Rheinberg Die Brücke in die neuen Länder

Rheinberg · Morgen wird der 20. Jahrestag der Deutschen Wiedervereinigung gefeiert. Kurz nach dem 3. Oktober 1990 wurden Rheinberg und Hohenstein-Ernstthal Städtepartner. Viele Niederrheiner fanden dadurch erst den Weg in den Osten.

Heute unvorstellbar, doch das liegt gerade einmal 20 Jahre zurück: Jürgen van Impel, der inzwischen verstorbene Friedhelm Hecks und Erwin Moersen von Rheinbergs Stadtverwaltung packen einen Kleinbus des Bauhofs mit abgeschriebenen Computer-Druckern, mit alten Schreibmaschinen und jeder Menge Büromaterial voll und fahren damit gen Osten. Nach Hohenstein-Ernstthal in Sachsen. In den Ort, der Rheinbergs Partnerstadt wurde. Noch im Oktober 1990. Nur wenige Wochen nach der Wiedervereinigung Deutschlands, die morgen gefeiert wird.

Einheit als Alltag

Hohenstein-Ernstthal ist für viele Rheinberger zur Brücke in die neuen Bundesländer geworden. Auch ein Garant dafür, dass die deutsche Einheit als Alltag empfunden wird, aber längst nicht als Selbstverständlichkeit. "Es gibt viele Beispiele deutsch-deutscher Partnerschaften. Die zwischen Rheinberg und Hohenstein-Ernstthal ist besonders gut geglückt", unterstreicht Erich Homilius, Oberbürgermeister von Hohenstein-Ernstthal, im Gespräch mit der RP. Gerade jetzt, am Jahrestag der Wiedervereinigung, werde klar, wie sehr diese partnerschaftlichen Beziehungen letztlich auch der Einheit auf die Beine geholfen haben.

Aus Rheinberg kam nicht nur materielle Hilfe. Es gab auch Unterstützung beim Aufbau einer demokratischen Verwaltung. "Wir haben bis weit in die 90-er Jahre junge Menschen aus Hohenstein-Ernstthal bei uns im Stadhaus ausgebildet", sagt Rheinbergs Bürgermeister Hans-Theo Mennicken.

Zu den Kontakten der Offiziellen kamen Begegnungen der Bürger. Und hier sieht Erich Homilius das eigentliche Phänomen: "Es ist bemerkenswert, wie lebendig die Partnerschaft 20 Jahre überstanden hat." Amtskollege Mennicken sieht das genau so: "Über Hohenstein-Ernstthal haben viele überhaupt erst einmal den Weg in den Osten gefunden." Von der Partnerstadt aus z.B. weiter nach Chemnitz, nach Dresden oder in die schöne Landschaft des Erzgebirges.

Begegnung der Jugend

Freiwillige Feuerwehr und DLRG, Schachklub, die beiden Partnerschaftsvereine, das Salon & Swing Orchester sind Eckpfeiler persönlicher Kontakte geworden. Die persönlichen Eindrücke helfen, die in manchen Stammtischgesprächen bis heute kursierenden Vorurteile zu entkräften", sagt Erich Homilus, "trotzdem müssen wir aufpassen, dass den Beziehungen im inzwischen vereinten Land nicht irgendwann die Puste ausgeht." Insoweit setzt der Oberbürgermeister große Hoffnungen in die Begegnung von jungen Menschen. Etwa in den Schüleraustausch, bei dem gerade wieder Mädchen und Jungen aus dem Lessing-Gymnasium Hohenstein-Ernsstthal in Rheinberg gelebt haben (RP berichtete).

(RP)
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