mit anderen zu teilen. "Man kann uns auf den Fersen bleiben, denn wir geben regelmäßig unseren Standort durch."

Am 4. April, zwischen 9 und 10 Uhr, starten sie vor dem Neusser Rathaus: zuerst am Rhein entlang, immer dem Jakobsweg folgend, über Frankreich und Spanien nach Marokko; dann der nordafrikanischen Küste folgend bis ans Rote Meer; über Jordanien bis Saudi-Arabien reisen sie in Mekka ein. Verpflegung und Übernachtung plant Bastian in christlichen und islamischen Pilgergemeinden. Ein Zelt dient als Notlösung.

"Wir haben eine Route mit guter Infrastruktur und einer tollen Kulisse. In den Gebirgen des Kleinen Atlas sind die Bedingungen schwieriger", sagt Bastian. Feuchtes Wald- und trockenes Wüstengebiet seien stellenweise sehr dünn besiedelt. Zurzeit sind die Brüder auf der Suche nach Sponsoren für ihre Ausrüstung. Ihr Training stellten sie seit einem Jahr auf Kondition und Ausdauer um. Beide wollen ihre körperlichen Grenzen kennenlernen. Bastian sieht seine Motivation vor allem in der Möglichkeit für kulturellen Austausch: "Wir möchten dem vermeidlich Fremden ein Gesicht geben, aber auch unseres zeigen. Hinter den gegenseitigen Vorurteilen, stehen nämlich bloß Menschen aus anderen Verhältnissen. Das kann man aber nicht auf dem Sofa vor dem Fernseher vermitteln. Dafür muss man raus in die Welt."

(NGZ/rl/top)
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