Solingen Ausstellung sorgt für Besucherrekorde

Solingen · Das Zentrum für verfolgte Künste zeigt in Krakau Werke polnischer, israelischer und deutscher Künstler.

Am 27. Januar jährte sich die Befreiung des Konzentrationslagers von Auschwitz zum 70. Mal. Aus diesem Anlass zeigte der Deutsche Bundestag in Berlin in Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus die Ausstellung "Der Tod hat nicht das letzte Wort - Kunst in der Katastrophe 1933-1945". Die von Jürgen Kaumkötter kuratierte und viel beachtete Ausstellung mit in Verstecken, Ghettos und Lagern entstandenen Werken war die erste Präsentation des Solinger Zentrums für verfolgte Künste nach seiner offiziellen Gründung.

"Die Bundestagsverwaltung gab das Ausstellungskonzept nach Israel und Polen. Aus beiden Ländern kam die Antwort, dass man diese Ausstellung übernehmen will", erzählt Dr. Rolf Jessewitsch, Direktor des Kunstmuseums. Jetzt wurde die Präsentation des Zentrums in einer von Kaumkötter in Zusammenarbeit mit Delfina Jalowik veränderten Form im Krakauer Museum für Gegenwartskunst MOCAK eröffnet. Hier wird sie bis Ende Oktober zu sehen sein.

Während im deutschen Generalkonsulat in Krakau Ausschnitte aus der Berliner Ausstellung "Der Tod hat nicht das letzte Wort" zu sehen sind, haben die beiden Kuratoren im MOCAK unter dem Titel "Polen - Israel - Deutschland: Auschwitz - eine Erfahrung" Werke von polnischen, israelischen und deutschen Künstlern versammelt - etwa Yehuda Bacon, Sigalit Landau und Michel Kichka. Yehuda Bacon gehört zur Gründergeneration des Staates Israel. Als Zeuge sagte er im ersten Frankfurter Auschwitzprozess und im Jerusalemer Eichmannprozess aus. Bacon war Professor an der Bezalel-Akademie in Jerusalem. Das Zeichnen lernte er bei Peter Kien in Theresienstadt. Seine Schülerin Sigalit Landau gehört zu den bekanntesten Künstlern Israels. Zwei Mal vertrat Landau ihr Land bereits auf der Biennale Venedig. Michel Kichka, der ebenfalls in Jerusalem lehrt, aber auch in Paris arbeitet, hat die Comic-Biografie "Die Zweite Generation" gezeichnet. In ihr verbindet Kichka die Verarbeitung der Shoa mit der eines lange scheinbar unauflöslichen Familientraumas: Kichkas väterliche Familie wurde durch die Nazis vernichtet.

Finanziell unterstützt wurde die Präsentation in Krakau durch das Auswärtige Amt der Bundesrepublik. "In den ersten vier Tagen kamen fast 10 000 Besucher in die Ausstellung des Zentrums für verfolgte Künste", freute sich Jessewitsch, der zur Eröffnung nach Krakau gereist war. "Innerhalb der ersten drei Stunden zählten die Mitarbeiter des MOCAK weit über 1000 Besucher in diesem Museum in der ehemaligen Schindlerfabrik."

Am zweiten Tag der Öffnung war der Andrang noch größer, wie der Solinger Museumsdirektor erzählt. "Im Rahmen der Langen Nacht der Museen sorgten über 7000 vor allem junge Menschen für einen neuen Besucherrekord in dem Krakauer Museum." Fast hätte die erste öffentliche Führung mit Jürgen Kaumkötter nicht stattfinden können - wegen Überfüllung.

Wer die Ausstellung "Polen - Israel - Deutschland: Auschwitz - eine Erfahrung" besuchen möchte: das Zentrum für verfolgte Künste bietet vom 6. bis zum 9. Juni eine Reise nach Krakau an. Die Reiseteilnehmer werden an der Abschlussveranstaltung der ARD-Aktion "Auschwitz und ich" mit dem ARD Intendanten Lutz Marmor teilnehmen. Eine Stadtführung durch die Altstadt und das jüdische Viertel Kazimierz stehen wie eine Exkursion zur Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau auf dem Programm. Zeit, um den Rynek Glowny, den größten erhaltenen mittelalterlichen Marktplatz im Zentrum Krakaus mit seinen Tuchhallen, der Marienkirche und zahlreichen Cafés zu genießen, wird auch sein.

(mit)
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