Bergischer Hc "Schön, dass wir das zu Hause feiern können"

Solingen · Christian Hoße und Arnor Gunnarsson feiern die letzten zwei Minuten an der Bank Arm in Arm hüpfend. Das Spiel des Bergischen HC gegen den HSV Handball ist zwar noch nicht vorbei, aber entschieden. Und da das Parallelspiel zwischen dem THW Kiel und GWD Minden mit einer 23:24-Niederlage der Gäste geendet ist, ist klar: Der Sieg über Hamburg bringt dem BHC vorzeitig den Klassenerhalt in der Handball-Bundesliga. Mit der Schlusssirene bricht der Jubel über das ganze Spielfeld aus, die Fans in der ausverkauften Wuppertaler Unihalle hält es schon lange nicht mehr auf den Sitzen, große Bierkrüge machen unter den Spielern die Runde, es wird getanzt, umarmt, gehüpft, gebrüllt.

Es dauert indes nicht allzu lange, bis die Freude über den 35:30 (19:12)-Sieg und den Ligaerhalt einer zufriedenen Ermattung gewichen ist. Hoße sieht tiefenentspannt aus, hat ein leichtes Lächeln aufgesetzt und nimmt sich wie stets Zeit für Fragen und Autogramme. Und dann kommt ein Bekenntnis, das man kaum glauben mag: "Dass der Klassenerhalt schon heute rechnerisch möglich ist, war mir nicht klar", sagt der Linksaußen und fügt hinzu: "Als ich die T-Shirts gesehen habe, habe ich gedacht: ,Entweder hat einer einen riesengroßen Fehler gemacht, oder wir sind jetzt durch'." Letzteres war zum Glück der Fall.

 Max Weiß und Christian Hoße (von links) hatten viel Spaß.

Max Weiß und Christian Hoße (von links) hatten viel Spaß.

Foto: Imago

Die von Hoße angesprochenen T-Shirts verkünden nicht bloß den Klassenerhalt, den Geschäftsführer Jörg Föste vorab bereits "als größten Erfolg der Vereinsgeschichte" eingestuft hat, sondern überbringen eine weitere positive Nachricht: Am 27. Dezember wird der Klub sein Heimspiel gegen Rekordmeister THW Kiel in der Lanxess-Arena in Köln austragen - ein erneutes Handball-Fest nach dem Bergischen Derby gegen Gummersbach am 12. Oktober 2014, das der BHC mit 28:26 gewann. Diese Botschaft bildet mit dem Klassenerhalt und der Vertragsverlängerung von Viktor Szilágyi (siehe gesonderten Artikel) einen positiven Dreiklang an diesem besonderen Abend.

 Nach dem Klassenerhalt spielt Viktor Szilágyi weiter für den BHC.

Nach dem Klassenerhalt spielt Viktor Szilágyi weiter für den BHC.

Foto: Imago

Besonders auch deshalb, weil der BHC erstmals in seiner noch jungen Vereinsgeschichte einen vergleichbaren Erfolg zu Hause erringen konnte: Der erste Bundesliga-Aufstieg 2011 wurde in Aue bejubelt, der Wiederaufstieg 2013 in Erlangen, der Klassenerhalt 2014 in Berlin. Nun ist Wuppertal der Schauplatz der Festivitäten, die Unihalle jener Ort, an dem die Rhein-Neckar Löwen, die Füchse Berlin, der TBV Lemgo, die SG Flensburg-Handewitt und nun der HSV besiegt wurden - die Heimstärke ist die Basis zum Klassenerhalt. "Es ist sehr schön, dass wir das zusammen zu Hause feiern können", sagt Szilágyi. "Ich wusste, mit dieser Halle können wir nicht verlieren", meint der diesmal bärenstarke Torwart Björgvin Gustavsson. Und Kreisläufer Max Weiß, der Emotionen wie kaum ein Zweiter lebt, ergänzt: "Es war eine überragende Stimmung in der Halle, von der ersten Sekunde an. Wir wussten, wir können das zu Hause klarmachen, der HSV hatte viele Verletzte und am Wochenende noch das EHF-Turnier gespielt. Die Vorzeichen waren gut, aber das muss man erst mal nutzen."

Der 26-Jährige, der in Abwehr und Angriff gegen Hamburg einmal mehr seinem Körper und den Gegnern alles abverlangte, erinnert sich: "Ich habe schon beim Aufstieg gesagt, dass der Klassenerhalt wichtiger ist. Und dieses Jahr war es ja auch eine besondere Situation mit vier Absteigern." Umso befriedigender, dass der Klassenerhalt ausgerechnet gegen den Verein gelang, der diese "besondere Situation" heraufbeschwor, weil er sich nach der Lizenzverweigerung noch in die Liga klagen konnte.

Von Genugtuung darüber ist man beim BHC aber weit entfernt, es überwiegt die pure Freude über das Erreichte. "Ich wusste, dass der Klassenerhalt heute rechnerisch möglich ist", sagt Kristian Nippes in Anlehnung an Hoßes eingangs erwähntes Bekenntnis, und der Halbrechte, dem Trainer Sebastian Hinze nach einer ganz starken Leistung die letzten Minuten auf der Bank und so dem A-Jugendlichen Brian Gipperich die ersten in der Bundesliga schenkte, berichtet: "Ich hatte ja zum Glück ein paar Auswechselspieler dabei, mit denen ich schon mal feiern konnte, als das Spiel in Kiel abgepfiffen war." Dass es dort so ungemein spannend war, hatte Nippes indes nur am Rande mitbekommen: "Ich bin froh, dass ich nur das Ergebnis gehört habe und nicht den Spielverlauf. Aber: Ob mit einem Tor oder höher - wir nehmen das auf jeden Fall." Und so ist die neue Saison in der Bundesliga dem BHC auch nicht mehr zu nehmen.

(RP)
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