Rhein-Kreis Neuss "Eiserner Rhein" - nur mit Lärmschutz

Rhein-Kreis Neuss · Der neue Vorstoß des Bundes für eine Bahn-Trasse zwischen Antwerpen und NRW wird im Rhein-Kreis aufmerksam verfolgt. Bei einer Variante würden die Güterzüge durch Jüchen und Grevenbroich rollen. Eine Sorge gilt dem Lärm.

In mehreren Rathäusern im Rhein-Kreis ist das Schienen-Großprojekt "Eiserner Rhein" wieder in den Fokus gerückt. Nachdem NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) bei einer Podiumsdiskussion des Vereins "Logistikregion Rheinland" betonte, dass im Bundesverkehrsministerium derzeit Varianten für die als Projekt schon totgeglaubte Bahnstrecke geprüft werden, geht der Blick nach Berlin. In den Nachbarkommunen - allen voran in Mönchengladbach und Krefeld - sind Bürger bereits alarmiert. Für sie würde der "Eiserne Rhein" eine enorme zusätzliche Lärmbelastung bedeuten. Von dem Mega-Projekt könnten aber auch Grevenbroich und Jüchen direkt betroffen sein, da ein Teilbereich der Güterzug-Route von Antwerpen ins Ruhrgebiet durch die beiden Kommunen führen könnte - je nachdem, welche Trasse die Verkehrsplaner favorisieren.

Klar ist: Die Wirtschaft im Rhein-Kreis mit dem leistungsstarken Hafen (siehe Info) könnte von der Schienenstrecke profitieren: "Die Logistik-Drehscheibe Neuss Düsseldorfer Häfen - und mit ihr die heimische Wirtschaft - wartet auf einen verbesserten Schienenanschluss. Insofern freuen wir uns über jede Initiative, die eine schnelle und belastbare Verbindung zu den Seehäfen ermöglicht und zugleich den Verkehr auf unseren Straßen entlastet", erklärt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Auch die Stadt Neuss begrüßt die Initiative, "die Traditionstrasse des Eisernen Rheins zu revitalisieren. Unsere Unternehmen leben von und mit einer guten Verbindung zu den Seehäfen",sagt Stefan Hahn, Beigeordneter der Stadt Neuss. "Da das Autobahnnetz rund um Neuss an der Grenze der Belastbarkeit genutzt wird, kann eine verbesserte Schienenanbindung uns nur helfen."

Doch es sind eben auch andere Folgen zu bedenken. "Wir wissen, dass die Schienentrassen so ausgebaut werden müssen, dass die Lärmbelästigung für unsere Anwohner erträglich bleibt. Wir sind bereit, an einem Interessensausgleich konstruktiv mitzuwirken", betont Petrauschke. Bei der Trassen-Suche will der Bund nämlich nun auch die Venlo-Kaldenkirchen-Variante über Mönchengladbach-Rheydt und Rheydt-Odenkirchen prüfen. Dabei sollen die Züge in Viersen auf zwei Äste in Richtung Krefeld/Duisburg und in Richtung Rheydt/Grevenbroich/Köln verteilt werden - diese Züge würden durch Jüchen und Grevenbroich rollen. Zuletzt war dagegen die 555 Millionen Euro teure Variante parallel zur Autobahn 52 im Gespräch - weitab der beiden Kreiskommunen.

Die Grevenbroicher Bürgermeisterin Ursula Kwasny sieht durch das Projekt Chancen für die Schlossstadt, hadert aber mit den Risiken, die das Großprojekt bringen könnte: zusätzlichem Verkehrslärm. "Sollte der Eiserne Rhein tatsächlich kommen, darf er nicht zu Lasten der Bevölkerung gehen. Er kann nur dann umgesetzt werden, wenn dies Hand in Hand mit umfassenden Lärmschutzmaßnahmen geschieht", sagt Kwasny. Genau da sieht auch Ratsherr Dieter Dorok (Grüne) viel Klärungsbedarf. "Die Bürger sind für die Gefahren durch eine zu hohe Lärmbelastung sensibilisiert. Das sieht man ja bei der Diskussion um das geplante Container-Terminal in der Nachbargemeinde Jüchen, wo sich Bürgerinitiativen gegründet haben."

Resonanz gibt's auch aus der Nachbargemeinde: Klaus Schürmann gehört zu den Gegnern dieser Pläne in Jüchen, verfolgt die Diskussion um den Eisernen Rhein und das an der A 540 geplante KV-Terminal. Er fürchtet - wie der ehemalige Staatssekretär Willy Wimmer aus Jüchen - mehr Lärm und Verkehrsbelastungen für die Gemeinde. "Sollte es erlaubt werden, den Güterverkehr zwischen Mönchengladbach und Köln mit seinen Güterbahnhöfen und Container-Terminals durch die Gemeinde Jüchen abzuwickeln, dürfte hier erträgliches Leben völlig unmöglich werden", sagt Wimmer. Die Untersuchungen würden von einer unglaublichen Lärmglocke ausgehen, die in Hochneukirch, Jüchen, Gierath-Gubberath und Bedburdyck die gesamte Wohnbebauung erfassen werde. Jüchen wäre bei dem Projekt über die Verbindung Rheydt-Hochneukirch-Köln tangiert. Zu den Varianten gehört eine neue Bahnlinie zwischen Herrath und Hochneukirch ("Rheydter Kurve") für den Güterverkehr.

Doch "bislang handelt es vor allem um Gedankenspiele", betont Grevenbroichs Wirtschaftsförderer Ulrich Held. Auf diesem Stand ist auch Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens: "Uns sind keine konkreten Planungen bekannt, ob und in welcher Form der ,Eiserne Rhein' verwirklicht wird."

(NGZ)
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